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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Hastings erreichen. Er nahm ihren Anruf entgegen. Aber das Gespräch war nicht produktiv. Hastings war nicht mehr die angenehme enttäuschte Person der vergangenen Nacht. Er rief wütend: »Diese Eroberung des Deichs? Was versuchen die zu beweisen? Denkt ihr, ich glaube, daß sie den Deich zerstören, wenn in der Stadt zweihunderttausend Menschen sind, von denen die meisten auf eurer Seite stehen? Das ist absurd! Aber hör mir zu, in dieser Organisation gibt es Leute, denen die Gefahr nicht gefällt, in die die Bevölkerung gerät. Für die kann ich nicht die Verantwortung übernehmen, wenn diese Leute nicht vom Deich verschwinden - und aus ganz Isidis Planitia! Seht zu, daß sie dort abhauen!«
    Und er trennte die Verbindung, ehe Nadia auch nur antworten konnte, abgelenkt durch jemanden außerhalb des Schirms, der mitten in dieser Tirade hereingekommen war. Ein verängstigter Mann, dachte Nadia und spürte wieder in ihrem Innern die eiserne Walnuß. Ein Mann, der sich nicht mehr als Herr der Lage fühlte. Ohne Zweifel eine korrekte Beurteilung. Aber der letzte Ausdruck in seinem Gesicht hatte ihr nicht gefallen. Sie versuchte sogar zurückzurufen; aber in Table Mountain wollte niemand mehr antworten.
     
    Einige Stunden später weckte Sax sie in ihrem Sessel auf, und sie fand heraus, worüber Hastings so besorgt gewesen war. Sax sagte ihr mit ernster Miene: »Die UNTA, welche Sabishii verbrannt hat, ist mit Panzerwagen losgezogen und hat versucht, den Roten den Deich zu entreißen. Offenbar hat es einen Kampf um den der Stadt am nächsten liegenden Abschnitt gegeben. Und wir haben gerade von einigen Roten gehört, daß der Deich durchstoßen ist.«
    »Was?«
    »In die Luft gejagt. Sie hatten Löcher gebohrt und Ladungen angebracht als Drohung. Und beim Kampf haben sie die gezündet. Das ist alles, was sie gesagt haben.«
    »O mein Gott!« Sie ging mit wild klopfendem Herzen zum nächsten Schirm. Es war drei Uhr morgens. »Gibt es eine Chance, daß Eis die Lücke verstopfen und als Damm dienen wird?«
    Sax blinzelte. »Das glaube ich nicht. Hängt davon ab, wie groß die Lücke ist.«
    »Können wir mit Gegensprengungen die Lücke schließen?«
    »Das glaube ich nicht. Schau, hier gibt es Videos, die einige Rote südlich des Lochs vom Deich gesendet haben.« Er zeigte auf einen Schirm, der ein Infrarotbild sendete mit Schwarz zur Linken und Dunkelgrün zur Rechten und einem waldgrünen Erguß in der Mitte. »Da in der Mitte, das ist die Explosionszone, wärmer als der Regolith. Die Sprengung ist anscheinend dicht bei einem Bereich von flüssigem Wasser angesetzt worden. Oder es war eine Explosion, die so angebracht war, daß sie das Eis hinter dem Bruch verflüssigte. Jedenfalls kommt eine Menge Wasser hindurch. Und das wird die Lücke erweitern. Nein, wir haben echt ein Problem.«
    »Sax!« rief sie und hielt sich an seiner Schulter fest, während sie auf den Schirm sah. »Die Leute in Burroughs, was sollen die machen? Verdammt, was könnte Ann wohl denken?«
    »Vielleicht ist Ann es gar nicht gewesen.«
    »Ann oder irgendeiner von den Roten!«
    »Sie wurden angegriffen. Es hätte ein Unfall gewesen sein können. Oder jemand auf dem Deich muß gedacht haben, daß man sie zwingen wollte, von den Sprengstoffen wegzugehen. In diesem Fall ging es um alles oder nichts.« Er schüttelte den Kopf. »So etwas ist immer schlimm.«
    »Verdammt! Verdammt! Verdammt !«Nadia schüttelte heftig den Kopf, um ihn frei zu machen. »Wir müssen etwas unternehmen.« Sie dachte scharf nach. »Sind die Gipfel der Mesas hoch genug, um über der Flut zu bleiben?«
    »Für einige Zeit schon. Aber Burroughs ist ungefähr die niedrigste Stelle in dieser Depression. Darum wurde es dort angelegt. Weil die Seiten der Wanne ihm lange Horizonte bescherten. Nein. Auch die Mesagipfel werden überflutet werden. Ich bin nicht sicher, wie lange das dauern wird, weil ich nicht die genaue Strömungsstärke kenne. Aber wir wollen einmal sehen. Das zu füllende Volumen beträgt ungefähr...« Er tippte wild darauf los; aber seine Augen blieben ausdruckslos. Nadia erkannte plötzlich, daß ein anderer Teil seines Gehirns die Berechnung schneller schaffte als die KI, eine gestalthafte Visualisierung der Situation. Sax starrte in die Unendlichkeit und wackelte wie ein Blinder mit dem Kopf vorwärts und rückwärts. Ehe er mit dem Tippen fertig war, flüsterte er: »Es könnte recht schnell sein. Wenn die geschmolzene Wassermasse groß genug ist.«
    »Damit

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