Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
lauschten den Anweisungen Cojotes.
Art zupfte an seinem großen Kinn- und Backenbart. »Könnte es sein, daß wir diese Bergleute töten werden?«
Cojote zuckte die Achseln. »Das könnte passieren.«
Sax schüttelte den Kopf heftig vor und zurück.
»Sei nicht so grob mit deinem Kopf!« sagte Nirgal zu ihm.
»Ich stimme Sax zu«, sagte Art rasch. »Ich meine, selbst wenn wir von moralischen Bedenken absehen, was ich nicht tue, ist so ein Vorgehen auch aus rein praktischen Gründen töricht. Es ist töricht, weil es von der Annahme ausgeht, daß deine Feinde schwächer sind als du selbst und tun werden, was du willst, wenn du einige von ihnen umbringst. Aber die Leute sind nicht so. Ich meine, denkt darüber nach, wie es ausgehen wird! Ihr begebt euch in diesen Canyon hinunter und tötet eine Gruppe von Leuten, die ihre Arbeit verrichten. Dann schließt ihr sie im Zufluchtsraum ein und ruiniert ihre Maschinen. Später kommen andere Leute herbei und finden die Leichen. Sie werden euch für immer hassen. Selbst wenn ihr eines Tages die Herrschaft über den Mars gewinnt, werden sie euch noch immer hassen und alles tun, was sie können, um Unheil zu stiften. Und das ist alles, was ihr geschafft habt, weil sie die Bergleute schnell ersetzen werden.«
Art sah Sax an, der sich auf der Couch aufgerichtet hatte, und beobachtete ihn genau. »Andererseits - angenommen, ihr geht da hinunter, tut etwas, das die Bergleute veranlaßt, ihren Schutzraum aufzusuchen, sperrt sie darin ein und ruiniert ihre Maschinen. Sie rufen um Hilfe, hängen da herum, und nach ein paar Tagen kommt jemand, sie zu retten. Sie toben zwar, denken aber auch, daß sie ebensogut tot sein könnten. Die Roten hätten ihr Zeug kaputtgemacht und seien wie der Blitz abgehauen, und sie hätten es nie gesehen. Sie hätten sie töten können, haben das aber nicht getan. Und die Leute, die sie gerettet haben, würden dasselbe denken. Und dann, später, wenn ihr den Mars übernommen hättet oder das versuchtet, erinnern sie sich, werden alle in das Geiselsyndrom verfallen und anfangen, für euch zu wühlen. Oder mit euch zu arbeiten.«
Sax nickte. Spencer sah Nirgal an. Und dann taten das alle außer Cojote, der auf seine Handflächen hinunterschaute, als ob er darin lesen würde. Dann blickte er auf und sah auch Nirgal an.
Für Nirgal war es einfach, und er musterte Cojote etwas besorgt. »Art hat recht. Hiroko wird es uns nie verzeihen, wenn wir anfangen, Menschen ohne Grund zu töten.«
Cojote verzog das Gesicht, als ob er über ihre Milde enttäuscht wäre. Er sagte: »Wir haben gerade in Kasei Vallis eine ganze Menge Menschen getötet.«
»Das war aber etwas anderes!« sagte Nirgal.
»Inwiefern?«
Nirgal zögerte unsicher, und Art sagte rasch: »Das waren Folterknechte der Polizei, die unseren Kumpel hatten und sein Gehirn mit Mikrowellen bearbeitet haben. Sie haben bekommen, was sie verdient haben. Aber diese Burschen da unten im Canyon graben bloß Erz aus.«
Sax nickte. Er starrte sie alle höchst intensiv an, und es schien sicher, daß er alles verstand und tief daran beteiligt war. Aber da er stumm war, konnte man das nur schwer beurteilen.
Cojote sah Art scharf an. »Ist das eine Mine von Praxis?«
»Ich weiß nicht. Das ist mir auch egal.«
»Hmm. Gut...« Cojote sah erst Sax an, dann Spencer und Nirgal, der merkte, daß seine Wangen glühten. »Also gut. Wir werden es auf eure Art versuchen.«
Und so stieg am Ende des Tages Nirgal mit Cojote und Art aus dem Rover. Der Himmel über ihnen war dunkel und voller Sterne, der westliche Quadrant, noch purpurn, warf ein rotes Licht, das ganz deutlich, aber zugleich ungewohnt war. Cojote ging voraus, und Art und Nirgal folgten ihm. Durch seine Visierscheibe sah Nirgal, daß Arts Augen an das Glas gedrückt waren.
Der Boden von Tractus Cartena war an einer Stelle durch ein querlaufendes Störungssystem namens Trac- tus Traction unterbrochen, und das gebrochene Gitter in dieser Zone hatte ein für Fahrzeuge unüberwindliches System von Spalten gebildet. Die Bergleute des Tractus erreichten ihr Camp von der darüber befindlichen Wand des Canyons aus mittels Aufzügen. Aber Cojote sagte, es wäre möglich, Tractus Canyon zu durchqueren, indem man einem die Spalten verbindenden Pfad folgte, den er für sich markiert hatte. Viele seiner Widerstandsaktionen erforderten das Passieren >unwegsamen< Geländes wie diesem hier. Das machte manche seiner besonders legendären >Besuche< möglich und
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