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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Areologie dieser Gegend. Rhyolitischer Tuff - das umgebende helle Gestein - ist von der dunklen Andesitlava überlagert worden, die das Tafelland bedeckt hat. Erosion hat den Tuff überall da ausgehöhlt, wo Risse in dem freigelegten Andesit waren und Senken am Tunnelboden bildeten. Dabei wurden große Flöze von caliche frei, die zwischen den beiden Schichten gefangen waren. »Das caliche ist lockeres Gestein und Staub, zusammenzementiert mit Salzen und den Natriumnitraten.«
    »Diese Schicht muß von Mikroorganismen abgelagert worden sein«, sagte ein Mann hinter der Frau, aber die widersprach sofort.
    »Es könnte auch aerothermal entstanden sein, oder durch einen Blitz, der von dem Quarz im Tuff angezogen wurde.«
    Sie diskutierten weiter, wie es Leute tun, die zum tausendsten Mal eine Debatte wiederholen. Art unterbrach sie wieder mit der Frage nach caliche blanco. Die Frau erklärte, daß es sich um bis zu achtzig Prozent reines Natriumnitrat handle und darum in dieser an Stickstoff armen Welt sehr wertvoll sei. Auf dem Tisch lag ein Block davon, und sie reichte ihn Art. Dann diskutierte sie weiter mit ihrem Freund, während Cojote mit einem anderen Mann über Tauschgeschäfte sprach. Es ging um Wippen und Töpfe, Kilogramme und Kalorien, Äquivalenz und Überlastung, Kubikmeter pro Sekunde und Picobare. Sie feilschten sachkundig und ernteten viel Gelächter von den Zuhörern.
    An einer Stelle unterbrach die Frau Cojote mit einem Ruf: »Schau, wir können nicht einfach einen unbekannten Behälter mit Uran nehmen, von dem wir nicht sicher sind, ob wir ihn überhaupt bekommen werden. Das ist entweder ein übertrieben großes Geschenk, oder ihr wollt uns das Fell über die Ohren ziehen, je nachdem, ob wir den Lastwagen finden können oder nicht! Was für ein Geschäft ist das? Ich finde es auf jeden Fall einen lausigen Handel.«
    Cojote wackelte boshaft mit dem Kopf. »Ich mußte darauf zu sprechen kommen, sonst würdet ihr mich in caliche blanco begraben, nicht wahr? Wir sind hier draußen unterwegs, wir haben einige Sämereien, aber sonst nicht viel. Bestimmt nicht Millionen Tonnen von frischem caliche. Und wir brauchen das Wasserstoffperoxid und auch die Teigwaren. Die sind keine Luxusware wie Salatsamen. Ich sage euch - wenn ihr den Lastwagen findet, könnt ihr seinen Gegenwert verbrennen und habt uns immer noch anständig bezahlt. Wenn ihr ihn nicht findet, dann schuldet ihr uns einen, das gebe ich zu; aber in diesem Fall könnt ihr ein Geschenk verbrennen, und dann sind wir auch quitt.«
    »Es wird uns eine Woche Arbeit kosten und eine Menge Treibstoff, den Lastwagen zu bergen.« »In Ordnung. Wir werden noch zehn Picobar nehmen und sechs davon verbrennen.«
    »Gemacht!« Die Frau schüttelte frustriert den Kopf. »Du bist ein harter Bursche.«
    Cojote nickte und stand auf, um ihre Becher nachzufüllen.
    Art wandte den Kopf und sah Nirgal mit offenem Mund an. »Erklär mir bitte, was hier gerade vor sich gegangen ist.«
    »Nun«, sagte Nirgal, der fühlte, wie ihn die Wohligkeit des Kavas durchströmte, »sie handeln. Wir brauchen Nahrung und Treibstoff. Darum waren wir im Nachteil. Aber Cojote hat es sehr gut hingekriegt.«
    Art hob den weißen Block hoch. »Aber was heißt das: Stickstoff bekommen und Stickstoff geben und Stickstoff verbrennen? Was - verbrennst du dein Geld, wenn du es bekommst?«
    »Nun ja, etwas davon schon.«
    »Also haben beide versucht zu verlieren?«
    »Zu verlieren?«
    »Bei dem Geschäft zu kurz zu kommen?«
    »Zu kurz?«
    »Mehr zu geben, als sie bekamen?«
    »Nun ja, sicher. Natürlich.«
    »Oh, natürlich!« Art rollte mit den Augen. »Aber... du kannst doch nicht auch viel mehr geben, als du bekommst. Habe ich das verstanden?«
    »Richtig. Das wäre eine rituelle Geschenkverteilung, wie sie bei Indianern üblich ist und potlatching genannt wird.«
    Nirgal sah zu, wie sein neuer Freund das verdaute.
    »Wenn du aber immer mehr gibst, als du bekommst, wie erhältst du irgendwas zum Geben - wenn du verstehst, was ich meine?«
    Nirgal zuckte die Achseln, sah Vijjika an und drückte sie vielsagend um die Taille. »Ich denke, das mußt du herausfinden. Oder machen.«
    »Ah!«
    »Es ist die Ökonomie des Schenkens«, sagte Vijjika.
    »Die Ökonomie des Schenkens?«
    »Es ist ein Teil davon, wie wir hier draußen mit den Dingen umgehen. Für das alte System von Kaufen und Bezahlen gibt es eine Geldwirtschaft, wobei Einheiten von Wasserstoffperoxid als Geld dienen. Aber die meisten Leute

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