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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Passagiere beklagten sich darüber, wie holprig und langsam die Fahrt wäre. Offenbar glitten jetzt Expreßzüge mit etwa sechshundert Stundenkilometern über die Pisten.
    Der Arenagletscher lag etwa achthundert Kilometer nordwestlich von Burroughs. Er ergoß sich von den Bergen der Syrtis Major nach Norden auf Utopia Planitia. Er verlief ungefähr dreihundertfünfzig Kilometer weit in einem Graben der Arena Fossae. Claire, Berkina und die anderen im Wagen erzählten Sax die Geschichte des Gletschers, und er tat sein Bestes, um starkes Interesse zu zeigen. Es war auch wirklich interessant; denn sie wußten, daß Nadia den Ausbruch des Arena-Wasserreservoirs verfolgt hatte. Einige Leute, die damals bei Nadia gewesen waren, waren nach dem Krieg in South Fossa gelandet. Dort war die Geschichte erzählt worden und hatte sich in der Öffentlichkeit herumgesprochen.
    Diese Leute schienen tatsächlich zu glauben, daß sie viel über Nadia wüßten. Claire sagte Sax im Vertrauen: »Sie war gegen den Krieg und tat alles, was sie konnte, um ihm Einhalt zu gebieten und den Schaden wieder gutzumachen, noch während es geschah. Menschen, die sie in Elysium gesehen haben, sagten, daß sie überhaupt niemals schliefe, sondern ständig Anregungsmittel nehme, um in Gang zu bleiben. Es hieß, sie hätte sechstausend Leben gerettet in der Woche, da sie um South Fossa tätig war.«
    »Was ist aus ihr geworden?« fragte Sax.
    »Das weiß niemand. Sie ist aus South Fossa verschwunden.«
    »Sie wollte nach Low Point«, sagte Berkina. »Wenn sie dort gerade zur Zeit der Flut angekommen ist, kam sie wahrscheinlich ums Leben.«
    »Ah!« Sax nickte feierlich. »Das war eine schlimme Zeit.«
    »Sehr schlimm«, sagte Ciaire heftig. »So destruktiv. Ich bin sicher, sie hat die Terraformung um Jahrzehnte zurückgeworfen.«
    »Obwohl die Wasserausbrüche nützlich gewesen sind«, murmelte Sax.
    »Ja, aber die hätte man auch in kontrollierter Weise erzeugen können.«
    »Stimmt.« Sax zuckte die Achseln und ließ die Konversation ohne ihn weitergehen. Nach der Begegnung mit Phyllis war es etwas zu viel, in eine Diskussion über '61 zu geraten.
    Er konnte immer noch nicht recht glauben, daß sie ihn erkannt hatte. Das Passagierabteil, in dem sie waren, hatte über den Fenstern blanke Magnesiumverkleidungen, und dort sah man neben den Gesichtern seiner neuen Kollegen auch das kleine Gesicht von Stephen Lindholm. Ein kahlköpfiger alter Mann mit etwas gebogener Nase, welche die Augen etwas falkenhaft erscheinen ließ. Ausgeprägte Lippen, ein starker Unterkiefer, ein Kinn - nein, das sah ihm gar nicht ähnlich. Kein Grund, weshalb sie ihn hätte erkennen sollen.
    Aber das Aussehen war nicht alles.
    Er versuchte, nicht daran zu denken, als sie nordwärts über die Straße brummten. Er konzentrierte sich auf die Aussicht. Das Passagierabteil hatte ein kuppeiförmiges Oberlicht sowie Fenster an allen vier Seiten, so daß er eine Menge sehen konnte. Sie fuhren den Abhang von West Isidis empor, einen Teil der Großen Böschung, der wie ein großer rasierter Deich aussah. Die gezackten dunklen Berge von Syrtis Major erhoben sich über dem Nordwesthorizont scharf wie Sägeblätter. Die Luft war klarer als in den alten Tagen, obwohl sie inzwischen fünfzehnmal so dick war. Aber es gab weniger Staub darin, da Schneestürme den Grus hinunterdrückten und auf der Oberfläche in einer Kruste fixierten. Natürlich wurde diese Kruste oft durch starke Winde zerbrochen, und die Partikel gelangten wieder in die Luft. Aber diese Bruchstellen waren auf einzelne Stellen beschränkt, und die den Himmel säubernden Stürme bekamen langsam die Oberhand.
    Und auch der Himmel änderte seine Farbe. Ganz oben zeigte er ein üppiges Violett, über den westlichen Bergen war er weißlich, das in Lavendel überging und ein Violett, für das Sax keinen Namen kannte. Das Auge konnte Differenzen der Lichtfrequenz in einigen wenigen Wellenlängen unterscheiden. Darum reichten die paar Namen für die Unterschiede zwischen Rot und Blau keineswegs aus, um die Phänomene zu beschreiben. Aber wie man sie auch benennen mochte oder auch nicht - es gab jetzt ganz andere Himmelsfarben als das Braun und Rosa der frühen Jahre. Natürlich würde ein Staubsturm dem Himmel immer wieder den ursprünglichen Ockerton zurückgeben. Aber wenn die Atmosphäre ausgewaschen wurde, war ihre Farbe eine Funktion ihrer Dichte und chemischen Zusammensetzung. Gespannt darauf, wie sie in der Zukunft aussehen

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