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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Subarashii-Labor erhob sich, um zu verkünden, daß später in der Konferenz ein Demonstrationsgespräch über die Soletta und die Luftlinse stattfinden würde, wo einige dieser Punkte großenteils geklärt werden sollten. Ehe er sich wieder setzte, fügte er hinzu, daß etliche Fehler im Einphasenmodell die Schaffung eines Zweiphasenmodells als fast geboten erscheinen ließen.
    Die Leute rollten dabei die Augen, und Borazjani erklärte, daß die nächste Zusammenkunft im Raum anfangen müsse. Niemand hatte zu diesem geschickten Modell Bemerkungen gemacht, das alle Beiträge zu den verschiedenen Wärmemethoden so plausibel aussortiert hatte. Aber in gewisser Weise war das ein Zeichen von Respekt. Niemand hatte das Modell in Frage gestellt. Borazjanis Überlegenheit auf diesem Gebiet galt als sicher. Jetzt standen die Leute auf, und einige gingen hin, um mit ihm zu sprechen, und tausend Gespräche brachen aus, als sich der Rest der Teilnehmer aus dem Raum ergoß und sich in die Gänge verteilte.
     
    Sax ging mit Berkina zum Essen in einem Cafe am Fuße der Branch Mesa. Um sie herum aßen Wissenschaftler aus allen Gegenden des Mars und sprachen über die Ereignisse des Morgens. »Wie nehmen an, es ist ein Teil pro Milliarde.«
    »Nein, Sulfate verhalten sich konservativ.« Es klang so, als ob die Leute am Nachbartisch annahmen, es würde ein Übergang zum Zweiphasenmodell stattfinden. Eine Frau sagte etwas über die Erhöhung der mittleren Temperatur auf 295 K, sieben Grad höher als der Durchschnitt auf der Erde.
    Sax verdrehte die Augen bei all diesen Eindrücken von Eile oder Gier nach Wärme. Er sah keinen Grund, über den Fortschritt enttäuscht zu sein, der bisher erreicht wurde. Das letzte Ziel des Projekts war schließlich nicht einfach Wärme, sondern eine annehmbare Oberfläche. Die bisherigen Resultate schienen keinen Grund zur Klage zu geben. Die Atmosphäre hatte jetzt durchschnittlich 160 Millibar als Normalwert und bestand etwa zu gleichen Teilen aus Kohlendioxid, Sauerstoff und Stickstoff, mit Spuren von Argon und anderen Gasen. Das war nicht die Mischung, welche Sax am Ende sehen wollte. Aber sie war das Beste, das sie dem Fundus an flüchtigen Stoffen für den Anfang zu geben vermochten. Es stellte einen substantiellen Schritt auf dem Weg zu der endgültigen Mischung dar, die Sax beabsichtigte. Sein Rezept für diese Mischung war nach der frühen Formulierung von Fogg:
     
    300 Millibar Stickstoff
160 Millibar Sauerstoff
30 Millibar Argon, Helium etc.
10 Millibar Kohlendioxid.
    Mithin Gesamtdruck am Normalpunkt: 500 Millibar.
     
     
    Alle diese Beträge waren durch physikalische Erfordernisse und Beschränkungen verschiedener Art festgelegt worden. Der Gesamtdruck mußte hoch genug sein, um Sauerstoff ins Blut zu drücken; und 500 Millibar erhielt man auf der Erde in Höhen von ungefähr viertausend Metern, nahe der Obergrenze, bei der Menschen ständig leben konnten. Wenn das nun die Obergrenze war, dann wäre es am besten, wenn eine solch dünne Atmosphäre mehr als den irdischen Prozentsatz an Sauerstoff enthielte. Aber es durfte nicht zu viel mehr sein, weil sonst Feuer schwer zu löschen sein würden. Inzwischen mußte der Sauerstoff unter 10 Millibar gehalten werden, da er sonst giftig wäre. Was Stickstoff betraf, je mehr, desto besser. Tatsächlich wären 780 Millibar ideal; aber der gesamte Bestand an Stickstoff auf dem Mars wurde jetzt auf weniger als 400 Millibar geschätzt. Also waren 300 Millibar so viel, wie man vernünftigerweise in die Luft schicken könnte, und vielleicht noch mehr. Mangel an Stickstoff war in der Tat eines der größten Probleme, mit denen die Terraformungsbemühung konfrontiert war. Man brauchte mehr, als man hatte, sowohl in der Luft wie im Boden.
    Sax starrte auf seinen Teller und aß schweigend. Er dachte angestrengt über alle diese Faktoren nach. Die Diskussionen des Vormittags hatten ihm Grund zur Frage gegeben, ob er damals 2042 die richtigen Entscheidungen getroffen hatte, ob der Bestand an flüchtigen Stoffen seinen Versuch rechtfertigen würde, direkt in einer einzigen Stufe eine für Menschen erträgliche Oberfläche anzusteuern. Nicht, daß man jetzt sehr viel daran tun könnte. Und wenn er alles bedachte, glaubte er immer noch, daß diese Entscheidungen richtig gewesen waren; shikata ga nai, wirklich, wenn sie noch bei ihren Lebzeiten frei auf der Oberfläche des Mars herumgehen wollten. Selbst wenn ihre Lebensdauer erheblich verlängert sein

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