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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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dahin und bewegte immer beide Beine auf einer Seite zugleich - links, rechts, links.
    Ann rollte die andere Seite der kleinen Landzunge hinunter, stand auf und lief durch den Trog einer flachen Bruchstelle nach Südwesten. Sie vermutete, daß sich ihr Rover ziemlich genau westlich von ihr befand; aber der Bär kam aus Nordwesten. Sie kletterte die kurze steile Flanke des nach Südwesten verlaufenden Canyons hoch und lief über ein Stück hohen Geländes zu einem anderen kleinen Bruchcanyon, der etwas mehr nach Westen führte als der vorige. Wieder hinauf zu dem nächsten Stück hohen Geländes zwischen diesen flachen Gräben. Sie blickte zurück. Sie keuchte schon, und ihr Rover befand sich noch mindestens zwei Kilometer westlich und etwas südlich von ihr. Er war noch hinter felsigen Buckeln außer Sicht. Der Bär befand sich nordwestlich von ihr. Falls er sich direkt auf den Rover zu bewegte, würde er ihm fast ebenso nahe sein wie sie jetzt. Jagte er auf Sicht oder auf Geruch? Konnte er den Kurs seiner Beute abschätzen und sich so bewegen, daß er ihn abschnitt?
    Ohne Zweifel konnte er das. Ann schwitzte in ihrem Windschutzanzug. Sie eilte in die nächste Rinne hinunter und lief einige Zeit darin nach Westsüdwesten. Dann erblickte sie eine leichte Rampe und lief zum nächsten höheren Gelände, einer Art breiter, hoher Straße zwischen den flachen Rinnen zu beiden Seiten. Sie blickte zurück und sah den Eisbären. Er stand auf allen vieren hinter ihr, zwei Canyons entfernt, und sah aus wie ein sehr großer Hund oder eine Kreuzung zwischen einem Hund und einem Menschen, gekleidet in strohfarbenen Pelz. Sie war überrascht, eine solche Kreatur hier draußen zu sehen. Die Nahrungskette konnte doch wohl kaum ein so großes Raubtier tragen. Man mußte es sicher an Futterstellen ernähren. Hoffentlich, sonst wäre es sehr hungrig. Dann kam er in dem übernächsten Canyon außer Sicht, und Ann lief los, um über das Gelände zu ihrem Rover zu rennen. Trotz des Umwegs und dem engen durchfurchten Horizont traute sie ihrem Gefühl hinsichtlich des Standorts ihres Rovers.
    Sie hielt ein Tempo, das sie, wie sie glaubte, über die ganze Distanz durchhalten würde. Es war schwer, nicht einfach loszulegen und mit voller Geschwindigkeit zu sprinten; aber nein, nein, das würde rasch zum Zusammenbruch führen. Halt dein Tempo - dachte sie und atmete in kurzen, kräftigen Stößen. Halte die Richtung! Kommst du südlich vom Rover vorbei? Zurück auf höheres Gelände, bloß um dich einen Moment umzuschauen. Dort hinter dem niedrigen Hügel mit dem flachen Gipfel, der ein kleiner Krater war, mit einem Buckel auf dem Südende des Randes, mußte ihr Rover sein, dessen war sie sich sicher, obwohl der Rover immer noch nicht zu sehen war und man sich bei dem zerrissenen Land leicht irren konnte. Tausendmal hatte sie kurzfristig halb die Orientierung verloren, da sie nicht ihre genaue Richtung zu einem Fixpunkt kannte. Gewöhnlich war das ihr geparkter Rover. Eigentlich keine große Sache, da das Peilgerät an ihrem Handgelenk sie immer zurückführen konnte. Das könnte es auch jetzt; aber sie war sich sicher, daß der Rover drüben hinter diesem Kraterbuckel stand.
    Die kalte Luft brannte in ihren Lungen. Sie erinnerte sich an die Gesichtsmaske für den Notfall, die in ihrem Rucksack steckte, hielt an, öffnete den Rucksack und wühlte, zog die CGvMaske heraus und legte sie an. Sie enthielt auch einen kleinen Vorrat an komprimiertem Sauerstoff. Nachdem sie sie über Mund und Nase gezogen und eingeschaltet hatte, war sie plötzlich stärker und konnte ein schnelleres Tempo halten. Sie lief auf einem hochgelegenen Geländestreifen zwischen zwei Rissen dahin und hoffte, den Rover hinter dem Hang des nächsten Kraters zu erblicken. Ah, da war er! Triumphierend sog sie den kühlen Sauerstoff ein. Er schmeckte angenehm, reichte aber nicht aus, um ihr Keuchen zu verhindern. Wenn sie die Senke zu ihrer Rechten schräg durchquerte, mußte sie direkt auf den Rover treffen.
    Sie schaute zurück und sah, daß der Eisbär auch rannte. Seine Beine bewegten sich in einer Art watschelndem Galopp. Aber er gewann mit diesem Laufen an Boden; und die niedrigen Canyonwände schienen für ihn kein Hindernis zu sein. Er huschte darüber wie ein weißer Alptraum, etwas Schönes und Erschreckendes zugleich. Die flüssige Bewegung seiner Muskeln spielte locker unter dichtem weißem Pelz mit gelben Spitzen. All das sah sie in einem Augenblick mit höchster

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