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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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fünf kleineren Kratern punktiert waren, Krater, so frisch, als wären sie erst gestern eingeprägt worden, Krater, die in der Dämmerung kaum zu erkennen waren als verschüttete Bögen in dem alten Plateau. Sie kamen über Schiaparelli, einen mächtigen alten Krater von hundert Kilometern Durchmesser. Als sie über seinen inneren Zentralberg schwebten, bildeten die Kraterwände den Horizont, einen perfekten Ring von Hügeln rings um den Rand der Welt.
    Danach wehten Winde einige Tage lang von Süden her. Sie erhaschten einen Blick auf Cassini, einen anderen großen Krater, und flogen über Hunderte kleinerer. Sie setzten täglich einige Windmühlen ab; aber der Flug gab ihnen ein stärkeres Gefühl für die Größe des Planeten, und das Projekt kam ihnen immer mehr wie ein Scherz vor, als ob sie über die Antarktis flögen und das Eis durch Absetzen einer Anzahl von Campingöfen zu schmelzen versuchten. »Man muß Millionen einsetzen, um irgendeinen Unterschied zu bewirken«, sagte Nadia, als sie nach einem weiteren Absetzen wieder aufstiegen.
    »Stimmt«, sagte Arkady. »Sax würde auch gern Millionen einsetzen. Er hat ein automatisches Montageband, das sie laufend auswirft. Nur die Verteilung ist das Problem. Und außerdem ist es auch ein Teil der Kampagne, die er plant.« Er zeigte nach hinten auf den letzten Bogen von Cassini, der den ganzen Nordwesten umspannte. »Sax möchte gern noch ein paar Löcher mehr herausschlagen wie dieses hier. Vom Saturn einige kleine Eismonde einfangen oder vom Asteroidengürtel, wenn er welche finden kann, und die dann in den Mars hineinjagen. Heiße Krater erzeugen, den Permafrost schmelzen. Sie werden wie Oasen sein.«
    »Würden das nicht trockene Oasen sein? Man würde beim Eintritt das meiste Eis verlieren, und der Rest würde beim Kontakt verschwinden.«
    »Sicher, aber wir können auch in der Luft mehr Wasserdampf brauchen.«
    »Es würde aber nicht einfach verdampfen, sondern in seine atomaren Bestandteile zerfallen.«
    »Einiges davon. Aber auch von Wasserstoff und Sauerstoff könnten wir mehr gebrauchen.«
    »Also wollt ihr Wasserstoff und Sauerstoff vom Saturn holen? Na na, es gibt hier schon Mengen von beidem. Man müßte nur etwas von dem Eis zerlegen.«
    »Nun, auch das ist eine seiner Ideen.«
    »Ich kann es gar nicht erwarten zu hören, was Ann dazu sagt.« Sie seufzte und dachte darüber nach. »Was man tun müßte, wäre, glaube ich, einen Eis-Asteroiden streifend durch die Atmosphäre zu jagen, als ob man ihn aerodynamisch abbremsen wollte. Da würde er verglühen, ohne daß die Moleküle zerfielen. So bekommt man Wasserdampf in die Atmosphäre, der helfen würde. Und man müßte nicht die Oberfläche bombardieren mit Explosionen, die so stark sind wie hundert Wasserstoffbomben auf einmal.«
    Arkady nickte. »Eine gute Idee! Das solltest du Sax erzählen.«
    »Mach du das!«
    Östlich von Cassini wurde das Terrain rauher denn je. Dies war eine der ältesten Oberflächen des Planeten, schon in den frühesten Jahren des Bombardements mit Meteoriten von zahllosen Kratern zernarbt. Ein höllisches Zeitalter, diese Frühzeit. Das konnte man an der Landschaft erkennen. Ein Niemandsland aus einem titanischen Stellungskrieg. Sein Anblick erzeugte nach einiger Zeit eine gewisse Abstumpfung, eine kosmologische Schützengrabenneurose.
    Sie flogen weiter - nach Osten, Nordosten, Südosten, Süden, Nordosten, Westen, Osten und wieder Osten. Endlich kamen sie an das Ende von Xanthe und begannen den langen Abhang von Syrtis Major Planitia hinabzusteigen. Das war eine Lava-Ebene, viel weniger dicht von Kratern übersät als Xanthe. Das Land senkte sich immer weiter, bis sie schließlich über ein Becken mit glattem Boden drifteten: Isidis Planitia, eine der niedrigsten Stellen auf dem Mars. Sie war das Kernstück der nördlichen Hemisphäre und wirkte nach den Gebirgen des Südens besonders glatt, flach und niedrig. Und sie war auch ein sehr großes Gebiet. Es gab auf dem Mars wirklich eine Menge Land.
    Als sie dann eines Morgens wieder auf Marschhöhe aufstiegen, erhob sich ein Trio von Bergspitzen über den Osthorizont. Sie waren nach Elysium gekommen, dem einzigen anderen der Tharsis ähnlichen >Buckelkontinente<, die der Planet besaß. Elysium war eine kleinere Ausbuchtung als Tharsis, aber immer noch groß, ein hoher Kontinent, tausend Kilometer lang und um zehn Kilometer höher als das umgebende Gelände. Wie Tharsis war er beringt mit Flecken aus zerstückeltem Terrain,

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