Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars
mitmacht.«
»Er hat keine Position inne«, gab Art zu bedenken.
»Die könnte er aber haben, wenn er wollte.«
»Stimmt.«
Nadia dachte darüber nach. Ihre Gedanken wanderten, während ihre Stimmung sank.
»Du weißt, ich habe erst zehn Monate von meiner Amtszeit hinter mir. Es stehen mir noch zweieinhalb m-Jahre bevor.«
»Ich weiß.«
»m-Jahre sind so verdammt lang.«
»Ja. Aber die Monate sind kurz.«
Sie fauchte ihn an und blickte aus dem Fenster ihres Apartments in die Caldera von Pavonis hinunter. »Die Schwierigkeit ist, daß Arbeit keine Arbeit mehr ist. Du weißt, wir gehen von hier hinaus und beteiligen uns an diesen Projekten, und die Arbeit daran ist noch keine Arbeit. Ich meine, ich komme nie dazu, Dinge zu tun. Ich erinnere mich, in Sibirien, als ich jung war, da war Arbeit noch wirkliche Arbeit.«
»Vielleicht siehst du das etwas romantisch.«
»Nun ja, sicher. Aber auch auf dem Mars. Ich entsinne mich, wie ich Underhill zusammengesetzt habe. Das hat wirklich Spaß gemacht. Und eines Tages auf unserem Ausflug zum Nordpol, um eine Permafrostgalerie zu installieren...« Sie seufzte. »Was würde ich nicht für eine solche Arbeit geben!«
»Es sind immer noch viele Bauarbeiten im Gange«, erklärte Art.
»Durch Roboter.«
»Vielleicht könntest du dich wieder etwas mehr Menschlichem zuwenden. Baue selbst etwas. Ein Haus auf dem Land oder ein Erschließungsprojekt. Oder eine der neuen Hafenstädte, von Hand errichtet, um verschiedene Designs, Bauverfahren oder was auch immer auszuprobieren. Das würde den Bauvorgang verlangsamen. Dafür würde der Globale Exekutivrat aufkommen.«
»Vielleicht. Du meinst, nach Ende meiner Amtszeit.«
»Oder sogar davor. Bei Pausen, oder wenn du auf Reisen bist. Die sind alle so etwas Ähnliches wie Konstruktionen gewesen, wenn auch nicht gerade Bauten. Das Erbauen realer Dinge. Das mußt du versuchen und dann zurückkehren und zwischen den beiden pendeln.«
»Interessenkonflikt.«
»Nicht, wenn es ein offizielles Projekt ist. Wie wäre es mit dem Vorschlag, eine globale Hauptstadt unten auf Meeresniveau zu bauen?«
»Hmm«, machte Nadia. Sie holte eine Karte heraus, und sie brüteten darüber. Auf der Linie der Länge Null krümmte sich die Südküste des Nordmeeres zu einer kleinen runden Halbinsel mit einer Kraterbucht im Zentrum. Sie lag etwa auf halber Strecke zwischen Tharsis und Elysium. »Wir müssen hinfahren und es uns ansehen.«
»Ja. Hier, komm ins Bett! Wir können später darüber sprechen. Ich habe jetzt eine ganz andere Idee.«
E inige Monate später flogen sie von Bradbury Point wieder nach Sheffield zurück, und Nadia erinnerte sich an dieses Gespräch mit Art. Sie bat den Piloten, an einer kleinen Station nördlich des Kraters Sklodowska auf dem Abhang des Kraters Zm, genannt Zoom, zu landen. Als sie auf die Rollbahn niedergingen, sahen sie im Qsten eine große, jetzt mit Eis bedeckte Bucht. Ihr gegenüber lagen die rauhe Gebirgsgegend von Mamers Valliso und die Deuteronilus Mensae. Die Bucht war ein Einschnitt in die Große Böschung, die hier recht sanft war. Länge 0°, Breite 46° Nord. Also ziemlich weit im Norden, aber die nördlichen Winter waren im Vergleich mit den südlichen milde. Sie konnten einen großen Teil des Eismeeres längs einer langen Küstenlinie sehen. Die Zoom umgebende Halbinsel war hoch und glatt. Die kleine Station an der Küste war das Heim von ungefähr fünfhundert Menschen, die dort draußen mit Bulldozern, Kränen, Baggern und Schürfgeräten arbeiteten. Nadia und Art stiegen aus, schickten das Flugzeug weg, nahmen ein Zimmer in einem Gasthaus und verbrachten ungefähr eine Woche bei den Leuten dort mit Gesprächen über die neue Siedlung. Die Einwohner hatten von dem Vorschlag gehört, hier an der Bucht eine neue Hauptstadt zu bauen. Manchen gefiel der Gedanke, manchen nicht. Sie hatten daran gedacht, ihre Siedlung wegen ihrer Länge Greenwich zu nennen, hatten aber gehört, daß die Briten den Namen >Green Witch< aussprachen und waren dadurch verunsichert und sagten dann >Greenich<. Vielleicht einfach London. Sie sagten, sie würden sich etwas ausdenken. Die Bucht selbst hieß, wie sie sagten, schon lange Chalmers Bay.
»Wirklich?« rief Nadia. Sie lachte. »Wie perfekt!«
Sie war von der Landschaft schon sehr angetan. Die konische Moräne von Zoom, die Wölbung der großen Bucht, roter Fels über weißem Eis und vermutlich eines Tages auch über blauer See. Während der Tage ihres Besuchs
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