Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars
er sich fühlte. Eine schnittige kompetente Vorstellung, die genau das war, was die Gebildeten in der Provence mochten mit ihrer Rhetorik, die schnell und humorvoll war wie der lokale Stierkampf. »Und wie ist der Mars? An was erinnert er? Was wirst du jetzt tun? Gibt es dort noch Jakobiner?«
»Mars ist Mars«, sagte Michel und winkte ab. »Der Boden hat die Farbe der Dachziegel in Arles. Ihr wißt schon.«
Die Party dauerte den ganzen Nachmittag, und dann gab es ein Bankett. Unzählige Frauen küßten ihm die Wangen. Er war berauscht von ihrem Parfüm, ihrer Haut und ihrem Haar, von ihren lächelnden klaren dunklen Augen, die ihn mit freundlicher Neugier anschauten. Zu eingeborenen Mädchen des Mars mußte man immer aufschauen und bekam ihr Kinn, ihren Hals und das Innere ihrer Nasenlöcher zu sehen. Es war ein solches Vergnügen, auf glänzendes schwarzes Haar hinunterzublicken.
Am späten Abend zerstreuten sich die Leute. Francis ging mit Michel hinüber zu der römischen Arena, und sie stiegen die krumme Steintreppe der mittelalterlichen Türme hinauf, welche die Arena befestigt hatten. Aus der kleinen Steinkammer am oberen Ende der Treppe schauten sie aus kleinen Fenstern auf die Ziegeldächer, die baumlosen Straßen und die Rhone hinab. Aus den Südfenstern konnten sie ein Stück der gefleckten Wasserfläche sehen, welche die Camargue war.
»Wieder am Mittelmeer angelangt«, sagte Francis zutiefst befriedigt. »Die Flut mag für die meisten Gegenden eine Katastrophe gewesen sein, aber für Arles ist sie ein wahres Bravourstück gewesen. Die Reisbauern kommen alle in die Stadt, bereit zu fischen oder jede andere Arbeit anzunehmen. Und viele Schiffe, die überlebt haben, docken in der Stadt an. Sie bringen Obst aus Korsika und Mallorca und handeln mit Barcelona und Sizilien. Wir haben einen guten Teil von Marseilles Handel übernommen, obwohl man sagen muß, daß die sich rasch erholen. Aber was für ein Leben ist wiedergekehrt! Weißt du, früher hatte Aix die Universität, Marseille das Meer, und wir hatten nur diese Ruinen und die Touristen, die für einen Tag kamen, um sie sich anzusehen. Und Tourismus ist ein häßliches Geschäft, keine angemessene Arbeit für menschliche Wesen. Es fördert Parasiten. Jetzt leben wir wieder!« Er war ein wenig betrunken. »Hier, du mußt mit mir auf dem Boot hinausfahren und die Lagune sehen.«
»Das täte ich gern.«
An diesem Abend rief Michel wieder Maya an. »Du mußt kommen. Ich habe meinen Neffen, meine Familie gefunden.«
Maya war nicht sonderlich beeindruckt. »Nirgal ist nach England gegangen, um Hiroko zu suchen«, sagte sie in scharfem Ton. »Jemand hat ihm gesagt, sie wäre dort, und da ist er einfach losgefahren.«
»Was heißt das?« rief Michel, schockiert durch die plötzliche Erwähnung von Hiroko.
»O Michel, du weißt, daß das nicht wahr sein kann.
Jemand hat es zu Nirgal gesagt, und das war alles. Es kann nicht stimmen, aber er ist gleich weggerannt.«
»Das hätte ich auch getan.«
»Bitte, Michel, sei nicht blöd! Ein Narr ist genug. Wenn Hiroko überhaupt noch am Leben ist, dann befindet sie sich auf dem Mars. Jemand hat bloß so geredet, um Nirgal von den Verhandlungen fernzuhalten. Ich hoffe nur, daß es nichts Schlimmeres war. Er hat zu viel Einfluß auf die Leute. Und er hütet seine Zunge nicht. Du solltest ihn anrufen und ihm sagen, daß er zurückkommen muß. Vielleicht würde er auf dich hören.«
»Ich würde das an seiner Stelle nicht tun.«
Michel verlor sich in Gedanken und suchte die plötzliche Hoffnung zu unterdrücken, daß Hiroko doch noch lebte. Und das ausgerechnet in England! Sonstwo am Leben. Hiroko und dadurch Iwao, Gene, Rya, die ganze Schar, seine Familie. Seine wahre Familie. Er erschauerte heftig. Und als er versuchte, der ungeduldigen Maya von seiner Familie in Arles zu erzählen, blieben ihm die Worte im Hals stecken. Seine wirkliche Familie war vor vier Jahren ganz verschwunden, und das war die Wahrheit. Schließlich konnte er wehen Herzens nur sagen: »Bitte, Maya, komm!«
»Bald. Ich habe Sax gesagt, daß ich gehen werde, sobald wir hier fertig sind. Das wird ihm den ganzen Rest aufbürden; und er kann doch kaum sprechen. Das ist lächerlich.« Sie übertrieb. Sie hatten ein volles diplomatisches Team dort, und Sax kam auf seine Weise gut zurecht. »Aber okay, okay, ich werde es tun. Hör also auf, mich zu quälen!«
S ie kam in der folgenden Woche.
Michel fuhr nervös zu dem neuen Bahnhof, um sie
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