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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Effekte abliefen. Sein Vortrag war darum einer der entscheidenden Beiträge zur Konferenz, da die Arbeit so vieler anderer Leute darin erwähnt und beurteilt werden würde.
    Der Vortrag fand in einem der größten Konferenzräume statt, und der Saal war bei dieser Gelegenheit mit einigen tausend Personen dicht besetzt. Sax schlüpfte gerade zu Beginn hinein und stand im Hintergrund hinter der letzten Sitzreihe.
    Borazjani war ein kleiner Mann mit dunkler Haut und weißem Haar, der mit einem Zeigestock vor einem großen Schirm sprach, der jetzt Videobilder der verschiedenen Erwärmungsmethoden zeigte, die man versucht hatte. Schwarzer Staub und Flechten an den Polen, die orbitalen Spiegel, die vom Erdmond herübergesegelt waren, die Moholes, die Fabriken für Gewächshausgase, die Eisasteroiden, welche in der Atmosphäre verbrannten, die denitrifizierenden Bakterien und alle übrigen Biota.
    Sax hatte in den 2040er und 50er Jahren jeden einzelnen dieser Prozesse initiiert und betrachtete das Video mit noch mehr Interesse als das übrige Auditorium. Die einzige naheliegende Strategie zur Erwärmung, die er in den frühen Jahren vermieden hatte, war die massive Freisetzung von Kohlendioxid in die Atmosphäre. Deren Befürworter hatten einen wilden Gewächshauseffekt auslösen und eine CO2-Atmosphäre bis hin zu 2 Bar schaffen wollen mit dem Argument, daß dadurch der Planet mächtig aufgeheizt werden und UV-Strahlung abgehalten und ein rasantes Pflanzenwachstum die Folge sein würde. Das war ohne Zweifel alles wahr, aber für Menschen und andere Tiere würde es giftig sein; und obwohl Befürworter des Planes von einer zweiten Phase sprachen, die das Kohlendioxid aus der Atmosphäre hinausfegen und durch ein atembares Gas ersetzen würde, waren ihre Methoden ebenso vage wie ihre Zeitskalen, die von einhundert bis zu zwanzigtausend Jahren schwankten. Und der Himmel würde während dieser ganzen Zeit milchweiß sein.
    Sax hielt das nicht für eine elegante Lösung des Problems. Er bevorzugte sein Einphasenmodell, das direkt auf das letzte Ziel hinstrebte. Es bedeutete, daß sie etwas knapp an Wärme gewesen waren; aber Sax hielt diesen Nachteil der Mühe für wert. Und er hatte sein Bestes getan, um Ersatz für die Wärme zu finden, die das Kohlendioxid zusätzlich erbracht haben würde, wie zum Beispiel die Moholes. Leider lag Borazjanis Abschätzung der von den Moholes gelieferten Wärme recht niedrig. Sie hatten alles in allem vielleicht 5 K zur mittleren Temperatur beigetragen. Nun, da konnte man nichts machen, dachte Sax, als er in seinen Computer Notizen eingab. Die einzige gute Wärmequelle war die Sonne. Darum seine aggressive Einführung der orbitalen Sonnenspiegel, die jährlich wuchsen, indem Sonnensegler von Luna kamen, wo ein sehr leistungsfähiger Produktionsprozeß sie aus lunarem Aluminium herstellte. Diese Flotten waren, wie Borazjani sagte, so groß geworden, daß sie inzwischen mehr als 8 K zur mittleren Temperatur beitrugen.
    Die reduzierte Albedo, eine Bemühung, die nie sehr streng verfolgt worden war, hatte etwas mehr als 2 Grad hinzugefügt. Die etwa zweihundert Kernreaktoren rings um den Planeten hatten weitere 1,5 Grad geliefert.
    Dann kam Borazjani auf den Cocktail aus Gewächshausgasen zu sprechen. Aber anstatt die Zahl von 12 K aus Simmons Poster zu benutzen, schätzte er sie auf 14 K und zitierte einen zwanzig Jahre alten Aufsatz von J. Watkins, der diese Annahme stützte. Sax hatte Berkina in der Reihe hinter ihm sitzen sehen. Jetzt rutschte er hinüber und beugte sich nach unten, bis sein Mund an Berkinas Ohr lag. Er flüsterte: »Warum benutzt er die Arbeit von Simmon?«
    Berkina grinste und flüsterte zurück: »Vor ein paar Jahren hat Simmon einen Aufsatz veröffentlicht, in dem er einen sehr komplexen Wert für die Wechselwirkung von UV mit Halokarbonen von Borazjani angenommen hatte. Er hat ihn leicht verändert und das jenes erste Mal Borazjani zugeschrieben. Aber als er ihn später benutzte, hat er nur seinen eigenen Artikel zitiert. Das machte Borazjani wütend, und er denkt, daß Simmons Aufsätze über dieses Thema ohnehin von Watkins abgeleitet sind. Also geht er immer, wenn er über Erwärmung spricht, auf Watkins' Werk zurück und tut so, als ob es das Zeug von Simmon überhaupt nicht gäbe.«
    »Ah!« sagte Sax. Er richtete sich auf und lächelte wider Willen über Borazjanis subtile, aber vielsagende Rache. Und Simmon saß mit einem mürrischen Gesicht im

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