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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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mögliche verordnet, das man sich vorstellen kannst, das muß ich zugeben. Ich habe Zeitschriften abgerufen, Tests durchgeführt, manchmal mit ihrem Wissen, manchmal ohne. Ich habe getan, was ich konnte, das schwöre ich.
    Dessen bin ich mir sicher.
    Aber es wirkt nicht. Sie verliert es. O Sax...
    Er hielt inne und hielt sich an der Schulter seines Freundes fest.
    Ich kann es nicht ertragen, wenn sie geht. Sie hatte immer einen so wachen Verstand. Wir sind Erde und Wasser, Feuer und Luft. Und Maya war immer beschwingt. Ein so ätherischer Geist, der auf kräftigen Schwingen über uns schwebte. Ich kann es nicht ertragen, sie sofallen zu sehen 1 .
    Na ja.
    Sie gingen weiter.
    Es ist schön, Phobos wiederzusehen.
    Ja. Das war eine gute Idee von dir.
    Eigentlich war es deine Idee. Du hast es mir vorgeschlagen.
    Wirklich? Ich erinnere mich nicht daran.
    Unter ihnen klatschte das Meer leise gegen die Felsen.
    Diese vier Elemente. Erde, Wasser, Feuer und Luft. Eines deiner semantischen Rechtecke?
    Es geht auf die Alten Griechen zurück.
    Wie die vier Temperamente?
    ]a. Thaies hat diese Hypothese aufgestellt. Der erste Wissenschaftler.
    Aber du hast mir gesagt, es hätte immer Wissenschaftler gegeben. Schon in der Savanne, in ferner Vergangenheit.
    Ja, das ist wahr.
    Und die Griechen - alle Ehre ihnen, denn sie waren gewiß große Geister - waren nur Teil eines Kontinuums von Gelehrten, weißt du. Seither ist einige Arbeit geleistet worden.
    Ja, das weiß ich.
    Ja. Und einiges von dieser nachfolgenden Arbeit könnte dir für deine konzeptuellen Schemata nützlich sein. Wenn du für uns die ganze Welt kartierst. So, daß dir neue Wege geschenkt werden, die Dinge zu sehen. Die könnten dir helfen, sogar bei den Problemen, die du mit Maya hast. Denn es gibt mehr als diese vier Elemente. Etwa hundertzwanzig, mehr oder weniger. Vielleicht gibt es auch mehr als unsere vier Elemente, he? Und die Natur dieser Elemente... gut, die Dinge haben sich seit den Griechen stark verändert. Du weißt, daß subatomare Partikel einen sogenannten Spin besitzen, der nur in Vielfachen von einem Halben vorkommt? Und du weißt, daß es sich wie ein Objekt unserer sichtbaren Welt um dreihundertsechzig Grad dreht und dann wieder in seiner Ausgangsposition ist? Nun, ein Partikel mit einem als halb bezeichneten Spin, wie ein Proton oder ein Neutron, muß sich um siebenhundertundzwanzig Grad drehen, um wieder zu seiner ursprünglichen Konfiguration . zu kommen.
    Wie das?
    Es muß eine doppelte Drehung ausführen, um wieder in seine Ausgangsposition zu gelangen.
    Du machst Witze.
    Nein, nein. Das weiß man schon seit Jahrhunderten. Die Geometrie des Raums istfür Partikel mit dem Spin einhalb einfach anders. Die leben in einer anderen Welt.
    Und so...
    Nun, ich weiß nicht. Aber ich finde es anregend. Ich meine, wenn du physikalische Modelle als Analoga für unsere mentalen Zustände benutzen willst und sie in der Weise miteinander verbindest, wie du es machst, dann solltest du vielleicht auch diese etwas neueren physikalischen Modelle berücksichtigen. Sich Maya etwa als ein Proton vorstellen, ein Partikel mit dem Spin einhalb, das in einer Welt lebt, die doppelt so groß ist wie die unsere.
    Ah!
    Und es wird noch verrückter. Michel, diese Welt hat zehn Dimensionen. Zehn!
    Die drei des Makroraums, die wir wahrnehmen können, die eine der Zeit und sechs weitere Mikrodimensionen, die um die Fundamentalteilchen herum kompakt sind auf eine Weise, die wir zwar mathematisch beschreiben, aber nicht visualisieren können. Convolutionen und Topologien. Differentialgeometrien, unsichtbar, aber real, bis hinab zum untersten Niveau der Raumzeit. Denk darüber nach! Es könnte dich zu ganz neuen Gedankensystemen führen. Eine riesige Erweiterung deines Geistes.
    Mich interessiert mein Geist nicht. Ich mache mir nur Sorgen um Maya.
    Ja, ich weiß.
    Sie standen am Ufer und blickten über das gestirnte Wasser. Über ihnen wölbte sich die Kuppel der Sterne, und die Stille der Luft atmete über ihnen. Unten murmelte die See. Die Welt erschien als ein großer Ort, wild und frei, dunkel und geheimnisvoll.
    Nach einer Weile machten sie kehrt und schlenderten auf dem Pfad zurück.
    Einmal nahm ich den Zug von Da Vinci nach Sheffield. Sie hatten kurzzeitig die Strecke gesperrt, und es gab einen Aufenthalt in Underhill. Ich stieg aus und machte einen Spaziergang durch den alten Kraterpark. Und plötzlich erinnerte ich mich an manches. Schaute mich einfach um. Ich versuchte

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