Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
weit davon entfernt, nicht wahr?«
»O ja«, sagte Vijjika, »unsere Eltern haben die Transmarineris-Fernstraße nach Norden befahren, kurz ehe sie überflutet wurde, und kamen schließlich hierher. Da, nimm dieses Tablett von Cojote und teil Becher aus und stell dich jedem vor!«
Also machte Art die Runde, und Nirgal tauschte Neuigkeiten mit Vijjika aus. Sie erzählte ihm: »Du wirst nicht glauben, was wir in einem dieser Tufftunnels gefunden haben. Wir sind ganz phantastisch reich geworden.« Jetzt hatten alle ihre Tassen; darum machten sie einen Moment Pause und taten zusammen ihre ersten Schlucke. Dann kehrten sie nach einigem Hallo und Schlürfen wieder zu ihren Gesprächen zurück. Art begab sich wieder an Nirgals Seite.
»Hier, nimm selbst eine!« sagte Nirgal zu ihm. »Jeder muß sich an dem Toast beteiligen, das ist so Sitte.«
Art nippte von seinem Becher und warf einen mißtrauischen Blick auf die Flüssigkeit, die schwärzer war als Kaffee und übel roch. Er schauderte. »Das ist wie Kaffee mit Lakritze. Giftiger Lakritze.«
Vijjika lachte und sagte: »Es ist Kavajava, eine Mischung von Kava und Kaffee. Sehr stark und riecht wie die Hölle. Und schwer zu bekommen. Gib aber nicht auf! Wenn du es schaffst, eine Tasse hinunterzubringen, wirst du finden, daß es sich lohnt.«
»Wenn du es sagst.« Mutig nahm er noch einen kräftigen Schluck und erschauerte wieder. »Schrecklich!«
»Ja, aber wir mögen es. Manche Leute extrahieren bloß das Kavain aus dem Kava, aber ich halte das nicht für richtig. Rituale sollten auch etwas Unangenehmes an sich haben, sonst weiß man sie nicht richtig zu schätzen.«
»Hmm«, machte Art. Nirgal und Vijjika beobachteten ihn. Nach einer Weile sagte er: »Ich bin in einem Refugium des Untergrundes vom Mars. Werde berauscht durch eine komische fürchterliche Droge in Gesellschaft einiger der sagenhaftesten verlorenen Mitglieder der Ersten Hundert. Und auch junger Eingeborener, von denen die Erde nie gehört hat.«
»Es wirkt schon«, bemerkte Vijjika.
Cojote sprach mit einer Frau, deren Gesicht, obwohl sie auf einem Kissen in der Lotoshaltung saß, sich eben knapp unter seiner Augenhöhe befand, als er vor ihr stand. »Sicher hätte ich gern Lauchsamen«, sagte sie. »Aber du mußt für etwas so Kostbares einen Tauschwert festsetzen.«
»So wertvoll sind sie nicht«, sagte Cojote in seiner überzeugenden Art. »Ihr gebt uns schon mehr Stickstoff, als wir verbrennen können.«
»Gewiß, aber du mußt erst Stickstoff haben, ehe du ihn geben kannst.«
»Das weiß ich.«
»Haben, ehe man gibt, und geben, ehe man verbrennt. Und hier haben wir diese enorme Ader von Natriumnitrat gefunden. Das ist reines caliche blanco, und diese Ödländer sind damit gespickt. Es scheint hier ein Flöz davon zu geben zwischen dem Tuff und der Lava, etwa drei Meter stark und sich erstreckend ... wir wissen noch nicht, wie weit. Das ist eine riesige Menge Stickstoff, und wir müssen sie loswerden.«
»Fein, fein«, sagte Cojote. »Aber das ist kein Grund, uns mit Geschenken zu überhäufen.«
»Das tun wir nicht. Du wirst achtzig Prozent von dem verbrennen, was wir dir geben.«
»Siebzig.«
»Na ja, siebzig. Und dann werden wir diese Samen haben und endlich anständigen Salat bei unseren Mahlzeiten essen können.«
»Wenn ihr ihn ziehen könnt. Lauch ist sehr empfindlich.«
»Wir werden jeden Dünger haben, den wir brauchen.«
Cojote lachte. »Das nehme ich an. Aber das ist noch nicht alles. Ich sage dir was: Wir geben euch die Koordinaten für einen der Urantransporter, die wir nach Ceraunius geschickt haben.«
»Und du redest von üppigen Geschenken!«
»O nein, denn es gibt keine Garantie, daß ihr das Zeug werdet bergen können. Aber ihr werdet wissen, wo es sich befindet, und wenn ihr es wirklich bergt, könnt ihr bloß noch ein Picobar Stickstoff verbrennen, und wir sind quitt. Wie wäre es damit?«
»Es kommt mir immer noch zu viel vor.«
»Du wirst dich nicht die ganze Zeit so fühlen mit diesem caliche blanco, den ihr gefunden habt. Ist es wirklich eine solche Menge?«
»Tonnen davon. Millionen Tonnen. Diese Ödländer sind durch und durch damit durchsetzt.«
»Na schön, vielleicht können wir von euch auch etwas Wasserstoffperoxid bekommen. Wir werden den Treibstoff für die Fahrt nach Süden benötigen.«
Art beugte sich vor, wie von einem Magneten angezogen. »Was ist caliche blanco?«
Die Frau sagte: »Es ist fast reines Natriumnitrat.« Sie schilderte die
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