MARS (XUN Ebook-Edition) (German Edition)
…«, begann er, wie so oft in den letzten Tagen und Wochen.
»Das heißt aber nicht, dass wir den Krieg nach hier oben bringen müssen!«, fauchte Irina.
Abdurahim verdrehte die Augen. »… der eigentlich schon lange überfällig ist. Schau sie dir doch an! « Er deutete auf den kleinen Punkt unter vielen. »Die Erde ist wie ein Kessel unter Dampf. Eines Tages musste er uns um die Ohren fliegen. Zehn Milliarden Menschen sind zu viel für die begrenzten Ressourcen eines Planeten. Es ist überall das Gleiche: Einige Wenige, die Privilegierten, die Mächtigen, leben im Überfluss, der große Rest kämpft ums Überleben. Oder sie flüchten … in Staaten von denen sie meinen, dass es ihnen dort besser geht … oder aus der Wirklichkeit. Schau dir doch die Scharen von Cyberjunkies an, die in den Städten verrotten. «
»Im Grunde ist das, was wir hier machen, auch eine Flucht! «, sagte Irina Nostova. »Eine Flucht vor den Problemen auf der Erde.«
» Im Grunde: Ja ! Eine Flucht zu neuen Ufern. Vor uns selbst und unseren Taten. Wir sind die Glücklichen, die Privilegierten die es sich leisten können, auf einem neuen Stück Erde neu anzufangen. Hinter uns lassen wir das Elend zurück … und die Masse der Menschen, die auf dem Planeten vegetieren müssen, den wir so gründlich zu Grunde gerichtet haben. «
»Die Menschen sollten so viel Vernunft besitzen …«
»Vernunft? «, unterbrach Abdurahim sie. »Vernunft konnte sich noch nie gegen das Recht des Stärkeren durchsetzen! Egal ob in meinen Vereinigten Arabischen Staaten oder das, was ihr so hochtrabend Neues Zarenreich nennt!« Abdurahim warf einen Seitenblick auf Joseph. »Vom kümmerlichen Rest, der einmal seine Vereinigten Staaten von Amerika waren, ganz zu schweigen! Das fängt unten an, wo ganze Städte sich in den Händen von Gangs befinden und endet ganz oben, wo sich einige wenige ganze Länder unter den Nagel gerissen haben.«
»Jetzt kommt wieder deine Theorie von der Macht der Megakonzerne !«
»Es sind nicht unsere Länder, die miteinander Krieg führen. Unsere Regierungen sind nur die Hampelmänner der Globalkonzerne und der Oligarchen dahinter, die unsere Länder unter sich aufgeteilt haben. Die haben das Sagen. Die führen die Kriege gegeneinander. «
»Was kommt als Nächstes? Die Illuminaten ?«
»Du willst nur nicht wahrhaben, dass euer Zar die Marionette von Gazprotja ist und die …«
»Hört euch doch mal an! « Joseph, der dem Disput die ganze Zeit wortlos gelauscht hatte, drehte sich zu den beiden. » Es kann zu Spannungen unter der Besatzung kommen . Das ist doch genau das, was Dacosta gemeint hat! «
Irina und Abdurahim sahen betreten in verschiedene Richtungen.
Nach einer Weile räusperte sich die Frau. »Wir haben zwar die Grenzen unserer erbarmenswerten Welt überwunden, aber im Grunde sind wir immer noch die Primaten, die sich gegenseitig die Köpfe einschlagen, und jetzt tragen wir unseren Zwist auf andere Welten hinaus. Wir sollten wirklich umkehren. «
Joseph griff nach ihren Händen. »Nein! Die Menschheit braucht uns. Hier draußen. Wir dienen der Arterhaltung. Wir sind wie Taraxacum, wie heißt das bei euch nochmal? Löwenzahn! Ja, wir sind wie der Löwenzahn. Puste ihn an und Hunderte von Samenschirmchen fliegen auf die Wiese hinaus. Ist dir nie die Frage in den Sinn gekommen, warum in den letzten Jahren überall Kolonien entstanden sind? Mars, Mond, LaGrange, Europa, Ganymed – jetzt Titan. Da steckt doch ein Plan dahinter! Nenne ihn göttlich oder Evolution ! Wir sind die Samen, die die Menschheit ins All aussendet, und darum dürfen wir nicht umkehren. Was bringt es, wenn wir umkehren und bei unserer Rückkehr möglicherweise vor einer zerstörten Erde stehen. «
Irina und Abdurahim sahen ihn perplex an. Einen solch langen Monolog hatten sie von dem eher wortkargen Exobiologen bisher selten gehört.
»Du willst den Befehl verweigern? « Kalan schien erschrocken von diesem Gedanken.
Voda holte tief Luft.
»Wir können , wenn man das uns befiehlt, umdrehen und zu einer Welt zurückkehren, die sich vermutlich bald in einem globalen Krieg befindet. Wir können – falls das Zeitfenster für den sofortigen Rücksturz nicht ausreicht – zum Saturn fliegen und, ohne auf dem Titan zu landen, umkehren. Doch wer garantiert uns, dass es noch eine Erde gibt, wenn wir den weiten und langen Weg zurück gemacht haben werden? Vielleicht erwartet uns dann eine verseuchte Welt.
Wir können sogar hier und jetzt in einen
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