Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
Quadratzentimeter der Marsoberfläche erforderte. Sax hatte bei seinen Modellen immer einen Mittelwert von ungefähr 274 K angestrebt, weil damit der Planet warm genug sein würde, um einen großen Teil des Jahres eine aktive Hydrosphäre zu haben und damit eine Biosphäre. Viele Leute befürworteten eine noch stärkere Erwärmung, aber Sax sah das Bedürfnis dafür nicht ein.
Auf jeden Fall wurden alle Verfahren, dem System Wärme zuzuführen, danach beurteilt, wie stark sie die globale mittlere Temperatur gesteigert hatten. Und dieses Poster, das die Wirkung von Saxens kleinen Windmühlenerhitzern prüfte, schätzte, daß diese während mehr als sieben Jahrzehnten nicht mehr als 0,05 K beigetragen hätten. Und er konnte nichts Falsches in den verschiedenen Annahmen und Berechnungen des Posters finden. Natürlich war Erwärmung nicht der einzige Grund gewesen, weshalb er die Windmühlen verteilt hatte. Er hatte auch Wärme und Schutz für einen früh manipulierten Kryptoendolithen schaffen wollen, den er auf der Oberfläche testen wollte. Aber alle diese Organismen waren kurz nach ihrer Freisetzung gestorben oder bald danach. Somit konnte man das Projekt nicht gerade zu seinen besseren Bemühungen zählen.
Er ging weiter. >Anwendung von chemischen niveaumanipulierten Daten bei hydrochemischem Modellieren: Dao Vallis Watershed Hellas.< >Erhöhung von CO2-Toleranz bei Bienen. < >Epilimnetische Säuberung von Comptonausfall in den glazialen Seen von Marineris.< Beseitigung von Grus aus Reaktionsspurschienen. < >Globale Erwärmung als Folge freigesetzter Karbone.<
Dies ließ ihn wieder innehalten. Das Poster war die Arbeit des Atmosphärenchemikers S. Simmon und einiger seiner Studenten. Seine Lektüre bewirkte, daß Sax sich erheblich besser fühlte. Als er 2042 zum Chef des Terraformungsprojekts gemacht wurde, hatte er sofort den Bau von Fabriken zur Produktion und Freisetzung in die Atmosphäre von einer besonderen Gewächshausgasmischung veranlaßt, die hauptsächlich aus Karbontetrafluorid, Hexafluoräthan und Schwefelhexafluorid bestand, neben etwas Methan und Stickoxid. Das Poster bezeichnete dieses Gemisch als >russischenCocktail<, wie sein Echus-Overlook-Team es in den alten Tagen genannt hatte. Die Halokarbone darin waren starke Gewächshausgase; und das Beste an ihnen war, daß sie nach außen gehende planetare Strahlung im Bereich von acht bis zwölf Mikron absorbierten, in dem sogenannten >Fenster<, wo weder Wasserdampf noch Kohlendioxid viel absorbierende Kraft besaßen. Dieses Fenster hatte, wenn es offen war, phantastische Wärmemengen wieder in den Weltraum entweichen lassen; und Sax hatte schon früh den Versuch befürwortet, es zu schließen, indem er genug von dem Cocktail freiließ, daß er zehn oder zwanzig Teile pro Million der Atmosphäre ausmachen würde, gemäß dem alten klassischen Modell von McKay et al. Darum wurden von 2042 an große Anstrengungen unternommen, automatisierte Produktionsstätten für Kohlenstoff, Schwefel und Fluorit zu errichten, deren Ertrag in die Atmosphäre entlassen wurde. Die hinausgepumpten Mengen waren jedes Jahr gesteigert worden, auch nachdem die zwanzig Teile pro Million erreicht waren, weil man diese Proportion in der immer dichter werdenden Atmosphäre beibehalten wollte und auch weil man die ständige Zerstörung von Halokarbonen durch UV-Strahlung ausgleichen mußte.
Und wie die Tabellen in dem Simmon-Poster verdeutlichten, hatten die Fabriken über 2061 und in den folgenden Dekaden weiter gearbeitet. Sie hielten das Niveau bei etwa sechsundzwanzig Teilen pro Million. Das Poster folgerte, daß diese Einleitung die Atmosphäre um rund 12 K erwärmt hätte.
Sax ging weiter mit einem kleinen Lächeln im Gesicht. Zwölf Grad! Nun, das war etwas - mehr als zwanzig Prozent der ganzen Wärme, die sie brauchten. Und das alles durch die frühe und ständige Freisetzung eines hübsch konzentrierten Gascocktails. Das war wirklich elegant. Einfache Physik hatte etwas so Tröstliches an sich ...
Aber inzwischen war es zehn Uhr, und H. X. Borazjani, einer der besten Atmosphärenphysiker auf dem Mars, begann eine grundsätzliche Rede über die globale Erwärmung. Offenbar hatte er vor, seine Berechnungen über die Beiträge aller Versuche zur Erwärmung kundzutun, die bis 2100 gemacht worden waren, dem Jahr, ehe die Soletta in Tätigkeit getreten war. Nach der Beurteilung individueller Beiträge versuchte er herauszubekommen, ob irgendwelche synergistische
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