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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Kanal verlassen hat«, sagte sie.
    »Das ist wahr.«
    Sie sprachen über die Kampagne, und Michel schüttelte den Kopf. »Diese Kampagne gegen Einwanderung ist so populär.«
    »Hältst du die Yonsei für Rassisten?«
    »Das wäre hart angesichts ihrer Rassenmischung. Ich meine, sie sind grundsätzlich fremdenfeindlich. Sie schätzen die Probleme der Erde gering ein und fürchten sich, überrannt zu werden. Darum artikuliert Jackie eine reale Angst, die jeder schon hat. Dazu muß man kein Rassist sein.«
    »Aber du bist doch ein guter Mensch.«
    Michel stieß die Luft aus. »Nun, das sind die meisten Leute.«
    »Na na!« sagte Maya. Manchmal war Michels Optimismus zu viel. »Ob Rassist oder nicht, es stinkt. Die Erde da unten schaut auf unsere offene Hand; und wenn wir jetzt die Tür vor ihnen verschließen, könnten sie kommen, um sie aufzubrechen. Die Leute denken, daß das nie geschehen könnte; aber wenn die Terraner verzweifelt genug sind, dann werden sie eben Menschen herbringen und landen. Und wenn wir sie aufzuhalten suchen, werden sie sich hier verteidigen, und prompt haben wir einen Krieg. Und zwar hier auf dem Mars, nicht auf der Erde oder sonstwo im Weltraum, sondern auf dem Mars. Das könnte passieren. Du kannst die Drohung daran erkennen, wie die Leute in den UN uns zu warnen suchen. Aber Jackie hört nicht hin. Ihr ist es gleich. Sie schürt die Fremdenfeindlichkeit zu ihren eigenen Zwecken.«
    Michel sah sie an. O ja. Man hätte annahmen können, daß ihr Haß auf Jackie verflogen sei, aber das war eine Gewohnheit, mit der offenbar schwer zu brechen war. Sie wischte alles beiseite, was sie gesagt hatte, all das böswillige halluzinatorische Politisieren auf dem Großen Kanal. »Vielleicht sind ihre Motive gut«, sagte sie und versuchte, es zu glauben. »Vielleicht will sie nur das Beste für den Mars. Aber sie ist trotzdem im Unrecht, und man muß ihr Einhalt gebieten.«
    »Das sähe ihr nicht ähnlich.«
    »Ich weiß, ich weiß. Wir müssen darüber nachdenken, was sie tun könnte. Aber schau, laß uns nicht weiter darüber sprechen. Laß uns Ausschau halten, ob wir die Insel nicht noch vor der Crew sichten.«
     
    Zwei Tage später gelang es ihnen. Und als sie sich Minus One näherten, freute sich Maya zu sehen, daß die Insel durchaus nicht im Stil des Großen Kanals angelegt war. Oh, da gab es weißgetünchte kleine Fischerdörfer am Wasser, aber diese sahen von Hand gefertigt und nicht elektrifiziert aus. Und über ihnen auf den Klippen standen Haine mit Teehäusern, kleine Dörfer schwebten in der Luft. Wilde Tiere und Fischervolk bewohnten die Insel, wie ihnen die Matrosen sagten. Das Land war auf den Höhen unfruchtbar, aber grün von Feldern in den Tälern. Umbrafarbene Sandsteinhügel ragten ins Meer und wechselten sich mit kleinen Buchten ab, alle leer bis auf Dünengras, das im Wind wogte.
    »Es sieht so leer aus«, bemerkte Maya,als sie um die Nordspitze und die Westküste hinab segelten. »Auf der Erde sehen sie die Videos davon. Darum wollen sie nicht, daß wir die Tür zuschlagen.«
    »Ja«, sagte Michel. »Aber schau, wie die Leute hier ihre Bevölkerung bündeln. Die von Dorsa Brevia haben das Muster von Kreta mitgebracht. Jeder wohnt in den Dörfern und geht aufs Land hinaus, um es tagsüber zu bearbeiten. Was leer aussieht, wird schon genutzt, um diese kleinen Dörfer zu erhalten.«
    Es gab keinen richtigen Hafen. Sie fuhren in eine seichte Bucht unterhalb eines kleinen weißgetünchten Fischerdorfs und ließen den Anker fallen, der in zehn Metern Tiefe auf dem sandigen Boden sichtbar blieb. Sie gingen mit dem Beiboot des Schoners an Land und kamen an einigen großen Schaluppen und etlichen Fischerbooten vorbei, die näher am Strand ankerten.
    Hinter dem Dorf, das fast verlassen war, führte sie ein gewundenes Trockental in die Berge hinauf. Als das Tal in einem geschlossenen Canyon endete, führte sie ein Pfad im Zickzack nach oben auf das Plateau. Auf diesem rauhen Hochmoor, mit Blick rundum auf die See, waren vor langer Zeit Eichenhaine angepflanzt worden. Jetzt waren einige Bäume mit Gehsteigen und Treppen und kleinen hölzernen Hütten hoch in den Ästen versehen worden. Diese Baumhäuser erinnerten Maya an Zygote, und sie war keineswegs überrascht zu erfahren, daß unter den prominenten Bürgern der Insel einige Ektogene von Zygote waren: Rachel, Tiu, Simud, Emily - sie alle waren gekommen, um hier zu horsten, und hatten geholfen, einen Lebensstil einzuführen, auf den

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