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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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konnte.
    »Es ist sehr elegant«, sagte er und strich mit einer Hand über die Backsteine. »Wirklich, Nadia, ganz Underhill ist prächtig. Ich kann deine Hand überall daran erkennen.«
    Erfreut ging sie an einen Schirm und rief die Pläne für ein größeres Habitat auf, an denen sie gearbeitet hatte. Drei Reihen von Kammern mit gewölbter Decke unter der Oberfläche übereinander, in einer Wand eines sehr tiefen Grabens, Spiegel an der gegenüberliegenden Seite, um Sonnenlicht in die Räume zu lenken ... Arkady nickte und zeigte grinsend auf den Schirm. Er stellte Fragen und machte Vorschläge: »Eine Arkade zwischen den Räumen und der Mauer für freien Platz. Und jedes Stockwerk gegenüber dem darunterliegenden etwas zurückgesetzt, so daß jeder einen Balkon hat, der die Arkade überschaut...«
    »Ja, das sollte möglich sein...« Und sie tasteten an dem Computer, um die Architekturskizze zu verändern, während sie redeten.
    Später gingen sie in das überdachte Atrium. Sie standen unter hohen Büscheln von schwarzen Bambusblättern. Die Pflanzen waren noch in Töpfen, während der Boden vorbereitet wurde. Es war ruhig und dunkel.
    Arkady sagte leise: »Vielleicht könnten wir dieses Areal um ein Stockwerk absenken. Fenster und Türen in eure Gewölbe schneiden und sie aufhellen.«
    Nadia nickte. »Wir haben daran gedacht und werden es tun. Aber es geht langsam, so viel Erdreich durch Schleusen hinauszuschaffen.« Sie schaute ihn an. »Aber was ist mit uns, Arkady? Bis jetzt haben wir nur über die Infrastruktur gesprochen. Ich sollte meinen, daß schöne Gebäude ziemlich weit unten auf der Liste der Dinge stehen, die zu tun wären.«
    Arkady grinste. »Nun, vielleicht sind alle Dinge weiter oben auf der Liste schon erledigt.«
    »Was? Höre ich, daß Arkady Nikelyovich das sagt?«
    »Nun, du weißt - ich beklage mich nicht bloß, um mich zu beklagen, Miss Neun-Finger. Und die Art, wie die Dinge hier gelaufen sind, kommt dem sehr nahe, was ich während der Ausreise gesagt habe. So nahe, daß es töricht wäre, sich zu beklagen.«
    »Ich muß zugeben, du überraschst mich.«
    »Wirklich? Denk aber daran, wie ihr alle in diesem letzten Jahr zusammengearbeitet habt.«
    »Halbjahr.«
    Er lachte. »Halbjahr. Und während dieser ganzen Zeit besaßen wir keine Lander, wirklich. Diese abendlichen Zusammenkünfte, wenn ein jeder das Sagen hat und die Gruppe entscheidet, was am dringendsten zu tun ist. So sollte es sein. Und keine Zeit vergeuden mit Kaufen oder Verkaufen, weil es keinen Markt gibt. Alles hier gehört allen gleichermaßen. Und niemand von uns kann irgend etwas, das wir besitzen, ausbeuten, weil es außer uns keinen möglichen Käufer gibt. Es ist eine kommunale Gesellschaft geworden. Alle für einen und einer für alle.«
    Nadia seufzte. »Arkady, die Dinge haben sich geändert. Es ist nicht mehr so. Und es ändert sich ständig noch mehr. Also wird es nicht dauern.«
    »Warum sagst du das?« rief er. »Es wird dauern, wenn wir uns dafür entscheiden, daß es dauern wird.«
    Sie sah ihn skeptisch an. »Du weißt, das ist nicht so einfach.«
    »Nun ja, das ist es nicht. Aber es liegt in unserer Macht.«
    »Vielleicht.« Sie seufzte wieder, dachte an Maya und Frank, an Phyllis, Sax und Ann. »Es gibt schrecklich viel Streit.«
    »Das macht nichts, solange wir uns über gewisse grundlegende Dinge einig sind.«
    Sie schüttelte den Kopf und rieb sich die Narbe mit den Fingern ihrer anderen Hand. Der fehlende Finger juckte. Sie fühlte sich plötzlich bedrückt. Über ihnen zeichneten sich die langen Bambusblätter vor den Sternen ab. Sie sahen aus wie Spritzer eines gigantischen Bazillus. Beide gingen sie den Weg zwischen Getreidebeeten entlang. Arkady ergriff ihre verstümmelte Hand und schaute auf die Narbe, bis es ihr lästig wurde, und sie sie zurückziehen wollte. Er hob sie hoch und gab dem jetzt freiliegenden Knöchel an der Wurzel des Ringfingers einen Kuß. »Du hast starke Hände, Miss Neun-Finger.«
    »Früher habe ich das gemacht.« Sie machte eine Faust und hielt sie empor.
    »Eines Tages wird Vlad dir einen neuen Finger wachsen lassen«, versicherte er, nahm ihre Faust und öffnete sie. Dann hielt er die Hand fest, während sie weitergingen. Er sagte: »Das erinnert mich an das Arboretum in Sevastopol.«
    »Mmm«, machte Nadia. Sie hörte nicht richtig hin und achtete auf den warmen Druck seiner Hand in der ihren und ihre eng verschlungenen Finger. Auch er hatte starke Hände. Sie war

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