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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Super-Rathjes, den gigantischen Robotervehikeln, die die Extraktion und Sortierung vor Ort besorgten. Aber mehr denn je beteiligte er sich an Labordiskussionen und dergleichen. Dieser Trend in seiner Karriere hatte sich nach der Einstellung durch Praxis beschleunigt. Und an Tagen, da eine solche Arbeit gut verlief, kam er immer nach Hause in der Erkenntnis, daß er Richter oder Diplomat hätte werden sollen. Ja - im Herzen war er Diplomat.
    Das verwirrte ihn insofern, als es ihm nicht gelungen war, mit seiner Ehe zurechtzukommen. Und ohne Zweifel war das Zerwürfnis Fort bekannt, oder wer immer zu dessen Seminar eingeladen hatte. Es war sogar möglich, daß man sein altes Apartment verwanzt und die unerfreulichen Zustände zwischen ihm und Sharon mitgehört hatte, die für keinen von beiden schmeichelhaft gewesen sein dürften. Er fuhr bei diesem Gedanken zusammen, rieb sich immer noch sein unrasiertes Kinn, ging ins Bad und stellte den tragbaren Wassererhitzer an. Das Gesicht im Spiegel wirkte etwas niedergeschlagen. Unrasiert, fünfzig, getrennt, den größten Teil seines Lebens in falscher Tätigkeit, gerade erst mit seiner wahren Berufung beginnend - das war nicht die Person, von der er annahm, die von William Fort Faxe erwarten durfte, sagte er sich.
    Seine Frau oder Exfrau rief an und war ebenso erstaunt. »Das muß ein Irrtum sein«, erklärte sie rundheraus, als Art ihr davon erzählte.
    Sie hatte angerufen wegen einer ihrer Kameralinsen, die jetzt fehlte. Sie vermutete, daß Art sie mitgenommen hätte, als er auszog. Art sagte: »Ich werde mich danach umsehen.« Er ging zum Schrank und schaute in seine beiden noch nicht ausgepackten Koffer. Er wußte, daß die Linse nicht drin war, wühlte aber geräuschvoll beide durch. Sharon würde merken, wenn er versuchen sollte, das vorzutäuschen. Während er suchte, sprach sie im Telefon weiter. Ihre Stimme erklang schwach durch das leere Apartment. »Das zeigt bloß, wie drollig dieser Fort ist. Du sollst zu einem Shangri-La kommen, und er wird Kleenex-Schachteln für die Schuhe benutzen und Japanisch sprechen; und du wirst seinen Krempel sortieren und lernen, in der Luft zu schweben, und ich werde dich nie wiedersehen. Hast du die Linse gefunden?«
    »Nein. Sie ist nicht hier.« Als sie sich getrennt hatten, hatten sie ihren gemeinsamen Besitz geteilt. Sharon hatte ihr Apartment bekommen, das Unterhaltungszentrum, die Desktopanlage, die Kameras, die Pflanzen, das Bett und alle übrigen Möbel. Art hatte die TeflonBratpfanne erhalten. Keine seiner besten Entscheidungen. Aber es bedeutete, daß er jetzt nur sehr wenige Stellen hatte, wo er nach der Linse suchen konnte.
    Sharon konnte einen einzigen Seufzer zu einem gedrängten Vorwurf machen. »Sie werden dir Japanisch beibringen, und wir werden dich nie wiedersehen. Was könnte William Fort von dir wollen?«
    »Vielleicht Eheberatung?« sagte Art.
    Viele Gerüchte über Forts Seminare erwiesen sich als zutreffend, was Art erstaunlich fand. Auf dem Internationalen Flughafen von San Francisco stieg er in einen großen starken Privatjet mit sechs weiteren Männern und Frauen, und nach dem Start wurden die Fenster, die offenbar doppelt polarisiert waren, schwarz und die Tür zum Cockpit geschlossen. Zwei Mitpassagiere Arts spielten Orientierung; und nachdem das Flugzeug mehrmals leicht nach links und rechts gekippt war, waren sie übereinstimmend der Ansicht, daß sie in irgendeiner Richtung zwischen Südwest und Nord flogen. Alle sieben tauschten Information aus. Sie waren alle technische Manager oder Gutachter aus dem großen Netz von Praxisgesellschaften. Sie waren aus der ganzen Welt nach San Francisco eingeflogen worden. Manche schienen darüber aufgeregt zu sein, daß man sie eingeladen hatte, den exklusiven Gründer der Transnationalen zu treffen. Andere waren besorgt.
    Der Flug währte sechs Stunden; und die um Orientierung bemühten Passagiere schätzten während des Absteigens die äußerste Grenze ihres Ortes ab. Das war ein Kreis, der Juneau, Hawaii, Mexico City und Detroit umfaßte, obwohl er auch noch größer sein konnte, wie Art bemerkte, falls sie sich in einem der neuen Luft-Weltraum-Jets befänden. Dann könnte es die halbe Erde sein. Als der Jet landete und hielt, wurden sie durch eine kleine Passage zu einem großen Lieferwagen mit verdunkelten Scheiben geführt. Zwischen ihnen und dem Fahrersitz war eine fensterlose Schranke. Ihre Türen wurden von außen verschlossen.
    Die Fahrt dauerte eine halbe

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