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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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präsent. Das Video zeigte die dunklen Straßen von Nicosia, mit Licht flackernd wie der Gedanke in Zeyks Gehirn. »Ein großer Mann mit schmalem Gesicht und schwarzem Schnurrbart. Sie hatten alle schwarze Schnurrbarte, aber dieser war länger; und er schrie die anderen Männer an, die Boone angriffen, aber nicht Boone selbst.«
    Zeyk und Nazik schauten einander an. »Yussuf«, sagte Zeyk. »Yussuf und Nejm. Sie führten damals die Fetah an und waren wütender auf Boone als irgendeiner von den Ahad. Und als Selim später in der Nacht sterbend bei uns erschien, sagte er: Boone hat mich getötet. Boone und Chalmers. Er sagte nicht: Ich habe Boone getötet; er sagte: Boone hat mich getötet.« Er sah wieder Sax an. »Aber was ist danach geschehen? Was hast du gemacht?«
    Sax erschauerte. Das war es, warum er niemals nach Nicosia zurückgekehrt war und sich jeden Gedanken daran verboten hatte. In jener Nacht, in dem kritischen Moment, hatte er gezögert. Er hatte Angst gehabt. »Ich habe sie von der anderen Seite der Plaza aus gesehen, Ich war in einiger Entfernung und wußte nicht, was ich tun sollte. Sie haben John niedergeschlagen. Sie haben ihn fortgezerrt. Ich - habe zugesehen. Dann - war ich in einer Gruppe, die hinter ihnen her lief. Ich weiß nicht, wo der Rest war. Sie zogen mich mit. Aber die Angreifer schleppten ihn durch jene Nebenstraßen; und im Dunkeln... hat unsere Gruppe sie verloren.«
    »In deiner Gruppe gab es wahrscheinlich Freunde der Angreifer«, sagte Zeyk. »Und zwar ganz gezielt, um dich bei der Verfolgung auf den falschen Weg zu führen.«
    »Ah!« sagte Sax. Es hatte in der Gruppe Männer mit Schnurrbärten gegeben. »Möglich.«
    Er fühlte sich schlecht. Er hatte gefroren und nichts getan. Die Schirmbilder flimmerten. In der Dunkelheit blitzte es auf, und Zeyks Cortex war mit mikroskopischen bunten Schlaglichtern erhellt.
    »Also war es nicht Selim«, sagte Zeyk zu Nazik. »Und auch nicht Frank Chalmers.«
    »Wir sollten es Maya sagen«, Nazik sprach nachdrücklich. »Sie muß es wissen.«
    Zeyk zuckte die Achseln. »Das wird sie nicht kümmern. Wenn Frank Selim auf John angesetzt hat, aber ein anderer die Tat begangen hat, spielt das eine Rolle?«
    »Aber du denkst, es war jemand anders«, hakte Snadar nach.
    »Ja. Yusuf und Nejm. Die Fetah. Oder wer sonst die Leute gegeneinander aufgehetzt hat. Nejm, vielleicht ...«
    »Der tot ist.«
    »Und Yusuf auch«, sagte Zeyk grimmig. »Und wer auch immer den Krawall in jener Nacht ausgelöst hat... « Er schüttelte den Kopf, und das Bild über ihm zitterte leicht.
    »Erzähl mir, was danach geschehen ist!« sagte Smadar und blickte auf ihren Schirm.
    »Unsi al-Khan kam in den Hajr gelaufen, um uns zu sagen, daß Boone angegriffen worden war. Unsi... nun, jedenfalls ging ich mit einigen anderen zum Syrischen Tor, um zu sehen, ob es benutzt worden war. Die arabische Methode der Exekution war damals, daß man jemanden hinaus auf die Oberfläche warf. Wir entdeckten, daß das Tor einmal benutzt, aber niemand dadurch zurückgekommen war.«
    »Erinnerst du dich an den Code des Tores?« fragte Smadar.
    Zeyk runzelte die Stirn, seine Lippen bewegten sich, die Augen waren zugekniffen. »Es waren Teile der Fibonacci-Reihe. Ich entsinne mich, das damals bemerkt zu haben: Fünf - acht - eins - drei - zwei - eins.«
    Sax schnappte nach Luft. Smadar nickte: »Fahr fort!«
    »Dann kam eine Frau, die ich nicht kannte, vorbeigelaufen und sagte, man hätte Boone in der Farm gefunden. Wir folgten ihr zur medizinischen Klinik in der Medina. Die war neu, alles war blitzsauber und an den Wänden hingen noch keine Bilder. Sax, du warst dort und der Rest der Ersten Hundert in der Stadt: Chalmers und Toitovna und Samantha Hoyle.«
    Sax stellte fest, daß er sich überhaupt nicht an die Klinik erinnern konnte. Halt... ein Bild von Frank mit gerötetem Gesicht und Maya in einem weißen Domino, ihr Mund ein blutleerer Strich. Aber das war draußen gewesen auf dem mit Glassplittern übersäten Boulevard. Er hatte ihnen von dem Angriff auf Boone erzählt, und Maya hatte sofort geschrien: »Hast du sie aufgehalten?« Und er hatte sofort erkannt, daß er versagt hatte, daß er sie nicht aufgehalten hatte, seinem Freund nicht geholfen hatte, daß er im Schock erstarrt dagestanden und zugesehen hatte, wie sein Freund angegriffen und weggezerrt wurde. Er hatte zu Maya gesagt: »Wir haben es versucht. Ich habe es versucht.« Obwohl das nicht stimmte.
    Aber später in der Klinik? -

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