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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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geschnittener Strahl, ein Tal, so tief, daß ein See daraus werden mußte. Dieser Gedanke gefiel denen von Dorsa Brevia natürlich nicht. Das Gebiet konnte aber sicher dräniert werden, sollte man sich darum bemühen. Es gab Dutzende unterschiedlicher Pläne, und jedes einzelne System machte auf Nadia einen befremdlichen Eindruck. Sie hatte noch nie klar gesehen, wie sich ein durch Schwerkraft getriebenes Fraktal von zufälligen Impakten unterschied. In der rudimentären meteoritischen Landschaft war fast alles möglich, weil nichts auf der Hand lag - nichts außer der Tatsache, daß bei jedem möglichen System einige Kanäle und Tunnels gebaut werden müßten. Ihr neuer Finger juckte vor dem Verlangen, hier raus zu kommen und einen Bulldozer oder Tunnelbohrer zu steuern.
    Allmählich nahmen die effizientesten, logisch oder ästhetisch ansprechendsten Pläne aus den Vorschlägen Gestalt an. Die für jede Region in Frage kommenden wurden in einer Art Mosaik zusammengeheftet. Im östlichen Quadranten des äußersten Südens tendierten die Ströme dazu, auf das Hellas-Becken hinzulaufen und schließlich durch einige Schluchten in das Hellas-Meer, was günstig war. Dorsa Brevia akzeptierte einen Plan, wonach der Grat des Lavatunnels ihrer Stadt eine Art Damm werden sollte, der eine Wasserscheide kreuzte, so daß sich ein See darüber und ein Fluß darunter befinden würde, der nach Hellas strömte. Um die südliche Polkappe herum würde fallender Schnee gefroren bleiben; aber die meisten Meteorologen sagten voraus, daß es nach dem Eintreten stabiler Verhältnisse nicht viel Schneefall in der Polregion geben würde und sich eine kalte Wüste bilden würde, ähnlich der Antarktis auf der Erde. Natürlich würde es schließlich zu einer großen Eiskappe kommen, und man würde etwas von dem Wasser schmelzen und wieder nach Norden pumpen müssen, vielleicht in das Hellas-Meer. Ähnliche Pumparbeiten würden im Argyre-Becken erforderlich sein, falls man sich dafür entscheiden sollte, Argyre trocken zu halten. Eine Gruppe gemäßigter Roter bestand vor dem Globalen Exekutivrat mit dem Argument darauf, daß eines der großen, mit Dünen gefüllten Impaktbecken auf dem Planeten erhalten bleiben müßte. Es schien sicher, daß dieser Anspruch vom Gerichtshof günstig aufgenommen werden würde. Darum mußten alle Wasserscheiden rings um Argyre das in Rechnung stellen.
    Sax hatte einen eigenen Plan für Wasserscheiden entworfen, den er mit den übrigen zusammen zur Konferenz über den Bildschirm zur Beurteilung vorlegte, als ihre Rakete mit aerodynamischer Bremsung in den Orbit eintauchte. Dieser Plan sah ein Minimum an Oberflächenwasser vor, sah ausgiebig Tunnels vor und kanalisierte fast alles Drainagewasser in die fossilen Flußcanyons. Dabei würden weite Gebiete des Südens trockene Wüsten bleiben, so daß eine Hemisphäre aus trockenem Tafelland entstünde, das von ein paar engen Canyons mit Flußböden tief durchschnitten sein würde. In einem Anruf erklärte er Nadia: »Es wird wieder Wasser nach Norden geführt; und wenn man auf den Plateaus steht, wird es fast aussehen wie schon immer.«
    Er sagte, daß es ihr bestimmt gefallen würde.
    »Eine gute Idee«, sagte Nadia.
    Und wirklich unterschied sich Saxens Plan nicht großartig von dem durch die Konferenz ausgearbeiteten Konsens. Feuchter Norden, trockener Süden, womit der großen Dichotomie ein neuer Dualismus hinzugefügt wäre. Und es war befriedigend, daß die alten Flußcanyons wieder Wasser führen sollten. Ein in Anbetracht des Terrains gut durchdachter Plan.
    Aber die Tage, in denen Sax oder sonst jemand ein Projekt für das Terraformen aussuchen und dann hingehen und es ausführen konnte, waren längst vorbei. Nadia stellte fest, daß Sax das noch nicht ganz begriffen hatte. Schon ganz zu Anfang, als er mit Algen gefüllte Windmühlen in das Feld geschmuggelt hatte, ohne daß außer seinen Komplizen jemand etwas davon wußte oder zugestimmt hatte, pflegte er auf eigene Faust zu handeln. Das war eine eingefleischte Geisteshaltung; und jetzt schien er das Prüfungsverfahren seitens der Umweltämter zu vergessen, das jeder Plan über Wasserscheiden durchzumachen hatte. Aber es gab diesen Prozeß, der jetzt unvermeidbar war. Wegen der großen Geste waren die Hälfte der Richter am Globalen Exekutivrat Rote der einen oder anderen Schattierung. Jeder dahingehende Vorschlag aus einer Konferenz selbst mit Sax Russell als Teilnehmer aus der Entfernung würde genauer

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