Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
Vom Netzwerk:
sollte nur ein paar Monate dauern.«
    »Shikata ga nai«, sagte Maya zynisch. Es gibt keine andere Wahl. Natürlich gab es andere Möglichkeiten. Aber ein großes neues Projekt schien ihr zu gefallen, ebenso wie Nadia. Und der Rest von ihnen sah erleichtert aus, weil sie eine Chance hatten, beisammen und verborgen zu bleiben. Die Issei hatten, wie Nirgal plötzlich sah, große Angst, exponiert zu sein. Er lehnte sich zurück und wunderte sich darüber. Er dachte an die offenen Städte, die er mit Cojote besucht hatte.
    Sie benutzten Dampfschläuche, die vom Rickover Energie erhielten, um einen neuen Tunnel zum Hangar zu schmelzen, und dann einen langen Tunnel unter der Kappe, bis das Eis darüber dreihundert Meter dick war. Dort hinten fingen sie an, eine neue runde Kaverne mit Kuppel zu sublimieren und ein seichtes Bett für einen neuen Teich. Das meiste CC>2-Gas wurde eingefangen, auf Außentemperatur abgekühlt und freigesetzt. Der Rest wurde in Sauerstoff und Kohlenstoff zerlegt und für den Gebrauch aufgehoben.
    Während die Aushöhlung lief, gruben sie die flachen Seitenwurzeln der großen Schneebambusse aus, hebelten sie aus dem Boden und schleppten sie auf ihrem größten Lastwagen durch den Tunnel in die neue Höhle, wobei unterwegs Blätter abgerissen wurden. Sie demontierten die Gebäude des Dorfes und bauten sie wieder auf. Die robotischen Bulldozer und Laster waren Tag und Nacht rund um die Uhr in Betrieb. Sie schöpften den abgenutzten Sand von den alten Dünen und fuhren ihn in die neue Höhle. Er enthielt zu viel Biomasse (einschließlich Simon), als daß man ihn zurücklassen könnte. Sie nahmen praktisch alles in der Schale mit. Als sie fertig waren, war die alte Höhle nur noch eine leere Blase auf dem Boden der Polkappe. Sandiges Eis oben, eisiger Sand unten. Die Luft darin war nur die Marsatmosphäre der Umgebung, 170 Millibar von zumeist Kohlendioxidgas bei 240 Kelvin. Ein dünnes Gift.
    Eines Tages ging Nirgal mit Peter zurück, um einen Blick auf die alte Stelle zu werfen. Es war schockierend, das einzige Heim, das er jemals hatte, zu einer solchen Hülse reduziert zu sehen. Das ganze Eis oben zerbrochen, der ganze Sand zerwühlt, die kahlen Wurzellöcher des Dorfes wie schlimme Wunden gähnend, der Teichboden sogar von seinen Algen entblößt. Es sah klein und klapperig aus wie der Bau eines verzweifelten Tieres. Maulwürfe in einem Loch, die sich vor den Geiern verstecken, hatte Cojote gesagt. »Laß uns von hier weggehen!« sagte Peter traurig; und sie gingen zusammen durch den langen, kahlen und kaum erleuchteten Tunnel zum neuen Heim. Sie marschierten auf der Betonstraße, die Nadia gebaut hatte, und die jetzt von Fahrspuren zerpflügt war.
    Die neue Kuppel wurde nach einem neuen Plan angelegt, wobei sich das Dorf von der Tunnelschleuse entfernt befand, nahe einem Fluchttunnel, der unter dem Eis weit zu einem Ausgang im oberen Chasma Australe führte. Die Gewächshäuser wurden näher bei den Laternen der Peripherie angelegt, die Kämme der Dünen waren höher als zuvor, und die Wasserversorgung befand sich dicht beim Rickover-Generator. Es gab viele kleine Verbesserungen dieser Art, so daß es keine Kopie des alten Heims wurde. Und jeden Tag waren sie so emsig mit Bauarbeiten beschäftigt, daß nicht viel Zeit blieb, viel über die Veränderung nachzudenken. Die Vormittagsstunden in der Schule waren seit dem Einsturz ausgefallen. Jetzt waren die Kinder nur noch eine wechselnde Arbeitsschar, die jedem zugeteilt wurde, der an dem betreffenden Tag am meisten Hilfe brauchte. Manchmal versuchten die Erwachsenen, die sie beaufsichtigten, ihre Arbeit zu einer Lektion zu nutzen. Hiroko und Nadia waren darin besonders gut; aber sie konnten nicht viel Zeit erübrigen und fügten nur einen erläuternden Satz den Anweisungen bei, die zu einfach waren, um überhaupt einer Erklärung zu bedürfen: das Festmachen von Wandbauteilen mit Spezialschlüsseln, das Herumschleppen von Sämaschinen und Algenbottichen in den Gewächshäusern und so weiter. Es war eben Arbeit. Sie waren ein Teil der Belegschaft, die für die Aufgabe auch so noch zu klein war, trotz der vielseitigen Roboter, die wie Rover aussahen, die man ihrer Verkleidung beraubt hatte. Und Nirgal, der umherlief und arbeitete, war meistens glücklich.
    Aber einmal, als er aus dem Schulhaus kam und den Speiseraum sah anstatt der großen Stämme von Creche Crescent, haute ihn der Anblick um. Seine alte vertraute Welt war dahin, und zwar für

Weitere Kostenlose Bücher