Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
sich hin und schob ein behaartes Blatt zur Seite, um ihnen eine versteckte weiße Blüte zu zeigen, die in dem schwachen Licht der Vordämmerung kaum zu erkennen war.«
Nadia starrte ihn an und sagte: »Komm jetzt herein!«
Und so gingen sie zurück.
In der Schleuse legten sie ihre Masken ab und waren dann wieder im Umkleideraum des Refugiums, rieben sich die Augen und bliesen in ihre behandschuhten Hände. »Es war nicht so kalt! Die Luft roch angenehm!«
Nadia zog ihre Handschuhe aus und befühlte ihre Nase. Das Fleisch war eiskalt, aber es war nicht die weiße Kälte beginnender Erfrierungen. Sie sah Sax an, dessen Augen in wilder Erregung leuchteten, was ihm gar nicht ähnlich war - ein seltsamer und irgendwie bewegender Anblick. Übrigens sahen sie alle erregt aus, mit einer bis an Lachen grenzenden Erheiterung erfüllt, die durch die gefährliche Situation unten in Burroughs noch verschärft wurde. »Ich habe mich seit Jahren bemüht, das Sauerstoffniveau zu heben«, sagte Sax zu Nazik, Spencer und Steve.
Spencer sagte: »Ich dachte, das wäre, damit dein Feuer in Kasei Vallis so stark brennen sollte.«
»O nein. Was Feuer angeht, so ist es, wenn man eine gewisse Menge an Sauerstoff hat, mehr eine Frage, wie trocken es ist und was für Material brennen soll. Nein, dies war, um den Partialdruck des Sauerstoffs zu erhöhen, so daß Menschen und Tiere ihn atmen können. Sofern nur das Kohlendioxid vermindert wurde.«
»Hast du also auch Masken für Tiere gemacht?«
Sie lachten und gingen in den Speiseraum des Refugiums hinauf. Zeyk machte sich daran, Kaffee aufzubrühen, während sie über den Spaziergang redeten und gegenseitig die Wangen betasteten, um die Kälte zu vergleichen.
»Was ist mit der Evakuierung der Leute aus der Stadt?« fragte Nadia Sax plötzlich. »Was ist, wenn die Sicherheit die Tore geschlossen hält?«
»Sie gehen zum Raumhafen hinaus«, rief jemand aus dem Nachrichtenraum. »Die Sicherheitskräfte nehmen die Untergrundbahn zum Raumhafen. Sie verlassen das Schiff, die Schufte. Und Michel sagt, daß der Bahnhof - die Südstation - zerstört ist!«
Das bewirkte einen Tumult. Über diesen hinweg sagte Nadia zu Sax: »Wir wollen Hunt Mesa den Plan mitteilen und dann nach unten gehen und die Masken holen.«
Sax nickte.
Z wischen Mangalavid und den Armbandgeräten gelang es ihnen, der Bevölkerung von Burroughs den Plan sehr rasch bekanntzugeben, während sie in einer großen Karawane von Du Martheray zu einer niedrigen Reihe von Hügeln südwestlich der Stadt fuhren. Bald nach ihrer Ankunft schwebten die zwei Flugzeuge mit den Masken gegen Kohlendioxid über Syrtis ein und landeten auf einer freigemachten Stelle der Ebene gleich außerhalb der westlichen Böschung der Kuppelmauer. Auf der anderen Seite hatten die Beobachter der Stadt auf der Double Decker Butte schon gemeldet, daß sie gesehen hatten, wie sich die Flut aus Ostnordost näherte. Dunkelbraunes, von Eis geflecktes Wasser, das durch die Falte hereinkam, die in der Stadt vom Kanalpark besetzt war. Und die Meldungen über den Südbahnhof hatten sich bewahrheitet. Die Ausrüstung der Piste war durch eine Explosion in dem linearen Induktionsgenerator zerstört. Niemand wußte genau, wer das getan hatte. Aber es war geschehen, und die Züge waren zum Stillstand verurteilt.
Während Zeyks Araber die Kisten mit den Masken nach den westlichen, südwestlichen und südlichen Toren schafften, versammelten sich riesige Volksmengen bereits in jedem davon. Alle trugen entweder Schutzanzüge mit Heizdrähten oder die schwersten Kleider, die sie hatten, nicht zu schwer für das, was vor ihnen lag, wie Nadia meinte, als sie zum Südwesttor ging und aus Kisten Gesichtsmasken austeilte. In diesen Tagen gingen viele Leute in Burroughs so selten auf die Oberfläche hinaus, daß sie bei Bedarf Schutzanzüge mieteten. So gab es nicht genug davon, um jeden zu versorgen, und sie mußten mit Mänteln gehen, die für das Kuppelinnere gedacht waren und ziemlich dünn waren. Meistens mangelte es auch an Kopfbedeckungen. Immerhin war mit der Nachricht über die Evakuierung auch eine Aufforderung ergangen, sich für 255 K anzuziehen. Darum trugen die meisten Leute mehrere Garnituren und waren dick vermummt.
Jede Torschleuse konnte pro Minute hundert Personen durchlassen; aber das war bei weitem noch nicht schnell genug, wenn Tausende drinnen warteten und die Massen im Verlauf des Samstag morgens noch zunahmen. Die Masken waren unter den Leuten
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