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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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... Er strengte sich an und drückte, als ob die Welt einfröre, als ob er nicht nur Sax, sondern auch Simon zurückholen könnte, wenn er heftig genug drückte. »Warum Sax?« sagte er leise in das Ohr bei seiner Hand. »Aber warum? Warum Sax? Warum nur?«
    Der Perfluorkohlenstoff sprudelte. In dem übermäßig stark beleuchteten Raum summte es. Die Ärzte arbeiteten an den Maschinen und über Saxens Körper, schauten einander und Nirgal an. Das Wort warum wurde zu einem reinen Ton, einer Art von Gebet. Es verging eine Stunde und noch mehr, langsam und furchtsam, bis sie in eine Art von zeitlosem Zustand verfielen. Nirgal hätte nicht sagen können, ob es Tag oder Nacht war. Bezahlung für unsere Körper, dachte er. Wir bezahlen.
     
    Eines Abends, etwa eine Woche nach ihrer Ankunft, pumpten sie die Lungen von Sax aus und nahmen den Ventilator weg. Sax japste laut und atmete dann. Er war wieder ein Luftatmer, ein Säugetier. Sie hatten seine Nase repariert, obwohl sie jetzt anders aussah, fast so flach, wie sie vor seiner kosmetischen Operation gewesen war. Seine Narben waren noch auffällig.
    Etwa eine Stunde später, nachdem sie den Ventilator entfernt hatten, kam er zu Bewußtsein. Er blinzelte ständig. Er schaute sich in dem Raum um, blickte dann ganz nahe auf Nirgal und drückte ihm kräftig die Hand. Aber er sprach nicht. Und einen Moment später war er eingeschlafen.
    Nirgal ging hinaus in die grünen Straßen der kleinen Stadt, die von dem Kegel des Tharsis Tholus beherrscht wurde, der sich in schwarzer und rostfarbener Majestät wie ein flacher Fuji im Norden erhob. Er lief in seiner rhythmischen Art dahin, immer wieder um die Kuppelwand, etwas von seiner überschüssigen Energie verausgabend. Sax und sein großes unerklärliches ...
    Sie wohnten in Zimmern über einem Cafe auf der anderen Straßenseite, und dort fand er Cojote, wie er rastlos von Fenster zu Fenster tigerte, murmelte und wortlose Calypsomelodien sang. »Was fehlt?« fragte Nirgal.
    Cojote schwenkte beide Hände. »Jetzt, da Sax stabilisiert ist, sollten wir hier abhauen. Du und Spencer, ihr könnt Sax im Wagen betreuen, während wir nach Westen um Olympus herum fahren.«
    »Okay«, sagte Nirgal. »Sobald sie sagen, daß Sax bereit ist.«
    Cojote starrte ihn an. »Sie sagen, du hättest ihn gerettet. Du hättest ihn von den Toten zurückgeholt.«
    Nirgal schüttelte den Kopf, schon durch diesen Gedanken allein erschrocken. »Er war nie gestorben.«
    »Das habe ich vermutet. Aber sie sagen es so.« Cojote schaute ihn nachdenklich an. »Du wirst vorsichtig sein müssen.«
     
    S ie fuhren bei Nacht rund um die Flanke von Nordtharsis.
    Sax war auf der Couch in dem Abteil zwischen den Fahrern festgemacht. Einige Stunden nach ihrer Abfahrt sagte Cojote: »Ich möchte eines der Bergbaucamps besuchen, die von Subarashii in Ceraunius betrieben werden.« Er schaute Sax an. »Geht das mit dir in Ordnung?«
    Sax nickte. Die Waschbärennarben waren jetzt grün und purpurn.
    »Warum kannst du nicht sprechen?« fragte ihn Art.
    Sax zuckte die Achseln und krächzte.
    Sie rollten weiter.
    Vom Boden der Nordseite des Tharsisbuckels erstreckt sich eine Gruppe paralleler Canyons, genannt Ceraunus Fossae. Es gibt etwa vierzig dieser Bruchstellen, je nachdem, wie man sie zählt, da manche Einbuchtungen Canyons sind, andere dagegen isolierte Grate oder tiefe Risse oder einfach Wellen im Gelände. Sie alle verlaufen nach Norden und Süden und schneiden ein in ein an Metall reiches Gebiet, eine Basaltmasse, die von unten durch alle Arten von Erzintrusionen durchzogen ist. Darum gab es dort viele Bergbauniederlassungen und mobile Bohranlagen. Als Cojote sie sich jetzt auf seinen Karten ansah, rieb er sich die Hände. »Deine Gefangenschaft hat mir eine Gelegenheit gegeben, Sax. Da sie ohnehin wissen, daß wir hier draußen sind, gibt es keinen Grund, weshalb wir nicht einige von ihnen arbeitslos machen und uns etwas Uran schnappen sollten, während wir da sind.«
    Also hielt er eines Abends am südlichen Ende von Tractus Catena, dem längsten und tiefsten Canyon. Sein Anfang bot einen seltsamen Anblick. Die relativ glatte Ebene war von etwas durchbrochen, das wie eine Rampe aussah, die in den Boden schnitt, etwa drei Kilometer weit und am Ende ungefähr dreihundert Meter tief. Sie zog sich in einer vollkommen geraden Linie bis über den Horizont hin.
    Sie schliefen während des Morgens und saßen am Nachmittag nervös im Wohnabteil, sahen Satellitenfotos an und

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