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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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es nicht eigentlich, aber die Erinnerungen kamen mir von allein.
    Ein normales Phänomen.
    ]a, so verstand ich es. Aber ich frage mich, ob ich nicht Maya helfen könnte, indem ich so etwas arrangiere. Nicht gerade Underhill, aber an den Orten, an denen sie glücklich war. Wo ihr beide glücklich wart. Ihr lebt jetzt in Sabishii, aber warum zieht ihr nicht wieder an einen Ort wie Odessa zurück?
    Sie will nicht.
    Sie kann sich irren. Warum versucht ihr nicht in Odessa zu leben und von Zeit zu Zeit Underhill oder Sheffield zu besuchen. Cairo. Vielleicht sogar Nicosia. Die Städte am Südpol. Dorsa Brevia. Ein Sprung nach Burroughs hinein. Eine Bahnreise durch das Hellas-Becken. So eine Rückkehr an einen Ort der Vergangenheit könnte ihr helfen, ihr Ich wieder zusammenzuraffen und sich wieder bewußt zu werden, wo unsere Geschichte angefangen hat. Die Orte, die uns geformt haben, zum Guten oder Schlechten, im Morgen der Welt. Sie könnte das brauchen, ob sie es weiß oder nicht.
    Hmm.
    Arm in Arm gingen sie entlang eines dunklen von Farnen gesäumten Pfads zum Krater zurück.
    Alles Gute, Sax, leb wohl!

D as Wasser der Isidis-Bucht hatte die Farbe eines blauen Flecks oder einer Clematisblüte und funkelte im Sonnenschein, der von den Wellen zurückgeworfen wurde, die gerade noch klein genug waren, um keine weißen Kämme zu tragen. Die Strömung kam von Norden, und der Kabinenkreuzer stampfte und rollte, als sie nordwestlich von DuMartheray Harbor dahinfuhren. Ein klarer Frühlingstag, Ls 51, m-Jahr 79, A.D. 2181.
    Maya saß auf dem Oberdeck und sog die Seeluft und die Flut blauen Sonnenlichts ein. Es war eine Freude, sich draußen auf dem Wasser zu befinden, fern von all dem Dunst und Gerumpel der Küste. Es war wundervoll, daß die See auf keine Weise gezähmt oder verändert werden konnte, und wundervoll, wie sie immer gleich war, wenn man außer Sicht des Landes auf der blauen Wildnis schaukelte, ganz gleich, was dort auch geschehen mochte. Sie hätte jeden Tag, alle Tage weiter fahren können. Jedes Heruntergleiten von einem Wellenkamm war wie eine kleine Achterbahnfahrt der Seele.
    Aber deshalb waren sie nicht hier. Vor ihnen brachen sich weiße Schaumkronen im einem breiten Fleck; und neben ihr bewegte der Steuermann das Rad um eine oder zwei Speichen und drosselte die Maschine auf wenige Umdrehungen pro Minute. Das weiße Wasser markierte die Spitze der Doppeldeckerkuppe, eines durch eine schwarze Boje gekennzeichneten Riffs, welche ein tiefes und rhythmisches Bumpern und Stoßen von sich gab. Rings um diese große nautische Kirchenglocke waren Vertäungsbojen verteilt. Der Pilot steuerte die erste an. Es lagen keine anderen Schiffe vor Anker. Nicht einmal am Horizont waren welche zu sehen. Es war, als wären sie in der Welt allein. Michel kam von unten herauf und trat neben sie, und legte die Hand auf ihre Schulter, als der Pilot das Ventil schloß und ein Matrose vom Bug aus unter ihnen mit einem Bootshaken zulangte und an der Boje anlegte, indem er ihr Andockseil daran befestigte. Der Pilot stellte den Motor ab, und sie trieben auf den Wogen rückwärts, bis das Halteseil sie mit einem lauten Klatschen und einem Fächer aus weißer

     
    Gischt festhielt. Sie waren bei Burroughs vor Anker gegangen.
     
    Unten in der Kabine legte Maya ihre Kleidung ab und zog einen elastischen orangefarbenen Trockenanzug an: Anzug und Kapuze, Stiefelchen, Tank und Helm und schließlich Handschuhe. Sie hatte eigens für diesen Abstieg Tauchen gelernt; und jedes Teil der Ausrüstung war noch neu. Die Sensation, sich unter Wasser zu befinden, war nicht ganz so neu, erinnerte sie an die Gewichtslosigkeit im Weltraum. Sobald sie daher über die Seite des Schiffs und ins Wasser geglitten war, stellte sich das vertraute Gefühl ein. Sie sank vom Gewichtsgürtel gezogen nach unten, merkte, daß das Wasser um sie kalt war, empfand es aber in keiner Weise als real. Das Atmen unter Wasser war eigenartig, funktionierte aber. Hinab ins Dunkel. Sie entspannte sich und schwamm hinunter, weg von dem kleinen Punkt des Sonnenlichts.
     
    Immer weiter abwärts. Vorbei an der Oberkante der Doppeldeckerkuppe, vorbei an ihren silbrigen oder kupferfarbenen Fenstern, die aussah wie Reihen von mineralischen Extrusionen oder wie die Einwegspiegel von Beobachtern aus einer anderen Dimension. Sie war rasch in die Finsternis getaucht und sank wie im Traum mit einem Fallschirm immer weiter nach unten. Michel und einige andere folgten ihr; aber es war so

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