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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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für einen freien Mars eintrat, nur noch tapferer und schöner erscheinen. Die Ovationen für sie waren laut und anhaltend. Sie hatte eine Menge gelernt seit ihren ungeschickten Reden während der zweiten Revolution. Sie war recht gut geworden. Sehr gut.
    Als danach die Sprecher der Grünen auftraten und für einen offenen Mars argumentierten, versuchten sie, über die Gefahr der Politik eines geschlossenen Mars zu reden. Aber die Reaktion war natürlich viel weniger enthusiastisch als zuvor für Jackie. Die von ihnen vertretene Position klang nach Feigheit, um es offen zu sagen; und der Wunsch nach einem offenen Mars wirkte naiv. Vor der Ankunft in Banks hatte Vendana Maya eine Gelegenheit angeboten zu sprechen; aber die hatte abgelehnt und war jetzt in ihrer Meinung bestätigt. Sie beneidete diese Redner nicht um ihre unpopuläre Stellung vor einer dahinschwindenden Menge.
    Danach hielten die Grünen eine kleine Zusammenkunft zur Manöverkritik ab, und Maya äußerte sich zu ihrem Auftritt recht scharf. »Ich habe noch nie eine solche Inkompetenz erlebt. Ihr versucht, sie zu verängstigen, klingt aber nur furchtsam. Der Stock ist nötig für den Esel, aber ihr braucht auch eine Rübe. Die Möglichkeit des Krieges ist der Stock, aber ihr müßt ihnen Gründe dafür geben, warum sie es unterstützen sollten, weiterhin Terraner heraufkommen zu lassen, ohne daß ihr euch wie Idioten anhört. Ihr müßt sie daran erinnern, daß wir alle terranischer Herkunft sind. Wir sind hier immer Immigranten. Ganz können wir die Erde niemals hinter uns lassen.«
    Dazu nickten sie. Athos unter ihnen sah nachdenklich aus. Danach nahm Maya Vendana beiseite und quetschte sie über Jackies neuerliche Liaisonen aus. Mikka war wirklich kürzlich ein Partner gewesen und war es wahrscheinlich immer noch. Mars Zuerst war noch stärker gegen Einwanderung eingestellt als die größere Partei. Maya nickte. Allmählich erkannte sie die Umrisse eines Plans.
    Als die Manöverkrititik vorbei war, ging Maya mit Vendana, Athos und den übrigen in die Innenstadt, bis sie an einer großen Band vorbeikamen, die Sheffield-Sound spielte. Für Maya war diese Musik nur Lärm: zwanzig verschiedene Trommelrhythmen zugleich auf Instrumenten gedroschen, die nicht als Schlagzeug oder überhaupt für musikalische Anwendung bestimmt waren. Aber sie dienten ihren Zwecken, da sie unter dem Gepolter und Radau imstande waren, die jungen Grünen unauffällig in die Nähe von Antar zu führen, den sie auf dem Tanzboden gesichtet hatte. Als sie näher bei ihm waren, konnte sie sagen: »Oh, da ist Antar! Hallo, Antar! Das sind die Leute, mit denen ich fahre. Wir sind offenbar direkt hinter euch, mit dem Ziel Hell's Gate und dann Odessa. Wie läuft die Kampagne?«
    Und Antar war wieder ganz der graziöse Prinz, ein Mann, dem man schwer widersprechen konnte, selbst wenn man wußte, wie reaktionär er war und wie sehr er unter dem Einfluß der arabischen Nationen der Erde gestanden hatte. Jetzt mußte er sich gegen diese alten Verbündeten wenden - ein weiterer gefährlicher Teil seiner gegen Einwanderer gerichteten Strategie. Es war seltsam, wie die Führung des Freien Mars sich entschlossen hatte, den Mächten der Erde zu trotzen und gleichzeitig zu versuchen, all die neuen Niederlassungen im äußeren Sonnensystem zu dominieren. Hybris. Oder vielleicht fühlten sie sich einfach bedroht. Der Freie Mars war immer die Partei der jungen Eingeborenen gewesen; und wenn jetzt ein unbeschränktes Einwanderungsgesetz Millionen neuer Issei hereinbrächte, würde der Status des Freien Mars gefährdet sein, nicht nur die Supermajorität, sondern auch seine einfache Mehrheit. Diese neuen Horden mit all ihren alten, noch funktionierenden fanatischen Doktrinen - Kirchen und Moscheen, Flaggen, versteckten Feuerwaffen, offenen Fehden -, das war wirklich ein Grund für den Freien Mars, seine Position neu zu überdenken; denn seit der intensiven Einwanderung der letzten Dekade waren die Neuankömmlinge dabei, eine zweite Erde aufzubauen, die genauso hirnrissig war wie die erste. John wäre verrückt geworden, und Frank hätte gelacht. Und Arkadij hätte erklärt, Ich habe es euch doch gleich gesagt und eine Revolution vorgeschlagen. Ihr erinnert euch?
    Aber die Erde mußte ernsthafter und realistischer behandelt werden als auf diese Weise. Man konnte sie nicht einfach ausklammern und ignorieren. Und im Moment war Antar liebenswürdig, besonders liebenswürdig, als ob er dächte, daß Maya

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