Mars Trilogie 1 - Roter Mars
irgendeinen Nutzen haben sollte, mußten sie ein Fundament legen, das von unten nach oben aus Kies, Beton, Kies, Fiberglas, Regolith und schließlich behandeltem Boden bestand. Die Kuppel selbst würde aus doppelten Scheiben von dickem behandeltem Glas bestehen, um den Druck auszuhalten und UV-Strahlen abzuschwächen, sowie einen gewissen Prozentsatz an kosmischer Strahlung abzuhalten. Wenn das alles geschehen war, hätten sie ein zentrales Garten-Atrium von zehntausend Quadratmetern. Wirklich ein eleganter und befriedigender Plan. Aber während Nadia an den verschiedenen Aspekten des Bauwerks arbeitete, fand sie, daß ihr Geist abschweifte und ihr Magen sich verkrampfte. Maya und Frank sprachen nicht mehr miteinander in ihren offiziellen Funktionen, was darauf hinwies, daß ihre private Beziehung wirklich auf einem Tiefpunkt war. Und Frank schien auch nicht gewillt, mit John zu sprechen, was ein Jammer war. Die geplatzte Affäre zwischen Sasha und Yeli war zu einer Art Bürgerkrieg zwischen ihren Freunden geworden; und Hirokos Schar, Iwao, Paul, Ellen, Rya, Gene, Evgenia und der Rest, verbrachte, vielleicht in Reaktion auf all dies, jeden Tag draußen im Atrium oder in den Gewächshäusern. Sie lebten da draußen zusammen, mehr zurückgezogen denn je. Vlad und Ursula und der Rest des medizinischen Teams waren so in Forschungen vertieft, daß klinische Arbeit mit den Kolonisten fast unterblieb, was Frank erboste. Und die Geningenieure verbrachten ihre ganze Zeit draußen in dem umgewandelten Anhängerpark, in den Labors.
Und dennoch verhielt sich Michel, als wäre nichts abnormal und als wäre er nicht der psychologische Beamte der Kolonie. Er verbrachte viel Zeit damit, französisches Fernsehen anzuschauen. Als Nadia ihn wegen Frank und John fragte, machte er nur ein ausdrucksloses Gesicht.
Sie waren jetzt seit 420 Tagen auf dem Mars, und die ersten Sekunden ihres Universums waren vergangen. Sie kamen nicht mehr zusammen, um die Arbeit des nächsten Tages zu planen oder zu besprechen, was sie machten. »Zu beschäftigt«, sagten die Leute zu Nadia, wenn sie fragte. »Nun, das ist zu kompliziert zu beschreiben, weißt du. Du würdest dabei einschlafen. Mir geht es jedenfalls so.« Und so weiter.
Und dann sah sie, in stillen Momenten mit ihrem geistigen Auge die schwarzen Dünen, das weiße Eis, die Silhouetten der Gestalten vor dem Himmel eines Sonnenuntergangs. Sie erbebte dann und kam mit einem Seufzer wieder zu sich. Ann hatte tatsächlich einen neuen Ausflug arrangiert und war fort, diesmal nach Süden zu den nördlichsten Armen der großen Valles .Marineris, um noch mehr unvorstellbare Wunder zu schauen. Aber Nadia wurde im Basislager gebraucht, ob sie mit Ann in die Canyons losziehen wollte oder nicht. Maya beklagte sich darüber, wieviel Ann fort war. »Es ist klar, daß sie und Simon etwas angefangen haben und nun da draußen Flitterwochen feiern, während wir hier drinnen schuften.« Das war Mayas Art, die Dinge anzuschauen. Das wäre nötig, um Maya so glücklich zu machen, wie Ann klang, wenn sie anrief. Aber Ann war in den Canyons; und das allein genügte, um sie so heiter zu stimmen. Falls sie und Simon ein Verhältnis angefangen hätten, wäre das nur eine natürliche Fortsetzung davon, und Nadia hoffte, es wäre so. Sie wußte, daß Simon Ann liebte, und sie hatte in Ann eine immense Einsamkeit gespürt, etwas, das einen menschlichen Kontakt brauchte. Wenn sie nur wieder mit ihnen beisammen sein könnte!
Aber sie mußte arbeiten. Also arbeitete sie. Sie scheuchte Leute auf den Baustellen umher, sie stolzierte über die Bauplätze und schalt die nachlässige Arbeit ihrer Freunde. Ihre Versehrte Hand hatte während der Reise wieder etwas Kraft gewonnen, so daß sie wieder Traktoren und Bulldozer fahren konnte. Sie verbrachte damit lange Tage. Aber es war nicht mehr dasselbe.
Bei L s = 208° kam Arkady zum ersten Mal auf den Mars herunter. Nadia ging zu dem neuen Raumhafen hinaus und stand am Rande der breiten Fläche aus staubigem Zement, um die Ankunft zu beobachten. Sie hüpfte von einem Fuß auf den anderen. Der ockerfarbene Zement trug schon die gelben und braunen Flecken früherer Landungen. Arkadys Kokon erschien an dem roten Himmel, ein weißer Punkt und dann eine gelbe Flamme wie eine umgedrehte Gasfackel. Schließlich löste er sich zu einer geodätischen Halbkugel auf mit Raketen und Beinen darunter, die auf einer Feuersäule herunterschwebte und mit unirdischer Sanftheit direkt auf
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