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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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sollte. Man benutzt die Strahltriebwerke auch, um dem Auftrieb entgegenzuwirken, damit man wieder herunterkommt. Hier, versuch es einmal! Das ist der Gashebel für den linken Jet und das ist der für den rechten. Und hier sind die Stabilisierungsflossen. Die Düsen verrecken leicht, und der Gebrauch des Stabilisators erfordert einige Übung.«
    Vor Nirgal befand sich eine volle Garnitur von Kontrollgeräten. Er legte die Hände auf die Jet-Drosseln und gab Schub. Das Luftschiff schwenkte nach links und dann nach rechts. »Oha!«
    »Man fliegt mit Sicherheitsautomatik, so daß das Ding sich einfach abschaltet, wenn man einen verhängnisvollen Befehl gibt.«
    »Wie viele Flugstunden braucht man, um das zu lernen?«
    »Du bist ja schon dabei!« Sie lachte. »Nein, es erfordert etwa hundert Stunden. Kommt darauf an, was man dabei unter Lernen versteht. Die statistische Todesschwelle liegt zwischen hundert und tausend Stunden, nachdem Leute sich entkrampft haben und wirklich gut sind und in Schwierigkeiten kommen. Aber das sind meistens Gleitschirmflieger. Bei diesen hier sind Simulatoren genau das Richtige, um darin seine Stunden zu verbringen. Und wenn man dann wirklich oben ist, ist alles verdrahtet, auch wenn man noch nicht die offizielle Flugzeitgrenze erreicht hat.«
    »Wirklich interessant!«
    Das war es auch. Die sich kreuzenden Canyons von Noctis Labyrinthus lagen unter ihnen wie ein gewaltiger Irrgarten. Die jähen Auf- und Abstiege, wenn die Winde sie schüttelten, gingen Nirgal ins Blut. Das laute Brausen des Windes über ihren teilweise geschlossenen Sitzen in den Gondeln... »Das ist so, als ob man ein Vogel wäre!«
    »Genau.«
    Und ein Teil von ihm sah, daß es gutgehen würde. Das Herz freut sich über eine Sache nach der anderen.
     
    Danach verbrachte er die Zeit in einem Flugsimulator in der City und hatte mehrere Male in der Woche eine Verabredung mit Monica oder einem ihrer Freunde und ging zu einer weiteren Lektion hinaus an den Rand der Klippe. Das war keine komplizierte Sache, und bald hatte er den Eindruck, daß er einen selbständigen Flug unternehmen könnte. Sie mahnten ihn zur Geduld. Er hielt sich daran. Die Simulatoren fühlten sich ganz wie das wirkliche Ding an. Wenn man sie durch einen Fehler testete, pflegte der Sitz zu kippen und sehr überzeugend zu hüpfen. Mehr als einmal bekam er die Geschichte von der Person zu hören, die einen Ultraleichtflieger in der Simulation in eine so verheerende Todesspirale gebracht hatte, daß der Simulator sich aus seiner Verankerung gerissen hatte und durch die nächste Glaswand gekracht war, wobei er einige Herumstehende getroffen und dem Flieger den Arm gebrochen hatte.
    Nirgal vermied solche Schreckensgeschichten und auch die meisten anderen. Er ging fast jeden Morgen zu den Versammlungen von Freier Mars in den Stadtbüros und jeden Nachmittag zum Fliegen. Im Laufe der Tage stellte er fest, daß er die Morgensitzungen nicht mochte. Er wollte bloß noch fliegen. Er hatte den Freien Mars nicht gegründet, ganz gleich, was man redete. Alles, was er in jenen Jahren getan hatte, war keine Politik in diesem Sinne gewesen. Vielleicht hatte es ein politisches Element gehabt; aber meistens hatte er sein eigenes Leben geführt und mit Leuten in der Demimonde und den Städten an der Oberfläche darüber gesprochen, wie sie ihr Leben gestalten und dennoch einige Freiheiten und Vergnügungen haben wollten. Okay, das war politisch gewesen, jede Aktion hatte auch eine politische Dimension. Aber es schien, daß er an Politik nicht wirklich interessiert war. Oder waren es die Regierungsgeschäfte?
    Natürlich war Politik besonders uninteressant, wenn sie von Jackie und ihrer Schar dominiert wurde. Das war Politik einer anderen Art. Er hatte vom ersten Augenblick seiner Rückkehr an gesehen, daß Jackies innerem Kreis seine Rückkehr von der Erde nicht willkommen war. Er war den größten Teil eines m-Jahres fort gewesen; und während dieser Zeit war eine neue Gruppe von der Revolution in Schwung gebracht worden und in den Vordergrund getreten. Nirgal war für sie eine Bedrohung von Jackies Führungsrolle in der Partei und für ihren Einfluß auf Jackie. Sie waren entschieden, wenn auch subtil gegen ihn. Nein. Einige Zeit war er der Anführer der Eingeborenen gewesen, der Charismatiker des Stammes, der aus dem eingeborenen Volk des Mars bestand, der Sohn von Hiroko und Cojote - eine sehr mächtige Elternschaft, der man sich nur sehr schwer widersetzen konnte. Aber

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