Mars Trilogie 1 - Roter Mars
Betten, einer winzigen Küche, einer noch kleineren Toilette und dem engen Tunnel, der notwendig war, um dazwischen herumzukriechen. Es war reichlich eng, aber zum Glück hatten beide Seiten der Gondel Fenster an den Seiten; und diese boten, obwohl etwas durch Windmühlen blockiert, eine Menge Licht und gute Sicht.
Das Abheben beim Start war langsam. Arkady löste die von den drei Anlegemasten ausgehenden Taue mit dem Umlegen eines Knebels im Cockpit. Die Turboprops arbeiteten heftig, aber sie hatten es mit Luft zu tun, die nur zwölf Millibar dicht war. Das Cockpit schaukelte langsam auf und ab und bog sich mit dem inneren Gerüst. Und jeder Auf- und Abhüpfer führte etwas höher über den Boden. Für jemanden, der an Raketenstarts gewöhnt war, wirkte das komisch.
»Laß uns dreisechzig nehmen und Underhill ansehen, ehe wir wegfahren«, sagte Arkady, als sie fünfzig Meter hoch waren. Er neigte das Schiff auf die Seite, und sie machten eine langsame weite Kurve, wobei sie aus Nadias Fenster blickten. Fahrspuren, Löcher, Haufen von Regolith, alles dunkelrot vor der staubig orangenen Oberfläche der Ebene - es sah aus, als hätte ein Drache mit großer Klaue hinuntergelangt und ab und zu Blut gesogen. Underhill befand sich im Zentrum der Wunden und bot an sich einen hübschen Anblick, ein dunkelrotes Quadrat als Rahmen für ein leuchtendes Juwel aus Glas und Silber, mit unter der Kuppel eben erkennbarem Grün. Von ihm ausgehend führten die Straßen nach Osten zu Tschernobyl und nach Norden zu den Raumflugfeldern. Und oberhalb davon lagen die grünen Blasen von Gewächshäusern, und dann war da der Anhängerpark...
»Das Alchemistenviertel sieht immer noch aus wie etwas aus dem Ural«, sagte Arkady. »Wir müssen wirklich etwas daran tun.« Er lenkte das Luftschiff aus seiner Kurve und wendete es mit dem Wind nach Osten. »Sollte ich uns über Tschernobyl bringen und den Aufwind einfangen?«
»Warum sehen wir nicht einmal, was dieses Ding ohne Unterstützung kann?« fragte Nadia. Sie fühlte sich leicht, als ob der Wasserstoff in den Ballons auch sie angefüllt hätte. Die Aussicht war eindrucksvoll, der dunstige Horizont vielleicht hundert Kilometer entfernt, die Konturen des Landes alle klar sichtbar - die leichten Buckel und Senken von Lunae, die Berge und Canyons des von Kanälen durchzogenen Geländes im Osten. »Oh, das wird wundervoll werden!«
»Ja.«
Es war tatsächlich bemerkenswert, daß sie früher noch nie so etwas unternommen hatten. Aber Fliegen war auf dem Mars nicht einfach wegen der dünnen Atmosphäre. Sie hatten die beste Lösung erwählt: Ein Luftschiff, so groß und leicht wie möglich, gefüllt mit Wasserstoff, der sich in der Luft des Mars nicht entzündete und relativ zu seiner Umgebung leichter war, als er auf der Erde gewesen wäre. Wasserstoff und die letzten Errungenschaften in superleichten Materialien gaben ihnen den Auftrieb, um eine Fracht wie ihre Windmühlen zu befördern. Aber mit einer solchen Last an Bord waren sie lächerlich träge.
Und so drifteten sie dahin. Den ganzen Tag über durchquerten sie die leicht hüglige Ebene von Lunae Planum, vom Wind nach Südosten getrieben. Eine oder zwei Stunden lang konnten sie am Südhorizont Juventa Chasma erkennen, einen klaffenden Canyon, die wie eine riesige Bergwerksgrube aussah. Weiter östlich wurde das Land gelblich. Es war weniger Schotter an der Oberfläche, und das darunter liegende Urgestein war zerknitterter. Es gab auch viel mehr Krater - große und kleine, mit scharfen Rändern oder fast verschüttet. Dies war Xanthe Terra, ein Hochland, das topographisch dem südlichen Bergland ähnelte und hier nach Norden zwischen die Tiefebenen von Chryse und Isidis hineinragte. Sie würden sich einige Tage lang über Xanthe befinden, wenn die vorherrschenden Westwinde ihnen treu blieben.
Sie kamen mit lassigen zehn Kilometern in der Stunde voran. Die größte Zeit flogen sie in etwa hundert Metern Höhe, wodurch der Horizont ungefähr fünfzig Kilometer entfernt lag. Sie hatten Zeit, sich alles genau anzuschauen, was sie wollten, obwohl Xanthe sich als wenig mehr denn eine ständige Folge von Kratern herausstellte.
Spät an diesem Nachmittag neigte Nadia den Bug des Luftschiffs nach unten und kurvte in den Wind. Sie sanken bis auf zehn Meter über dem Boden und warfen dann ihren Anker aus. Das Schiff stieg, zerrte an seinem Tau und rückte abwindig zum Anker, an dem es wie ein dicker Spielzeugdrache zappelte. Nadia und Arkady
Weitere Kostenlose Bücher