MARS (XUN Ebook-Edition) (German Edition)
Orbit einschwenken, uns auf den Mars absetzen und dort die Entwicklung abwarten. « Er machte eine Pause und sah seine Kollegen abwechselnd an. »Oder … wir führen unsere Mission zu Ende und sorgen dafür, dass der Löwenzahn an neuer Stelle wächst.«
»Das wird die in der Missionszentrale nicht freuen«, brummte Kalan.
»Die Missionszentrale ist mir egal. Wie willst du das unserem Nachfolgeteam klar machen? «, fragte Irina. »Oder den Schläfern … wenn wir sie gegen unsere Befehle bei Titan aufwecken? Selbst falls wir das Nachfolgeteam überzeugen: Wenn die Schläfer erst einmal wach sind, haben wir es mit vierzig Leuten aus allen Herren Ländern zu tun! Deren Regierungen sich zum Teil kriegerisch gegenüberstehen, und die diesen Krieg möglicherweise mit an Bord austragen.«
»Ich für meinen Teil sehe mich nicht als Amerikaner«, unterstrich Voda. »Nicht mehr. Ich betrachte mich als einen Mensch der Erde und als Samen des Löwenzahns! Ich hoffe, dass unsere schlafenden Kollegen, – die die Erde aus dem All gesehen haben, in ihrer ganzen Schönheit und Verletzlichkeit – es dann genauso sehen!
Hier, an dieser Stelle, im Orbit des Mars', sind wir drei es, die eine Entscheidung treffen müssen! Die Entscheidung, ob wir uns gegen unsere Befehle, gegen unsere Regierungen, … ja sogar gegen unsere Welt stellen! «
Voda drehte sich wieder zum Bullauge. Stille breitete sich in dem zylindrischen Raum aus, als jeder für sich seinen Gedanken nachhing.
» Entscheidung im Marsorbit! «, schnaubte Irina nach einer Weile. »Klingt wie der Titel eines Schundromans. «
Abdurahim grinste durchtrieben. »Ich finde, es klingt wie der Anfang einer interessanten Geschichte. «
Ende
Sven Klöpping
Ein neues Licht
Als Obdachloser hat man es auf dem Mars schon schwer: es gibt zu wenig Asyle und die Suppenküche bietet nur intravenöse Nahrung. Man zieht heimatlos durch die Straßen der großen, roten Stadt 1 und fragt sich, warum man nicht Teil der Gesellschaft sein darf. Es liegt ja nicht daran, dass man keine Fähigkeiten mitbringt. Aber es gibt eben schon zu viele, die Burger braten, in Call Centern arbeiten, oder draußen in den Minen. In den Minen arbeiten die meisten und verdienen sogar ganz gut. Aber ehrlich gesagt, wäre mir eine solche Schufterei unter Tage zu anstrengend. Ich bin eher jemand, der nach Höherem strebt und auf die schönen Dinge des Lebens wert legt. Leider existiert auf dem Mars nur eine sehr antiquierte Form der Kultur, sonst könnte ich bestimmt als Eventkünstler, Actionpainter oder Ähnliches durchgehen. Aber hier will niemand etwas davon wissen. Rationalität beherrscht diese Stadt wie ein riesiger Schimmelpilz und einen Flug zur Erde kann ich mir nicht leisten. Dort wären die Chancen bestimmt größer für mich, etwas aus meinem Leben zu machen. Wenn man hier geboren worden ist, muss man sich eben anpassen – oder man wird ausgegrenzt.
Ich sitze auf der 5. Straße und bettle (was sollte ich auch sonst tun hier?). Einige der Passanten haben Mitleid; sie stecken ihre Transaktionskarten in mein Modul und überweisen mir auf diese Weise ein paar ihrer Credits, mit denen ich mir wenigstens ab und zu mal ein Bier oder einen Snack kaufen kann. Müsste ich nur von der Suppenküche leben, ich hätte schon längst aufgegeben. Zum Glück ist Betteln auf dem Mars nicht verboten. Es wird zwar nicht gerne gesehen, aber bislang ist den Mächtigen noch kein Grund für ein Gesetz dagegen eingefallen. Es gibt einfach zu viele, die am System scheitern. Wenn man hier nicht Wissenschaftler, Minenarbeiter, Banker oder Programmierer ist, befindet man sich schon fast auf dem Lebenskarussell, das von Heimatlosigkeit und Armut angetrieben wird. Ein neues Licht , das wäre das Richtige. Habe letztens ein Lied darüber gehört, von einem (ebenfalls obdachlosen) Independent-Synth Artist. Es ging ungefähr so:
Ein neues Licht
scheint unter der Kuppel.
Ein neues Licht,
das uns alle vereint.
Ein neues Licht
scheint unter der Kuppel.
Ein Licht,
bis dass niemand mehr weint.
Schön wär’s, denke ich und lächle trotzdem, denn ich habe gerade fünf Credits überwiesen bekommen. Danke, Mann.
Es ist wirklich ein hartes Leben. Auf der Erde wäre ich bestimmt ein begabter Künstler, oder zumindest Lebenskünstler geworden, aber der Flug dorthin kostet 10.000 Credits! Was hatte der Synth Artist
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