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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Nahrung interessiert. Sie hätte ebensogut Heu essen oder sich wie ein Traktor auftanken können. Aber sie brauchten die Farm, um Bambus zu ziehen, den Nadia als Baumaterial in dem permanenten Habitat benutzen wollte, das sie bald zu errichten hoffte. Alles griff ineinander. Alle ihre Aufgaben fügten sich zusammen und waren gegenseitig notwendig. Als also Hiroko sich neben sie hinsetzte, sagte sie. »Ja ja, um acht da sein. Aber du kannst die permanente Farm nicht einrichten, bevor das Basishabitat fertig ist. Also solltest du mir morgen wirklich helfen, nicht wahr?«
    »Nein, nein«, sagte Hiroko lachend. »Aber übermorgen, okay?«
    Hirokos größter Konkurrent bei Arbeiterwünschen war Sax Russell und seine Mannschaft, die alle Fabriken auf einmal in Gang setzen wollten. Vlad und Ursula und die biomedizinische Gruppe waren darauf aus, ihre Labors aufzustellen und in Betrieb zu nehmen. Diese drei Teams schienen bereit, unbegrenzte Zeit in den Containern zu leben, so lange nur ihre Projekte vorankamen; aber zum Glück gab es eine Menge Leute, die nicht so sehr von ihrer Arbeit besessen waren, Menschen wie Maya und John und die übrigen Kosmonauten, die daran interessiert waren, so bald wie möglich in größere und besser geschützte Quartiere umzuziehen. Von ihnen würde Nadias Projekt also Unterstützung bekommen.
    Wenn Nadia mit Essen fertig war, brachte sie ihre Schüssel in die Küche und säuberte sie mit einem kleinen Putzlappen. Dann setzte sie sich zu Ann Clayborne, Simon Frazer und den anderen Geologen. Ann schien fast zu schlafen. Sie machte vormittags Märsche und lange Fahrten mit dem Rover. Dann arbeitete sie den ganzen Nachmittag schwer, um ihre Exkursionen aufzuarbeiten. Nadia fand sie recht angespannt und weniger erfreut, auf dem Mars zu sein, als sie gedacht hatte. Sie schien unwillig, an den Fabriken oder für Hiroko zu arbeiten. Tatsächlich arbeitete sie meistens für Nadia, von der man, da sie nur Unterkünfte zu bauen versuchte, wohl sagen konnte, daß sie dem Planeten weniger Schaden zufügte als die ehrgeizigeren Teams. Vielleicht war es das, vielleicht auch nicht - Ann sagte es nicht. Sie war schwer zugänglich und launisch - nicht auf die extravagante russische Art Mayas, sondern subtiler und, wie Nadia dachte, in einem mehr düsteren Register.
    Um sie herum räumten die Leute nach dem Essen auf und redeten. Sie sahen Listen durch und redeten. Sie drängten sich um Computerterminals und redeten, wuschen Wäsche und reinigten ihre Kleider und redeten, bis die meisten ausgestreckt in ihren Betten lagen und mit gedämpften Stimmen weiterredeten, bis sie einschliefen. »Es ist wie die erste Sekunde des Universums«, bemerkte Sax Russell und rieb sich müde das Gesicht. »Alles zusammengedrängt und keine Differenzierung. Nur ein Haufen heißer Partikel, die umhersausen.«

U nd das war bloß ein Tag, und der war wie alle Tage, einer nach dem anderen. Keine nennenswerte Wetteränderung außer einem gelegentlichen Wolkenfetzen oder einem besonders windigen Nachmittag. Hauptsächlich verliefen die Tage alle gleichförmig. Alles dauerte länger als geplant. Allein schon das Anlegen des Schutzanzugs und Verlassen der Habitate war anstrengend. Und dann mußte die ganze Ausrüstung erwärmt werden. Und obwohl sie nach gleichmäßigen Standards angefertigt war, brachte die internationale Natur der Geräte es mit sich, daß es unvermeidbar Schwierigkeiten beim Zusammenpassen und Funktionieren gab. Und dann der Staub! (»Nennt es nicht Staub!« beklagte sich Ann. »Das ist so, als wenn man Staub als Kies bezeichnet. Nennt es lieber Grus!«) Der drang in alles ein. Und die ganze körperliche Arbeit in der durchdringenden Kälte war so erschöpfend, daß sie langsamer vorankamen, als sie erwartet hatten. Es gab auch einige kleinere Verletzungen. Und schließlich gab es eine erstaunliche Menge von Arbeiten, von denen ihnen manche völlig neu waren. Zum Beispiel brauchten sie etwa einen Monat (sie hatten mit zehn Tagen gerechnet), nur um alle Frachtcontainer aufzumachen, ihren Inhalt zu prüfen und zu den entsprechenden Vorratslagern zu schaffen - dorthin, wo sie dann wirklich mit der Arbeit beginnen konnten.
    Danach konnten sie ernsthaft anfangen zu bauen. Und hier war Nadia in ihrem Element. Auf der Ares hatte sie nichts zu tun gehabt. Das war wie eine Art Winterschlaf für sie gewesen. Aber etwas zu bauen war ihr großes Talent, die Natur ihrer Begabung, geübt in der bitteren Schule Sibiriens. Sehr

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