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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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interessant«, erklärte Maya knapp. Sie mochte es nicht, wenn man ihr Fragen stellte oder sie den Mittelpunkt einer Gruppe bildete. Das war zu sehr, als wäre man ein Schaustück im Museum. Sie würden nichts aus ihr herausbringen. Sie starrte sie an. Einer der jungen Männer unter ihnen gab auf und sprach eine Frau in ihrer Nähe an. Er hatte ein außerordentlich schönes Gesicht. Die Züge wirkten wie gemeißelt unter einer Fülle schwarzen Haares, ein freundliches Lächeln und unbewußtes Lachen. Alles in allem fesselnd. Jung, aber nicht so jung, daß er ungeformt wirkte. Er sah möglicherweise indisch aus - so dunkle Haut, so weiße regelmäßige Zähne, kräftig, schlank wie ein Windspiel, ein gutes Stück größer als Maya, aber nicht einer jener neuen Riesen - immer noch im menschlichen Maßstab, unbefangen, aber solide und anmutig. Sexy.
    Sie bewegte sich langsam auf ihn zu, als die Gruppe zu der entspannteren Haltung einer Cocktailparty überging. Sie gingen umher, plauderten und schauten auf den Kanal und die Docks hinunter. Endlich erhielt sie eine Chance, mit ihm zu sprechen; und er reagierte nicht, als ob Helena von Troja oder die fossile Lucy näher gekommen wären. Es wäre herrlich, einen solchen Mund zu küssen. Das kam natürlich nicht in Frage, und eigentlich wollte sie es auch gar nicht. Aber sie dachte gern darüber nach; und der Gedanke wirkte anregend auf sie. Gesichter waren so mächtig.
    Sein Name war Athos. Er kam von Licus Vallis, westlich von Rhodos. Sansei aus einer Seefahrerfamilie, die Großeltern griechisch und indisch. Er hatte geholfen, diese neue Grüne Partei zu gründen, überzeugt, daß der einzige Weg, dem Mahlstrom zu entkommen, darin bestünde, der Erde durch ihre Krise zu helfen. Die umstrittene Annäherung eines schweifwedelnden Hundes, wie er mit einem leichten, hübschen Lächeln einräumte. Jetzt war er von den Städten der Nepenthes-Bucht als Repräsentant zur Wahl aufgestellt und half, die Kampagnen der Grünen weithin zu koordinieren.
    Maya fragte Vendana später: »Werden wir in einigen Tagen das Wahlkampfboot des Freien Mars einholen?«
    »Ja. Wir planen, bei einer Versammlung in Gale über sie zu diskutieren.«
     
    Als sie dann die Gangway hinauf zum Schiff gingen, wandten sich die jungen Leute von ihr ab und scharten sich auf dem Vorderdeck zusammen, um die Party fortzusetzen. Maya war vergessen, sie gehörte nicht dazu. Sie blickte ihnen nach und ging dann zu Michel in ihrer kleinen Kabine nahe dem Heck. Sie kochte vor Erregung. Sie konnte nichts dagegen tun, obwohl sie schockiert war, wenn es geschah. »Ich hasse sie«, sagte sie zu Michel. Und einfach deswegen, weil sie jung waren. Sie hätte das als Haß gegen deren Gedankenlosigkeit, Stupidität, Gefühllosigkeit und ihren ausgeprägten Provinzialismus tarnen können. Das stimmte auch alles. Aber außerdem haßte sie auch ihre Jugend, nicht einfach ihre physische Vollkommenheit, sondern ihr Alter, die schiere Chronologie, die Tatsache, daß sie alles noch vor sich hatten. In der Erwartung lag das Beste, lag alles.
    Manchmal erwachte sie aus unbestimmten Träumen, in denen sie nach der aerodynamischen Abbremsung aus der Ares auf den Mars hinunterblickten, und den Orbit in Vorbereitung des Abstiegs stabilisierten. Dann war sie schockiert durch den jähen Rücksturz in die Gegenwart; und sie erkannte, daß das damals der schönste aller Augenblicke gewesen war, diese Woge von Erwartung, die sie trug, als alles da unter ihnen lag und alles möglich schien. Das war Jugend.
    »Betrachte sie als Mitreisende«, riet ihr Michel von neuem, wie schon mehrfach zuvor, wenn Maya ihm ihre Gefühle gebeichtet hatte. »Sie werden nur so lange jung sein, wie wir es waren. Ein Schnipsen mit den Fingern - nicht wahr? Und dann sind sie alt und dann dahin. Das machen wir alle durch. Der Abstand eines Jahrhunderts macht auch nur einen Dreck aus. Und von allen Menschen, die jemals existiert haben und die es jemals geben wird, sind diese Menschen die einzigen, die gleichzeitig mit uns leben. Nur die Tatsache, gleichzeitig am Leben zu sein, macht uns alle zu Zeitgenossen. Und deine Zeitgenossen sind die einzigen, die dich wirklich verstehen können.«
    »Ja, du hast recht«, sagte Maya. Das war so. »Aber ich hasse sie trotzdem.«
     
    Das Brennen der Luftlinse war überall etwa gleich tief gegangen. Als es daher über den Gale-Krater hinweggezogen war, hatte es einen breiten Streifen durch den Rand an den nordöstlichen und

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