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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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war, fühlte sie sich mit Harmakhis wohler. Also war er ein Verbannter in seinem eigenen Heim und im Herzen seiner Liebe. Falls sie ein Herz hätte!
    Er wußte nicht, ob irgendwelche dieser Eindrücke richtig waren, und wußte nicht, wie er das herausfinden könnte. Er war sich auch nicht sicher, ob er es überhaupt herausfinden wollte. Er stieg aus dem Bad und ging in die Herrentoilette mit dem Gefühl, daß Jackies Blick sich ihm in den Rücken bohrte und der von Maya auch.
    In der Toilette erblickte er in einem Spiegel ein unvertrautes Gesicht. Er hielt an und erkannte es als sein eigenes, verzerrt durch Kummer.
    Er näherte sich langsam dem Spiegel und empfand wieder die seltsame Erregung, daß sich etwas momentan durch ihn hinzog. Er starrte in das Gesicht im Spiegel und erkannte, daß er nicht das Zentrum des Universums war oder dessen einziges Bewußtsein, sondern eine Person wie alle anderen, die von anderen von außen gesehen werden, so wie er andere sah, wenn er sie anschaute. Und dieser fremdartige Nirgal im Spiegel war ein eindrucksvoller schwarzhaariger Junge mit braunen Augen, stark und unwiderstehlich, fast ein Zwilling von Jackie, mit starken schwarzen Augenbrauen und einem... einem Blick! Er wollte von alledem nichts wissen. Aber er fühlte die Kraft in seinen Fingerspitzen brennen und merkte, wie die Menschen ihn ansahen. Er begriff, daß er für Jackie eine gefährliche Macht der gleichen Art darstellen könnte, wie sie für ihn. Das würde ihre Verbindung mit Harmakhis als einen Versuch erklären, ihn fernzuhalten, ein Gleichgewicht zu wahren, ihre Macht zu bestätigen - zu zeigen, daß sie ein verbundenes Paar waren - und Rivalen. Und ganz plötzlich verließ die Spannung seine Brust, und er erbebte. Dann grinste er schief. Sie gehörten wirklich einander. Aber er war immer noch er selbst.
     
    Als also Cojote aufkreuzte und Nirgal bat, ihn auf einer neuen Fahrt zu begleiten, stimmte er sofort zu, sehr dankbar für diese Gelegenheit. Der Anflug von Ärger auf Jackies Gesicht, als sie die Nachricht hörte, war schmerzlich zu sehen. Aber ein anderer Teil von ihm jubelte über sein Anderssein, über seine Fähigkeit, ihr zu entrinnen oder zumindest einige Distanz zu bekommen. Rivalen oder nicht - er brauchte das.
     
    Ein paar Abende später fuhren er und Cojote mit Peter und Michel von der riesigen Masse der Polkappe fort in das zerwühlte Land, schwarz unter seiner Decke von Sternen.
    Nirgal blickte zurück auf die helle weiße Klippe mit einer wilden Mischung aus Gefühlen. Aber Erleichterung dominierte. Da hinten würden sie immer tiefer unter das Eis bohren, bis sie in einer Kuppel unter dem Südpol lebten. Indessen wirbelte die rote Welt wild durch den Kosmos, unter den Sternen. Plötzlich verstand er, daß er nie wieder unter der Kuppel leben würde und nie zurückkehren, außer für kurze Besuche. Das war keine Sache der Wahl, sondern einfach die Art, wie es geschehen würde. Sein Schicksal oder seine Bestimmung. Er fühlte es wie einen roten Stein in der Hand. Von nun an würde er heimatlos sein, sofern nicht eines Tages der ganze Planet sein Heim werden würde. Jeder Krater und jede Schlucht ihm vertraut, jede Pflanze, jeder Stein, jede Person - alles in der grünen Welt und in der weißen. Aber das (eingedenk des Sturms, den er vom Rande der Promethei Rupes gesehen hatte) war ein Unterfangen, das viele Leben beschäftigen würde. Er mußte anfangen zu lernen.
     

 
ZWEITER TEIL
 
 
DER GESANDTE
     
     

 
    Asteroiden mit elliptischen Bahnen, die die Marsbahn kreuzen, rechnet man der Amor-Gruppe zu. Kommen sie der Sonne gar näher als die Erde, spricht man von einer ApolloGruppe. Im Jahre 2088 kreuzte der als 2034 B bekannte Asteroid die Marsbahn etwa achtzehn Millionen Kilometer hinter dem Planeten; und bald danach dockte eine Gruppe robotischer Landevehikel vom Erdmond Luna kommend auf ihm an. 2034 B war eine rohe Kugel von etwa fünf Kilometern Durchmesser mit einer Masse von ungefähr fünfzehn Milliarden Tonnen. Als die Raketen dort landeten, wurde er New Clarke genannt.
    Schnell wurde eine Veränderung deutlich. Einige Vehikel senkten sich auf die staubige Oberfläche des Asteroiden und fingen an zu bohren, auszuheben, zu stampfen, zu sortieren und zu befördern. Ein Kernkraftwerk kam hinzu, Brennstäbe wurden in Stellung gebracht. An einer anderen Stelle wurden Öfen angeheizt und robotische Heizer zum Schaufeln eingeschaltet. Auf anderen Landern öffneten sich Frachtbuchten,

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