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Mars

Mars

Titel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Stimme des M ö nchs, der in seiner Kindheit sein Lehrer gewesen war. Versuch nicht, deinen Geist zu zwingen, er wird allen Anstrengungen widerstehen und dir nur Schmerzen bereiten. Entspann dich und befrei dich von allen W ü nschen, allen Bed ü rfnissen. Meditation ist der Schl ü ssel zum Verst ä ndnis, die Br ü cke zum gro ß en kosmischen Ganzen.
    Toshima schlo ß erneut die Augen, diesmal sanft, ohne Anspannung. Er verschr ä nkte die Arme vor der Brust und lie ß das Kinn herabsinken. Wenn zuf ä llig jemand vorbeigekommen w ä re, h ä tte es f ü r ihn so ausgesehen, als ob der japanische Meteorologe ein Nickerchen machte.
    Er versuchte, seinen Geist zu reinigen, indem er ein Bild des g ö ttlichen Fudschijama mit seinem wundervoll proportionierten, schneebedeckten Kegel vor einem klaren blauen Winterhimmel heraufbeschwor. Seine Gedanken wanderten langsam und tr ä ge von einem Bild aus der Vergangenheit zum n ä chsten. Er erinnerte sich an seinen ersten Aufenthalt in den USA, in Boston, und daran, wie kalt der vom eisigen Wasser im Hafen her ü berwehende Winterwind auf dem Flughafen gewesen war. Wie schneidend der Wind sogar in der Stadt gewesen war, in dem Hotel, wo der Meteorologen-Weltkongre ß stattfand.
    Die T ü rme von Bostons Prudential Center erzeugten einen Windkanal, hatte man ihm erkl ä rt. Alle Meteorologen staunten ü ber das Ph ä nomen dieses Mikroklimas. Selbst wenn woanders in der Stadt Windstille herrschte, pfiff der Wind im Prudential Center so heftig zwischen den Geb ä uden hindurch, da ß er in den dekorativen Teichen und Brunnen wei ß e Schaumkronen aufpeitschte.
    Toshimas Augen ö ffneten sich abrupt. Ein Windkanal!
    Er rollte mit seinem kleinen Stuhl zu der Tastatur vor seiner gro ß en Karte und h ä mmerte wie wild auf sie ein. Die Kopfschmerzen waren vergessen. Wie wird sich ein hohes Druckgef ä lle auf den langen, schmalen Korridor der Valles Marineris auswirken? Wie wird die herannahende Kaltfront die Winde im Tithonium Chasma beeinflussen?
    Er brauchte einen gro ß en Teil der Nacht, aber schlie ß lich hatte Toshima seine Antwort. Er ü berpr ü fte sie einmal und noch ein zweites Mal. Ja, das Ergebnis stand zuverl ä ssig fest.
    Wieder zitterte er, diesmal vor freudiger Erregung ü ber den Sieg. Und weil er jetzt wu ß te, warum er Angst hatte. Er hatte eine gro ß e Entdeckung gemacht. Sie sagte ihm, da ß Waterman und die anderen in ernster Gefahr schwebten.
    Als das erste Licht der Morgend ä mmerung in die Kuppel sickerte, stand Toshima nerv ö s und mit tr ü ben Augen auf, um Wosnesenski zu wecken.
    » Die Leute im Rover m ü ssen gewarnt werden « , murmelte er vor sich hin. » Wir haben keine Zeit zu verlieren. «

DER LANGE WINTER
     
    Die blaue Welt hatte weitaus mehr Glück als ihr roter Gefährte. Da sie größer und näher an der Sonne war, behielt sie ihre tiefen Ozeane aus Wasser und ihren Schutzmantel aus Luft. Das Leben blühte und gedieh.
    Allerdings nicht ohne Unterbrechung. Nicht ohne Katastrophen. Riesige Geschöpfe rissen die Herrschaft über die Meere, das Land und sogar die Luft an sich, nur um dann auszusterben und vollständig ausgelöscht zu werden. Manchmal fuhr die Hand des Todes so gründlich über die blaue Welt, daß sie fast alles Leben auf ihr hinwegfegte.
    Aber das Leben rappelte sich immer wieder auf, bev ö lkerte die blaue Welt immer wieder mit neuen und anderen Gesch ö pfen.
    Ausgehend von den Polen, breiteten sich gewaltige Eisfl ä chen aus; riesige Gletscher kamen unaufhaltsam von den Bergen herab und ü berzogen das Land mit kilometerdicken Eisschichten. Ein so gro ß er Teil des Meereswassers wurde in Eis verwandelt, da ß der Meeresspiegel sank. Die blaue Welt wurde wei ß und glitzerte unter der fahlen Sonne von Wintern, die hunderttausend Jahre und l ä nger dauerten.
    Die K ä lte erreichte auch die rote Welt.
    Die rote Welt hatte sich noch nicht ganz von dem gro ß en Kataklysmus vor langer Zeit erholt. Doch ein ausgedehntes neues Meer war entstanden, schimmerndes Wasser, das fast den halben Planeten bedeckte. Ungeheure Vulkane reckten ihre m ä chtigen Gipfel den Sternen entgegen und ü bergossen das Land mit hei ß er Lava und dampfenden Gasen. Tief unter der Kruste der roten Welt gab es noch Energie, eine schmelzfl ü ssige Energie, die die h ö chsten Berge aller Zeiten erschuf.
    Wie immer, wenn Wasser und Energie vorhanden sind, war dies die Chance f ü r die Geburt des Lebens. Wasser und Energie und Zeit: das

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