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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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nehmen und bekommen, was wir kriegen. Wir werden euch in den Arsch treten, dann werdet ihr richtig etwas fühlen. Ihr werdet sehen, was wir meinen.« Dann zog Nirgal ihn zurück und sagte: »Komm schon, mach keinen Ärger!« Und die Passanten stürzten sich mit Gebrüll auf sie, Männer mit harten Fäusten und Füßen, die nicht betrunken, aber ziemlich wütend waren. Die jungen Jäger mußten sich zurückziehen und sich dann von Nirgal wegführen lassen, als die Passanten sich damit zufrieden gaben, sie verscheucht zu haben. Die Leute schrien weiter Beschimpfungen, torkelten die Straße hinauf, hielten sich ihre Beulen, lachten und knurrten, zutiefst von sich selbst überzeugt. »Verdammte Schlafwandler, packt euch in eure Giftbüchsen ein, wir werden euch in den Arsch treten! Wir werden euch samt eurer Puppenhäuser ins Wasser schmeißen! Dämliche Schafe, die ihr seid!«
    Nirgal drängte sie weiter und mußte dabei kichern. Die Radaubrüder waren sehr betrunken, und Nirgal war selbst nicht viel nüchterner. Als sie zu ihrer Herberge kamen, schaute er in die Kneipe gegenüber, sah die Metzgerfrau dort sitzen und ging mit dem Rest der wilden Kerls hinein. Er saß da und beobachtete die Burschen eine Weile, während er einen Cognac trank und ihn über die Zunge rollen ließ. Wilde hatten die Passanten sie genannt. Die Frau schaute ihn an und überlegte, was er wohl dachte. Viel später stand er mühsam auf und verließ die Kneipe mit den anderen, ging unsicher über die gepflasterte Straße und summte mit: »Swing Low, Sweet Chariot«, als sie kläfften. Auf dem Obsidianwasser des Kasei-Fjords schaukelten die Sterne auf und ab. Geist und Leib voller Empfindungen, süße Erschöpfung als Zustand der Gnade.

A m nächsten Morgen schliefen sie lang und erwachten spät, benommen und verkatert. Sie lagen eine Weile in ihrem Schlafsaal und schlürften Kavajava. Dann gingen sie die Treppe hinunter und aßen, obwohl sie behaupteten, noch vollgestopft zu sein, ein mächtiges Herbergenfrühstück. Während des Essens beschlossen sie, zum Fliegen zu gehen. Die vom Kasei-Fjord herunterkommenden Winde waren so stark wie je auf diesem Planeten; und Windsurfer und Flieger aller Arten waren nach Nilokeras gekommen, um das auszunutzen. Natürlich konnten jederzeit Howler die Situation >außer Rand und Band< bringen und den Spaß für alle, außer den großen Windreitern, beenden. Aber die durchschnittliche steife Brise des Tages war fantastisch.
    Die Operationsbasis der Flieger war eine Kraterinsel fern der Küste namens Santorini. Nach dem Frühstück ging die Gruppe zusammen hinunter zu den Docks und bestieg eine Fähre. Eine halbe Stunde später schifften sie sich auf der kleinen bogenförmigen Insel ein und wanderten mit den anderen Passagieren zum Segelflugplatz.
    Nirgal war seit Jahren nicht mehr geflogen, und es war ein großes Vergnügen, sich in der Gondel eines Luftschiffgleiters anzuschnallen, den Mast aufzustellen, dann loszumachen und bei den kräftigen Aufwinden, die über den steilen inneren Rand von Santorini bliesen, hochzusteigen. Als Nirgal aufstieg, sah er, daß die meisten Flieger Vogelanzüge der einen oder anderen Art trugen. Es sah aus, als flöge er in einem Schwärm breitflügliger Kreaturen, die nicht wie Vögel aussahen, sondern eher wie fliegende Füchse oder mythische Mischwesen wie der Greif oder Pegasus.
    Vogelmenschen. Die Vogelanzüge waren verschiedenartig und ahmten in gewisser Hinsicht die Gestalten unterschiedlicher Arten nach: Albatros, Adler, Lämmergeier ...
    Jeder Anzug umschloß seinen Träger in etwas, das im Endeffekt ein sich ständig veränderndes Exoskelett war, das auf den Körperdruck des Fliegers reagierte, um Positionen einzunehmen und zu halten oder bestimmte Bewegungen auszuführen, die entsprechend der innen ausgeübten Kraft verstärkt wurden, so daß die Muskeln des Menschen mit den großen Flügeln schlagen oder sie gegen die große Drehkraft der Windstöße in Stellung halten konnten, und gleichzeitig die stromlinienförmigen Helme und Schwanzfedern in den richtigen Positionen hielten. Computer in den Anzügen halfen den Fliegern, die das nötig hatten, und konnten sogar als automatische Piloten fungieren. Aber die meisten Flieger zogen es vor, selbst zu denken und kontrollierten den Anzug als einen Waldo, der die Kraft der eigenen Muskeln vielfach verstärkte.
    Nirgal saß in seinem Luftgleiter und beobachtete mit Vergnügen und Besorgnis zugleich, wie die Vogelmenschen in

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