Mars
rlich oder k ü nstlich ist « , sagte sie. Ihre heisere Stimme klang beinahe gelangweilt. » Aber zun ä chst mal m ü ssen wir festlegen, wer von uns mit Jamie auf die Exkursion geht. «
Joanna nickte zustimmend und drehte sich dann zu Monique um.
» Ihr fahrt « , sagte die franz ö sische Geochemikerin. » Ihr beide. Ich bleibe hier und k ü mmere mich um die Pflanzen. «
Ilona sah sie stirnrunzelnd an.
» Willst du denn nicht mitfahren? « fragte Joanna.
Monique hob anmutig die Schultern. » Ihr seid viel erpichter darauf als ich. Und ich finde es auch sinnvoller, da ß unsere Biologin und Biochemikerin daran teilnehmen. «
» Aber du geh ö rst auch zu unserem Biologieteam « , sagte Ilona und setzte sich aufrecht hin. » Wir werden deine Sachkenntnis bei der Untersuchung des Bodens auf dem Grund des Canyons brauchen. «
» Ihr k ö nnt mir ja Proben mitbringen. «
» Und was ist mit Fossilien? « fragte Joanna mit besorgter Miene. » Du hast die beste pal ä ontologische Ausbildung. Es w ä re m ö glich, da ß wir etwas ü bersehen. «
Monique lachte hell auf. » Wenn es da drau ß en irgendwelche Knochen oder Sch ä del gibt, findet ihr sie bestimmt ebenso leicht wie ich. «
» Und wenn es Mikrofossilien sind? « fragte Reed.
Sie wandte dem Engl ä nder ihr l ä chelndes Gesicht zu. » Tony, ich habe jede Bodenprobe untersucht, die wir bisher genommen haben. Ich habe Steine zerschlagen und mikroatomd ü nne Scheiben unters Mikroskop gelegt. Hier gibt es keine Fossilien. Und auch keine Mikroben, weder lebendige noch l ä ngst tote. «
Reed zupfte etwas z ö gernd an seinem d ü nnen Schnurrbart. » Nun ja …«
» Aber Monique « , sagte Joanna, » angenommen, wir sto ß en auf dem Grund des Canyons auf Fossilien, erkennen sie aber nicht als solche? Organismen, die auf dem Mars beheimatet sind. Woher sollen wir wissen, da ß wir Fossilien vor uns haben? «
»Woher sollte ich es wissen?« erwiderte Monique. »Oder sonst jemand von uns?«
Joanna warf ihren Kolleginnen am Tisch einen unsicheren Blick zu.
Reed setzte ein breites Grinsen auf. » Ein klassisches Problem, nicht wahr? Woran erkennt man etwas, das man noch nie gesehen hat? «
Die drei Frauen hatten keine Antwort darauf.
Jamie spürte, wie die Feindseligkeit in dem engen Rover mit jedem Kilometer wuchs, den sie auf ihrem Weg zum Pavonis Mons zurücklegten.
Das Abendessen nahmen sie praktisch schweigend ein. Selbst Mironow, der normalerweise immer ein freundliches Lächeln zur Schau trug, hatte nichts zu sagen und keine Scherze auf Lager. Patel hockte wie ein nervöser Vogel gegenüber von Jamie auf dem Rand seiner Bank und vermied es, ihn anzusehen.
Naguib versuchte, die Spannung zu mildern.
» Morgen erreichen wir endlich die Bruchzone « , sagte er und tunkte die letzten Reste seiner Mahlzeit mit einem d ü nnen St ü ck Pita-Brot auf.
» Stimmt « , griff Jamie die Worte des ä lteren Mann dankbar auf. » Dann bekommen wir die ersten sicheren Daten ü ber das Alter der Lavastr ö me. «
Patel legte seine Gabel weg. » Wir haben nur drei kurze Tage Zeit f ü r die Arbeit, f ü r die urspr ü nglich eine ganze Woche eingeplant war. «
» Ich bin bereit, in diesen drei Tagen Doppelschichten einzulegen, Rava « , sagte Jamie. » Ich wei ß , wie Ihnen …«
» Gar nichts wissen Sie! « fauchte der Hindu ihn an. » Sie sind doch nur von Ihrem verr ü ckten Wunsch erf ü llt, zu dem Canyon zur ü ckzukehren und der Held dieser Expedition zu werden. «
» Der Held? «
»Wissen Sie, wie viele Jahre ich mit dem Studium der Tharsis-Vulkane verbracht habe? Nicht drei. Nicht fünf. Nicht zehn.« Patel zitterte vor Zorn. »Fünfzehn Jahre! Seit meiner Studentenzeit in Delhi! Fünfzehn Jahre lang habe ich über Fotos dieser Schildvulkane gehockt, habe die Fernmessungen der Raumsonden studiert. Und jetzt, wo ich endlich hier bin, haben Sie meine Zeit auf drei elende Tage zusammengestrichen.«
Jamie verspürte keinen Zorn. Er wußte genau, was Patel durchmachte. Er erinnerte sich, wie es ihm gegangen war, als Wosnesenski die Untersuchung des Canyons und der Felsenbauten wegen Konoyes Tod abgebrochen hatte.
» Sie haben recht, Rava « , sagte er. Seine Stimme war tief, ruhig und unnachgiebig. » Nur drei Tage. Ich werde tun, was ich kann, damit Sie w ä hrend unseres Aufenthalts bei Pavonis soviel wie m ö glich in Erfahrung bringen k ö nnen. Aber nach drei Tagen fahren wir zur ü ck. «
» Damit Sie zum Canyon fahren k ö nnen.
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