Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
Vom Netzwerk:
eine Gedächtnisdroge?«
    »Ja.« Er erklärte die Wirkung des neuen anamnestischen Komplexes. »Also bin ich entschlossen, es auszuprobieren. Aber ich bin überzeugt, daß es am besten wirken wird, wenn sich ein Paar der Ersten Hundert in Underhill zusammenfänden und es gemeinsam in Angriff nähmen. Kontext ist sehr wichtig für Erinnerung, und der gegenseitige Anblick könnte helfen. Nicht jeder ist interessiert, aber eine überraschende Anzahl der von den Ersten Hundert noch Vorhandenen sind es wirklich.«
    »Nicht so überraschend. - Wer?«
    Er nannte alle, die er kontaktiert hatte. Es waren leider nur noch etwa ein Dutzend. »Und wir alle würden es begrüßen, wenn du auch da wärest. Ich weiß, daß ich mich mehr als über alles andere darüber freuen würde.«
    »Interessant klingt das schon«, sagte Ann. »Aber erst müssen wir diese Caldera überqueren.«
     
    Beim Gehen über den Fels war Sax aus neue erstaunt über die steinige Realität ihrer Welt. Die Fundamentalien: Stein, Sand, Staub, Grus. Dunkler, schokoladenfarbener Himmel heute und keine Sterne. Die weiten Distanzen waren mangels einer daraus resultierenden Trübung nicht als solche zu erkennen. Die Spanne von zehn Minuten. Die Länge einer Stunde, wenn man bloß marschierte. Das Gefühl in den Beinen.
    , Und dann waren da rings um sie die Ringe der Calderas, die weit in den Himmel ragten. Auch wenn Sax und Ann im Zentruni des zentralen Kreises waren, wo die späteren, tieferen Calderas als große Einbuchtungen in der Rundung eines einzelnen Walls erschienen. Hier draußen hatte die starke Krümmung des Planeten keinen Einfluß auf die Perspektive, denn sie war nicht zu erkennen, und die Klippen waren selbst in dreißig Kilometern Entfernung frei und klar. Der Nettoeffekt war, wie es Sax schien, eine Art von Umzäunung.
    Ein Park, ein Steingarten, ein durch eine Mauer von der anderen Welt abgetrenntes Labyrinth; die Welt, die, obwohl unsichtbar, hier alles bestimmte. Die Caldera war groß, aber nicht groß genug. Man konnte sich hier nicht verstecken. Die Welt strömte ein und überflutete das Gehirn ungeachtet seiner Kapazität von hundert Billionen Bits. Ohne Rücksicht auf die Größe der mentalen Einrichtung gab es immer noch einen einzelnen Faden reinen Bewußtseins, einen lebenden Draht des Denkens, der sagte: Stein, Klippe, Himmel, Stern.
     
    Der Fels war durch Spalten stark zerrissen, von denen jede das Stück eines Kreisbogens bildete, dessen Zentrum in der Mitte des zentralen Kreises lag. Alte Spalten gegenüber den großen neuen Löchern der nördlichen und südlichen Kreise. Alte Spalten, gefüllt mit Geröll und Staub. Diese Felsspalten machten ihren Marsch jetzt zu einem Hin-und-her-Wechseln in einem echten Irrgarten mit Schluchten, die noch höher als Wände waren, zu einer Passage, die ebenso schwierig war wie ein ummauertes Labyrinth zu überwinden.
    Aber sie fädelten sich hindurch und erreichten schließlich den Rand des nördlichen Kreises, Nummer 2 auf Saxens Karte. Wenn man hinabblickte, ergab das eine neue Perspektive auf die eigentliche Gestalt der Caldera und ihrer runden Einbuchtungen: einen jähen Absturz auf einen bis dahin verborgenen Boden tausend Meter tiefer.
    Anscheinend gab es einen Kletterpfad hinunter zum Boden des Nordkreises. Aber wie Ann sein Gesicht sah, als sie darauf hinwies, daß er nur durch Abseilen zu schaffen war, mußte sie lachen. Sie sagte lässig, daß sie auch wieder herausklettern müßten; und die Calderawand sei schon hoch genug. Statt dessen könnten sie um den Nordkreis herum zu einer anderen Route gelangen.
    Überrascht durch diese Anpassungsfähigkeit und dankbar dafür, folgte Sax ihr rund um den Nordkreis auf seiner westlichen Peripherie. Unter der großen Wand der Hauptcaldera machten sie für die Nacht halt, bliesen das Zelt auf und aßen schweigend.
    Nach Sonnenuntergang schoß Phobos wie ein kleiner grauer Blitz über der Westwand der Caldera empor. Furcht und Schrecken - was für Namen!
    Ann sagte von ihrem Schlafsack her: »Ich habe gehört, es war deine Idee, die Monde wieder in den Orbit zu bringen?«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Nun, das ist etwas, das ich Wiederherstellung der Landschaft nenne«, sagte sie, und es klang erfreut.
    Sax fühlte sich etwas erröten. »Ich wollte dir eine Freude machen.«
    Nach einer Gesprächspause: »Ich sehe sie mir gern an.«
    »Und wie hat dir Miranda gefallen?«
    »Oh, es war sehr interessant.« Sie sprach über einige geologische Merkmale

Weitere Kostenlose Bücher