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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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größere und wärmere Körper zu erzeugen, mit denen man arbeiten könnte - >künstliche Mirandas< nannte sie jemand.
    Ann kam von der Konferenz oder zog sich vielmehr an einem Geländer entlang, unfähig, mit der MiniGravitation fertigzuwerden. Nach einer Weile folgte Zo ihr auf Straßen, die von üppigem grünem Gras bedeckt waren. Sie blickte nach oben: Ein Riese aus Aquamarin mit schmalen matten Ringen. Ein kalter, weltentrückter Anblick, nach jeder menschlichen Vorstellung reizlos und auf die Dauer vielleicht unhaltbar wegen der niedrigen Gravitation der kleinen Monde. Aber in der Konferenz eben hatten die Uranier die subtilen Schönheiten ihres Planeten gepriesen und eine Ästhetik entwickelt, die es ihnen möglich machte, ihre Liebe auf einen wissenschaftlichen Grund zu stellen, selbst wenn sie planten, alles zu verändern - wozu sie imstande wären. Sie betonten die zarten Abstufungen der Farben, die angenehm kühle Luft in der Kuppel, die einem Flug ähnliche Art der Fortbewegung, wie ein Tanz im Traum... Einige von ihnen waren sogar schon solche Patrioten geworden, daß sie gegen eine radikale Umgestaltung plädierten. Sie waren mehr auf Erhaltung versessen, als dieser ungastliche Ort vernünftigerweise vertragen konnte.
    Und jetzt entdeckten einige dieser Konservationisten Ann. Sie kamen in einer Gruppe zu ihr, standen im Kreis um sie herum, schüttelten ihr die Hand, drückten sie an sich, küßten sie oben auf den Kopf, und eine kniete sich hin, um ihr die Füße zu küssen. Zo sah Anns Miene und mußte lachen. »Na na!« sagte sie zu der Gruppe, die offenbar als eine Art Leibwache für den Mond Miranda bestimmt war. Die lokale Version der Roten, die hier entstanden war, wo das gar keinen Sinn ergab, und lange nachdem das Rotsein, selbst auf dem Mars, kein wichtiges Thema mehr war. Sie formierten sich um einen Tisch herum, der bei einer schlanken Säule mitten in der Kuppel aufgestellt war, und verzehrten eine Mahlzeit, während die Diskussion das ganze System umspannte. Der Tisch war eine Oase in der trüben Luft der Kuppel, wobei das Diamantcollier in seiner runden Fassung aus Jade auf sie herunterschien. Er schien das Zentrum der Stadt zu bilden; aber Zo sah in der Luft noch weitere solche Oasen hängen, die aus der entsprechenden Position sicher auch wie das Zentrum wirkten. Hippolyta war eine kleine Stadt, aber Oberon konnte Dutzende ihresgleichen aufnehmen, und ebenso Titania, Ariel und Miranda, so klein sie auch waren. Alle diese Satelliten hatten Oberflächen von Hunderten von Quadratkilometern. Das was das Verlockende an diesen von der Sonne vergessenen Monden: freies Land, offener Raum, eine neue Welt, eine Grenze mit ihrer immer neuen Chance eines weiteren Neuanfangs und der Gründung einer neuen Gesellschaft ganz von vorn. Für die Uranier war diese Freiheit mehr wert als Licht oder Schwerkraft. Und so hatten sie die Programme und die Roboter für den Anfang zusammengebracht und waren mit Plänen für eine Kuppel und eine Verfassung zu der fernen Grenze aufgebrochen, um ihre eigenen Ersten Hundert zu werden.
    Aber gerade diese Leute waren am wenigsten daran interessiert, etwas über Jackies Pläne für eine systemweite Allianz zu hören. Immerhin hatte es schon lokale Meinungsverschiedenheiten gegeben, die stark genug waren, um Unruhe zu stiften. Unter den um den Tisch sitzenden Leuten gab es einige ernsthafte Feinde, wie Zo bemerkte. Sie beobachtete genau ihre Gesichter, als Marie, die Leiterin ihrer Delegation, den Vorschlag des Mars in ganz allgemeiner Form darlegte: Eine Allianz mit dem Ziel, mit der massiven historisch-ökonomischen und zahlenmäßigen Überlegenheit der Erde zurechtzukommen, die gewaltig, strotzend, überquellend und in ihrer Vergangenheit wie ein Schwein versumpft in seinem Stall steckte und dennoch die dominierende Kraft in der Diaspora war. Es lag im vitalen Interesse aller Siedlungen im Sonnensystem, sich mit dem Mars zu verbünden und eine geeinte Front zu bilden, die ihre Einwanderung, ihren Handel, ihr Wachstum und ihr weiteres Schicksal kontrollierte.
    Von allen Uraniern sah jedoch niemand, aller Streitigkeiten untereinander zum Trotz, überzeugt aus. Eine ältere Frau, die Bürgermeisterin von Hippolyta, ergriff das Wort, und sogar die >Roten< von Miranda nickten. Sie würden selbst und unabhängig mit der Erde verhandeln. Erde und Mars seien für die Freiheit der Uranier gleichermaßen gefährlich. Hier draußen planten sie, mit allen potentiellen Allianzen

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