Mars
«
»Ja.«
»Um nach Ihren absurden Felsenbauten zu suchen.«
» Nach Leben. «
» Pah! Unsinn! Totaler Unsinn. «
» Rava, wenn es wirklich nach mir ginge, w ü rden wir ein Jahr oder l ä nger hier auf dem Mars bleiben. Neue Teams w ü rden zu uns kommen. Wir w ü rden diesen Planeten auf einer rationalen, wissenschaftlichen Basis erforschen. Aber es geht nicht nach mir. Es geht nach keinem von uns. «
» Es geht jedenfalls mehr nach Ihnen als nach mir « , murrte Patel.
Das gestand ihm Jamie mit einem kurzen Nicken zu.
» Ja, so ist es. Aber wenn Sie eines Tages zum Mars zur ü ckkommen und sich ohne zeitliche Begrenzung mit der Erforschung dieser Vulkane besch ä ftigen wollen, dann m ü ssen wir den Politikern etwas mitbringen, das sie nicht ignorieren k ö nnen. Beweise f ü r Leben k ö nnen sie nicht ignorieren, Rava. Und wenn wir ü berhaupt irgendwo Leben finden k ö nnen – oder auch nur Spuren erloschenen Lebens – , dann am ehesten auf dem Boden von Tithonium Chasma. «
» Es gibt noch andere Stellen « , sagte Naguib, » wo die Wahrscheinlichkeit ebenso gro ß w ä re. Hellas zum Beispiel …«
» Das ist f ü r diese Mission zu weit « , sagte Jamie. » Es liegt praktisch auf der anderen Seite des Planeten. Weiter als bis zu dem Canyon kommen wir diesmal nicht, und selbst das geht schon hart an die Grenze unserer M ö glichkeiten. «
» Sie k ö nnen total vern ü nftig sein, wenn Sie kriegen, was Sie wollen, nicht wahr? « sagte Patel.
» Ich will mich nicht mit Ihnen streiten, Rava « , erwiderte Jamie. » Ich verstehe Ihre Gef ü hle. Ich w ü rde genauso empfinden, wenn unsere Rollen vertauscht w ä ren. «
» Ja, nat ü rlich. «
Jamie schl ü pfte hinter dem schmalen Tisch hervor und richtete sich zu seinen vollen Gr öß e auf. Er blickte auf Patel herab. » Wenn man meinen Ausflug zum Canyon zugunsten eines ausgedehnten Aufenthalts bei Ihren Vulkanen gestrichen h ä tte, w ä re ich h ö llisch w ü tend. Aber ich w ü rde es akzeptieren und mein Bestes tun, um Ihre Exkursion zu einem echten Erfolg zu machen. «
Patel wandte sich von ihm ab.
Mironow, dessen ü bliches L ä cheln schon l ä ngst erloschen war, sagte leise: » Ich schlage vor, da ß wir dieses Thema fallenlassen. Der Missionsplan steht fest. Wir verbringen die n ä chsten drei Tage am Pavonis Mons und kehren dann zur Basis zur ü ck. Keine weiteren Diskussionen. «
Jamie nickte und ging nach vorn ins Cockpit. Naguib akzeptierte den Vorschlag mit einem leichten Achselzucken. Patel verzog das Gesicht und starrte Jamie nach. Seine dunklen Augen brannten.
Als Tony Reed einzuschlafen versuchte, hörte er den Nachtwind des Mars außerhalb der Kuppel seufzen. Das Geräusch beunruhigte ihn. Ein einziger kleiner Meteoriteneinschlag, ein so winziges Staubkörnchen, daß hinterher keine Spur mehr davon zu finden gewesen war, hätte sie beinahe alle umgebracht. Oh, sollen Wosnesenski und die anderen ruhig damit prahlen, daß alle Sicherheitssysteme funktioniert haben und wir nie wirklich in Gefahr waren. Du meine Güte! Wir hätten alle ersticken können. Nein, so lange hätten wir gar nicht gelebt. Unser Blut und die anderen Körperflüssigkeiten hätten gekocht. Wir wären geplatzt wie zu rasch erhitzte Würstchen, wie angestochene Ballons.
Er erschauerte unter seiner leichten Decke.
Ich bin kein Feigling. Tony h ä tte es beinahe laut ausgesprochen. Er sah seinen Vater ü ber seinem Bett stehen und mit finsterer Miene auf ihn herabschauen. Ich bin kein Feigling. Es ist nicht feige, wenn man Angst vor einer echten Gefahr hat. Wir stehen hier fortw ä hrend am Rand des Todes. Jeder Atemzug, den wir tun, k ö nnte unser letzter sein.
Er schlo ß die Augen ganz fest und versuchte mit aller Macht einzuschlafen. Ohne da ß er es wollte, kam ihm die Erinnerung an seine Mutter: wie oft sie ihn in ihr Bett hatte krabbeln lassen, wenn ein Donnerschlag oder ein anderes Ger ä usch ihn erschreckt hatte.
Er w ü nschte, seine Mutter w ä re jetzt hier, um ihn zu tr ö sten. Ilona hatte sich seit ihrer Landung auf dem Mars geweigert, mit ihm ins Bett zu gehen. Wenn er sich mit einem derartigen Ansinnen an Monique heranmachte, w ü rde sie l ä cheln, ihm die Wange t ä tscheln und leise in sich hineinlachend weggehen. Da war er sicher.
Joanna. Wenn Joanna nur zu ihm kommen, ihn tr ö sten w ü rde. Hier auf dieser kalten, gef ä hrlichen Welt brauchte er ihre W ä rme. Er sehnte sich danach, geborgen in ihren Armen zu
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