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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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finden, während Art sie zu finden suchte ...
    Mayas Blick machte ihrer Freude ein jähes Ende. Tatsächlich wurde, nachdem die ursprüngliche Freude des Wiedersehens vorbei war, klar, daß die Verhältnisse in ihrem Wagen nicht in Ordnung waren. Sax war gerettet worden, aber etwas zu spät. Er war gefoltert worden, wie Maya ihnen kurz mitteilte. Es war nicht klar, wieviel Schaden ihm zugefügt wurde, als er bewußtlos war.
    Nirgal ging hinten in das Abteil, um nach ihm zu sehen. Er lag apathisch auf der Couch. Sein zerschmettertes Gesicht bot einen erschütternden Anblick. Michel kam zurück und setzte sich hin, benommen wie von einem Schlag auf den Kopf. Und zwischen Maya und Spencer schien ein Streit zu schwelen. Sie erklärten sich nicht, schauten sich aber nicht an und sprachen nicht miteinander. Maya war offensichtlich in übler Stimmung. Nirgal kannte den Blick schon seit seiner Kindheit, obwohl er diesmal schlimmer war. Ihre Miene war hart, und die Mundwinkel waren nach unten gezogen.
    »Ich habe Phyllis getötet«, sagte sie zu Cojote.
    Es trat Stille ein. Nirgal bekam kalte Hände. Plötzlich, als er sich bei den anderen umsah, merkte er, daß sie alle verlegen waren. Die einzige Frau unter ihnen hatte den Mord begangen; und für eine Sekunde hatte das etwas Seltsames an sich, was sie alle empfanden, einschließlich Maya, die sich, ihrer Feigheit bewußt, zurückhielt. Nichts davon war rational oder gar bewußt bei ihnen, wie Nirgal erkannte, als er ihre Gesichter ansah, sondern etwas Primitives, Instinktives, Biologisches. Und so starrte Maya sie desto heftiger an. Sie verachtete ihr Entsetzen und konfrontierte sie mit der fremdartigen Feindseligkeit eines Adlers.
    Cojote trat an ihre Seite und hob sich auf Zehenspitzen, um ihr einen Kuß auf die Wange zu geben, wobei er ihrem Blick unerschütterlich standhielt. Er legte eine Hand auf ihren Arm und sagte: »Du hast Gutes getan. Du hast Sax gerettet.«
    Maya schüttelte ihn ab und sagte: »Wir haben die Maschine gesprengt, an die sie Sax angeschlossen hatten. Ich weiß nicht, ob es uns gelungen ist, irgendwelche Aufzeichnungen zu vernichten. Wahrscheinlich nicht. Und ich weiß, daß sie ihn gehabt haben und daß jemand ihn zurückgebracht hat. Also gibt es keinen Grund zum Feiern. Sie werden hinter uns her sein mit allem, was sie bekommen haben.«
    »Ich glaube nicht, daß sie so gut organisiert sind«, sagte Art.
    »Du hältst den Mund!« fuhr Maya ihn an.
    »Nun okay, aber schau, da sie jetzt von dir wissen, brauchst du dich nicht mehr so zu verstecken. Stimmt's?«
    »Wieder im Geschäft«, knurrte Cojote.
     
    Sie fuhren diesen ganzen Tag weiter nach Süden, da der von dem katabatischen Sturm aufgewühlte Staub genügte, sie vor Satellitenkameras zu verstecken. Die Spannung blieb. Maya war in finsterer Wut und nicht ansprechbar. Michel behandelte sie wie eine nicht explodierte Bombe und versuchte, sich immer nur auf die praktischen Angelegenheiten des Augenblicks zu konzentrieren, damit sie die schreckliche Nacht vergäße, die sie draußen erlebt hatten. Aber das war nicht einfach, während Sax im Wohnabteil ihres Wagens auf einer Couch lag, bewußtlos und mit all seinen Verletzungen. Nirgal saß endlose Stunden bei Sax, eine Hand flach auf seine Rippen oder oben auf seinen Kopf gelegt. Etwas anderes konnte man nicht tun. Selbst ohne die schwarzen, blutunterlaufenen Augen hätte er nicht so ausgesehen wie der Sax Russell, den Nirgal als Kind gekannt hatte. Es war ein in die Eingeweide dringender Schock, an ihm die Zeichen körperlicher Mißhandlung zu sehen - ein positiver Beweis dafür, daß sie in der Welt Todfeinde hatten. Darüber hatte sich Nirgal in den letzten Jahren immer wieder gewundert, so daß der Anblick von Sax plötzlich ein häßliches und Übelkeit erregendes Faktum war. Nicht nur daß sie Feinde hatten, sondern es gab sogar Leute, die so etwas tun konnten und es im ganzen Verlauf der Geschichte getan hatten, wie die unglaublichen Erzählungen berichteten. Sie waren also doch real. Und Sax war nur eines von vielen Millionen Opfern.
    Während Sax schlief, rollte sein Kopf von der einen Seite auf die andere. Michel sagte: »Ich werde ihm Pandorphin spritzen. Ihm und dann auch mir.«
    »Mit seinen Lungen stimmt etwas nicht«, sagte Nirgal.
    »Wirklich?« Michel legte das Ohr auf Sax' Brust, horchte einige Zeit und pfiff. »Es ist etwas Flüssigkeit darin. Du hast recht.«
    »Was haben sie mit ihm gemacht?« fragte Nirgal Spencer.
    »Sie

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