MARS (XUN Ebook-Edition) (German Edition)
von über 400 Ingenieuren von untergeordnetem Rang, die die Bauarbeiten überwachten. Sie arbeiteten mit Werkzeugen, deren Funktion ich mir nicht erklären konnte. Felsblöcke wurden mit Steinschneidern wie Käse zurechtgeschnitten und wie auf unsichtbaren Barken durch die Luft getragen. Der letztendliche Bestimmungszweck dieses Monuments blieb mir verborgen. Eine Art Transmitterstation für die Kommunikation mit Stützpunkten auf anderen Planeten vermutete ich, oder ein Generator, der atmosphärische Kräfte in Elektrizität umwandelt, aber in die letzten Geheimnisse wurde ich nicht eingeweiht. Zum Schluss hin durfte nur noch ein kleiner Kreis ausgewählter Atlanter die Anlage betreten.
Heute, am letzen Tag meines Arbeitseinsatzes in der für die Ewigkeit gebauten Pyramide hinterlege ich diesen Bericht in einer der kleinen Kammern, die mit Stein verschlossen werden, so dass auf sehr, sehr lange Zeit niemand mehr die Schätze zu sehen bekommen wird, die dort lagern. Doch in der Zeit vielleicht, aus der ich komme, wird man meine Aufzeichnungen finden und keine Sorge mehr haben müssen, was aus mir geworden ist. Meinen Namen Julian Bezkron können sie hier nicht aussprechen, sie nennen mich Hunanpechron. Es geht mir gut. Ich durfte sogar eine Frau zu mir nehmen. Nur Kinder kann ich nicht mehr zeugen, aber vielleicht liest mein Sohn aus erster Ehe irgendwann nach 2050 diesen Brief und er empfindet etwas Stolz über das, was sein Vater getan und erlebt hat.
Tobias Tantius
Der Koffer-Mann
Ich schaue gern hinauf zu den Sternen. Sie manchmal auch? Sie sind wunderschön, nicht wahr? Und es gibt so viele von ihnen. Am liebsten mag ich die, die ganz hell leuchten. Die sind die Schönsten. Wirklich.
Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Harvey Cunningham. Eigentlich heiße ich Kannheim. Meine Familie kam damals aus Deutschland nach Amerika. Mein Großvater fand aber, dass die Amerikaner unseren Namen nicht richtig aussprechen konnten und da hat er ihn einfach in Cunningham geändert. Verrückt, was?
Ich liebe die Sterne. So sehr, dass ich schon als Kind Astronaut werden wollte. Was gäbe es Schöneres, als weit hinaus ins All zu ihnen hinaufzufliegen und sie zu besuchen. Sie ganz nahe sehen und auch ganz nah bei ihnen sein, das stelle ich mir vor. Ganz dicht an den Planeten vorbeifliegen. Können Sie sich das auch vorstellen? Das wäre sicher toll. Ob der Mars wirklich so rot ist, wie auf den Bildern? Und Jupiter so riesig? Ich würde mir da oben so viel ansehen. Aber das geht ja alles nicht, mit dem Angucken meine ich. Die Sterne und Planeten sind alle ziemlich weit weg. Sehr sogar.
Jeden Abend, wenn ich von der Arbeit nach Hause gehe, sehe ich mir die Sterne an. Leider sieht man sie in der Stadt nicht so gut. Jedenfalls nicht so wirklich. Anaheim ist einfach zu hell. Deshalb fahre ich oft raus, aus der Stadt. Es gibt da abends eine prima Busverbindung nach Port Hall. Dort sind die großen Mandelplantagen und da kann ich die Sterne besonders gut sehen. Außerdem gibt es kaum Häuser oder Straßenlaternen, die mich mit ihrem Licht stören könnten. Und es ist herrlich ruhig. Ganz anders als hier. Ruhe ist wichtig, wenn man alles richtig sehen möchte, sonst wird man abgelenkt. Manchmal denke ich, dass die Sterne auch mich ansehen können. Ein toller Gedanke, was? Ich schaue zu ihnen hinauf, damit ich weiß, wo oben und unten ist. Ein kleiner Spaß, Sie verstehen. Natürlich weiß ich wo unten ist, denn ich bin ja Schuhverkäufer. Ich arbeite drüben bei Marcy in der Mall. Dort bin ich in der Herrenabteilung. Da kenne ich mich besonders gut aus. Bin da schon viele Jahre. Schuhe sind schön und wichtig, sonst kommt man nicht aufrecht gut durchs Leben. So hat es schon meine Mom gesagt. Junge, sagte sie, du brauchst immer ein Paar vernünftige Ersatzschuhe, sonst wirst du niemals aufrecht durchs Leben gehen. Da hatte sie natürlich Recht. Sehr sogar. Mom war, glaube ich, eine sehr kluge Frau. Ich brauchte die Ersatzschuhe tatsächlich schon oft. Das ist auch der Grund, weshalb ich immer ein zweites Paar Schuhe bei mir habe. Hier in diesem Koffer sind sie. Den Koffer trage ich auch immer bei mir. Jeden Tag. Überall hin. Wirklich, das können Sie mir glauben. Außer meinen Ersatzschuhen sind da noch eine Landkarte und etwas Schreibkram drin. Es gibt oft etwas zum Aufschreiben, ich kann mir ja auch nicht alles merken. Ach ja, mein Pausenbrot ist da auch noch im Koffer. Manchmal
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