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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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nicht in irgendwelchen Dateien und müßte also wissen, wie er das geschafft hat.«
    »Er war von Anfang an versteckt«, sagte Hiroko. »Das ist etwas anderes.«
    »Nun ja, aber er könnte einige Ideen haben.«
    »Wir könnten uns einfach in die Demimonde begeben«, erklärte Nadia, »und völlig außerhalb der Akten bleiben. Das möchte ich gern versuchen.«
    Maya nickte.
    Jede Nacht besprachen sie diese Dinge. »Nun, eine kleine Veränderung des Aussehens könnte in Ordnung gehen. Ihr wißt, Phyllis ist wieder da. Daran müssen wir denken.«
    »Ich kann immer noch nicht glauben, daß sie überlebt hat. Sie muß neun Leben haben.«
    »Auf jeden Fall kommen wir in zu vielen Nachrichtensendungen vor. Wir müssen vorsichtig sein.«
     
    Eines Tages war Gamete ganz fertiggestellt. Aber Nirgal fand es nie richtig, wie sehr er sich auch auf seinen Bau zu konzentrieren bemühte. Es war nicht sein Platz.
    Von einem anderen Reisenden kam die Botschaft, daß Cojote bald zurück sein würde. Nirgal fühlte, wie sich sein Puls beschleunigte. Wieder unter dem gestirnten Himmel sein, bei Nacht in Cojotes Felsenwagen von Asyl zu Asyl wandern ...
    Jackie sah ihn aufmerksam an, als er zu ihr darüber sprach. Und an jenem Nachmittag führte sie ihn, nachdem sie aus dem Tagewerk entlassen waren, zu den neuen hohen Dünen hinunter und küßte ihn. Als er wieder bei Besinnung war, küßte er sie wieder, und dann küßten sie sich leidenschaftlich, schmusten und berauschten sich an ihren Gesichtern. Erst knieten sie bei leichtem Nebel in einer Vertiefung zwischen zwei Dünen, dann lagen sie beieinander in einem Kokon aus ihren Daunenjacken, küßten und berührten sich, zogen sich gegenseitig die Hosen aus und schufen eine kleine Hülle aus ihrer eigenen Wärme. Sie stießen Dampf aus und ließen das Eis unter ihren Jacken knistern. All das geschah ohne Worte. Sie verschmolzen in einen starken, heißen elektrischen Strom, Hiroko und der ganzen Welt zum Trotz. So ein Gefühl war das also, dachte Nirgal berauscht, während er sich in ihr bewegte. Unter den Strähnen von Jackies schwarzem Haar schimmerten Sandkörner wie Juwelen, als ob winzige Eisblumen darin steckten. Pracht in allen Dingen.
    Als sie fertig waren, krabbelten sie hoch, um über den Kamm der Düne zu blicken und sich zu vergewissern, daß niemand auf sie zukam. Dann kehrten sie in ihr Nest zurück und zogen sich wieder an wegen der Wärme. Sie kuschelten sich aneinander und küßten sich gierig ohne Eile. Und Jackie stieß ihn mit einem Finger an die Brust und sagte: »Jetzt gehören wir einander.«
    Nirgal konnte nur glücklich nicken und küßte ihren Hals, das Gesicht in ihrem schwarzen Haar vergraben. »Jetzt gehörst du mir«, sagte sie.
    Er hoffte aufrichtig, daß das wahr wäre. Es war so, wie er es sich gewünscht hatte, so weit er sich zurückerinnern konnte.
     
    Aber an diesem Abend planschte Jackie im Badehaus durch das Becken, holte Harmakhis ein und drückte ihn fest an sich. Dann rückte sie etwas ab und starrte Nirgal mit einer leeren Miene an. Ihre dunklen Augen waren in ihrem Gesicht wie Löcher. Nirgal saß erstarrt im seichten Wasser und führte, wie sich sein Körper versteifte wie in Erwartung eines Schlages. Seine Hoden waren noch wund davon, daß er sich in sie ergossen hatte; und da stand sie an Harmakhis geschmiegt wie seit Monaten nicht und starrte ihn an wie ein Basilisk.
    Ihn überkam eine ganz erstaunliche Regung. Er erkannte, daß dies ein Augenblick war, an den er sich sein ganzes Leben lang erinnern würde, ein entscheidender Wendepunkt, direkt hier in dem dampfenden behaglichen Bad unter dem Adlerblick der statuenhaften Maya, gegen welche Jackie einen feinen Haß hegte und die jetzt die drei scharf beobachtete, da sie etwas argwöhnte. So war das nun also. Jackie und Nirgal könnten einander gehören, und er gehörte sicher zu ihr - aber ihr Begriff von Zugehören war nicht der seine. Der Schock davon benahm ihm den Atem. Es war, als ob das Dach seines Verständnisses der Dinge zusammengebrochen wäre. Er sah sie an, verblüfft, verletzt, allmählich wütend. Sie schmuste mit Harmakhis nur um so mehr. Und er begriff. Sie hatte alle beide einkassiert! Ja, das ergab Sinn, es war sicher. Und Reull und Steve und Frantz waren ihr alle gleichermaßen ergeben. Vielleicht war das nur ein Überbleibsel ihrer Herrschaft über die kleine Gruppe, vielleicht auch nicht. Vielleicht hatte sie alle vereinnahmt. Und da Nirgal jetzt für sie ein Außenseiter

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