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Mars

Mars

Titel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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durchgab. Der Mann macht immer so ein finsteres Gesicht, dachte Li. Ich glaube nicht, da ß ich ihn jemals habe auch nur l ä cheln sehen.
    Wosnesenski meldete, da ß alles seinen normalen Gang nahm. Die Exkursion verlief plangem äß ; Watermans Team sollte den Rand des Canyons am folgenden Tag vor Sonnenuntergang erreichen. Patel und Naguib analysierten die Lavaproben, die sie vom Pavonis Mons mitgebracht hatten. Monique Bonnet testete andere Gesteinsproben von Pavonis nach Lebensspuren. Sie hatte ein paar interessante mikroskopische Formationen darin gefunden, aber keine Organismen, nicht einmal organische Verbindungen.
    Toshima machte sich Sorgen wegen einer Reihe von Staubst ü rmen im Norden, fast am Rand der schmelzenden Polarkappe. Der japanische Meteorologe behauptete mit Nachdruck, eine solche Sturmaktivit ä t zu dieser Jahreszeit sei ungew ö hnlich und m ü sse aufmerksam beobachtet werden. Erst recht, wenn ein Exkursionsteam drau ß en unterwegs sei. Li Chengdu nickte geistesabwesend. Er war absolut der gleichen Meinung. Die St ü rme mu ß ten beobachtet werden. Aber sonst konnte man wenig gegen sie tun.
    Schlie ß lich blickte Wosnesenski von den Notizen auf, die er vorgelesen hatte, und sagte: » Damit ist mein Bericht beendet. «
    » Sind alle bei guter Gesundheit? « fragte Li das Gesicht auf dem Bildschirm.
    Mit einem Grunzen und einem Nicken antwortete der Russe: » Ja, offenbar. Ich kann Doktor Reed bitten, Ihnen die Daten seiner w ö chentlichen Untersuchungen zu geben. «
    » Diese Information wird in unseren Computer ü bertragen, nicht wahr? «
    » Ja. Automatisch. «
    » Dann kann ich darauf zugreifen, wenn n ö tig, ohne Doktor Reed bem ü hen zu m ü ssen. « Li z ö gerte einen Herzschlag lang. » Sagen Sie mir, wie geht es Ihren Leuten in emotionaler Hinsicht? Wie sch ä tzen Sie die Mitglieder Ihrer Gruppe unter psychologischen Aspekten ein? «
    Auf Wosnesenskis fleischigem Gesicht zeichnete sich Ü berraschung ab, dann legte er die Stirn nachdenklich in Falten. » Sie kommen mir alle ziemlich normal vor « , sagte er nach einer Weile. » Kurz vor dem Aufbruch des Exkursionsteams gab es betr ä chtliche Aufregung, aber inzwischen ist wieder die normale Routine eingekehrt. «
    Das war genau, was Dr. Li h ö ren wollte. » Gut « , sagte er. » Es freut mich, da ß alle mit ihrer Arbeit zufrieden sind. «
    Mikhail Wosnesenski nickte Dr. Lis Bild auf dem Kommunikationsbildschirm m ü rrisch zu. Der Expeditionskommandant sagte noch ein paar h ö fliche Worte und w ü nschte dem Kosmonauten dann gute Nacht.
    Wosnesenski starrte noch geraume Zeit auf den Bildschirm, nachdem dieser grau geworden war. Er hatte den Expeditionskommandanten nicht angelogen. Nicht direkt. Er hatte sich bei der Antwort, die er Li auf seine Frage nach der Moral gegeben hatte, nur nichts anmerken lassen. Es stimmte tats ä chlich, da ß alle mit ihrer Arbeit zufrieden zu sein schienen. Aber das war nicht die ganze Wahrheit.
    Irgend etwas stimmte nicht, dachte Wosnesenski. Aber es war schwer zu fassen, was. Er sp ü rte eine Spannung in der Luft, die vor ein paar Wochen noch nicht dagewesen war. Nichts, worauf er den Finger legen konnte, keine offensichtlichen Zusammenst öß e oder Animosit ä ten. Nichts so Krasses wie Ilona Malaters boshafte Geh ä ssigkeiten oder Pateis unzufriedenes Gemecker ü ber die Ä nderungen des Plans.
    Aber es war etwas im Busch. Irgend etwas.
    Die meisten Mitglieder der Gruppe haben abgenommen. Etwa seit der letzten Woche ist das besonders deutlich zu sehen. Aber Reed sagt, das war zu erwarten. Und s ä mtliche physiologischen Daten gehen direkt an die medizinischen Experten auf der Erde. Wenn sie alarmiert w ä ren, dann h ä tten sie es uns inzwischen mitgeteilt, oder nicht?
    Oder w ü rden sie bef ü rchten, da ß sie uns Angst einjagen k ö nnten, unsere Effizienz zunichte machen? Immerhin bleiben uns nur noch etwas ü ber drei Wochen.
    Vielleicht sollte ich mit Reed dar ü ber sprechen, sagte er sich, als er von der Kommunikationskonsole aufstand. Er ist unser Arzt. Und Psychologe. Vielleicht kann er Licht in die Sache bringen.
    Mit einem Zucken seiner massigen Schultern beschlo ß Wosnesenski, sich statt dessen einmal richtig auszuschlafen. Ich kann morgen mit Reed sprechen, wenn ich mir dann immer noch Sorgen mache. Morgen ist fr ü h genug.

SOL 35
    ABEND
     
    »Wer hätte gedacht«, klagte Ilona, »daß man so müde werden kann, wenn man den ganzen Tag nur dumm

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