Mars
grummelte Wosnesenski.
» Menschen sind f ü r diese Ideen gestorben! «
» Ja. Genau darum geht es mir. «
» Wir haben hundert Millionen Kilometer zur ü ckgelegt! « schrie Jamie beinahe. » Was, zum Teufel, sind da ein oder zwei weitere Exkursionstage? «
» Sie sind nicht genehmigt. Sie stehen nicht im Exkursionsplan. Die Flugkontrolle auf der Erde w ä re dagegen. «
»Zum Teufel mit ihr! Wir sind hier, Mikhail. Der Grund dafür ist, daß wir lernen sollen. Das geht aber nicht, wenn wir uns stur an Pläne halten, die vor einem Jahr ausgearbeitet worden sind. Sie hätten ebensogut unbemannte Maschinen schicken können, wenn sie uns zwingen wollen, uns wie gottverdammte Roboter zu benehmen.«
Wosnesenski holte tief Luft und atmete dann langsam aus, wie ein Mann, der sich zu beherrschen versuchte. »Wir sind keine Roboter, aber wir sind höheren Stellen verantwortlich. Der Zweck dieser Expedition ist es, mit der Erforschung des Mars zu beginnen. Wenn wir das Mißfallen der Verantwortlichen erregen, wird es keine weiteren Missionen geben, und dann ist Schluß mit der Forschung.«
Jamie hockte sich auf die Fersen und legte einen Arm auf die Lehne von Wosnesenskis Sitz, um sich abzustützen. Er zwang sich, einen sachlicheren Ton anzuschlagen. »Mikhail, von mir aus könnten alle Politiker auf der Erde mit einem großen Satz in den Grand Canyon springen. Wie kommen Sie auf die Idee, daß sie weitere Missionen zum Mars genehmigen werden, ganz gleich, wie gehorsam wir sind? Wir sind hier, und zwar jetzt. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um so viel über diese Welt herauszufinden, wie wir können. Je mehr Wissen wir jetzt erwerben, desto schwerer wird es für sie, uns Folgemissionen zu verwehren, wenn wir zurückgekehrt sind.«
»Sie bewegen sich auf dünnem Eis, Jamie.«
» Kann sein. Ich dachte, ihr Russen w ä ret alle gro ß e Spieler « , redete ihm Jamie zu.
Wosnesenski versteifte sich sichtlich. » Ich bin nicht hier, um zu spielen. Nicht mit Leben. Auch nicht mit meinem eigenen. «
» Aber es ist doch nun wirklich kein so gro ß es Risiko « , dr ä ngte Jamie und ä nderte rasch seine Taktik. » Es ist machbar! Wir m ü ssen uns nicht an die Pl ä ne halten, die auf der Erde f ü r uns entwickelt worden sind. Die Missionsbefehle r ä umen uns eine gewisse Flexibilit ä t ein. Wir haben hier die Gelegenheit, eine ä u ß erst wichtige Entdeckung in bezug auf die geologische Geschichte dieses faszinierenden Planeten zu machen. «
» Es ist ein unn ö tiges Risiko. «
Jamie zwang sich, den Russen anzugrinsen. » Sehen Sie ’ s doch mal so, Mikhail – wenn wir dabei umkommen, m ü ssen Sie sich weder mit Doktor Li noch mit der Flugkontrolle in Kaliningrad herum ä rgern. «
Wosnesenski starrte ihn einen langen Moment an, dann bracht er in schallendes Gel ä chter aus. » Sie sind ja ein Fatalist! « sagte der Kosmonaut. » Genau wie ein Russe. «
» Also, machen Sie ’ s? «
» Es steht nicht auf dem Exkursionsplan. «
» Dann ä ndern wir den Plan eben « , sagte Jamie. » Der Rover hat die Reichweite, und wir haben genug Vorr ä te an Bord. Wenn wir steckenbleiben, kann Mironow mit dem anderen Rover kommen. «
Wosnesenskis fleischiges Gesicht nahm wieder den ü blichen finsteren Ausdruck an. » Wir d ü rfen nicht vom Exkursionsplan abweichen « , sagte er. » Das ist nicht erlaubt. «
Jamie merkte, wie er sich innerlich anspannte. Langsam und bed ä chtig erhob er sich aus seiner Hockstellung. » In diesem Fall geben mir die Missionsvorschriften das Recht, mich ü ber Ihren Kopf hinweg direkt an Doktor Li zu wenden « , sagte er ruhig. » Ich m ö chte mit Li sprechen. «
Immer noch finster dreinschauend, streckte Wosnesenski die Hand zur Kontrolltafel aus und schaltete die Kommunikationsanlage ein.
» Dann sprechen Sie mit dem Expeditionskommandanten « , knurrte er. » Soll er die Verantwortung ü bernehmen. «
»Zum Tithonium Chasma?« Dr. Li war überrascht. »Aber das ist tausend Kilometer von Ihrer gegenwärtigen Position entfernt.«
»Bis zum westlichen Rand sind es von unserer gegenwärtigen Position aus weniger als sechshundert Kilometer«, erwiderte James Waterman.
Li sank in seinen gepolsterten Sessel zur ü ck. Er hatte sich in seine Privatunterkunft zur ü ckgezogen, um den erwarteten Anruf von Wosnesenski entgegenzunehmen – zum Teil aus Bequemlichkeit, zum Teil aber auch, weil er das Gef ü hl hatte, mit allen auftauchenden Problemen leichter fertigwerden zu k ö
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