Mars
rzte, grummelte er vor sich hin. Je mehr sie an einem herumdoktern, desto mehr finden sie auch. Wir haben uns irgendeine Krankheit geholt, eine Art Grippe, und deswegen denkt Li daran, die ganze Mission abzubrechen. Wahnsinn! Totaler Wahnsinn.
»Bist du krank?« fragte Jamie.
Ilona blickte mit trüben Augen zu ihm auf. »Ich weiß nicht, was das ist. Meine Arme und Beine tun scheußlich weh. Ich habe anscheinend überhaupt keine Kraft…«
» Was hat Tony gesagt? «
Sie err ö tete schuldbewu ß t. » Ich habe ihn nicht angerufen. Ich wollte nicht das Risiko eingehen, da ß er uns meinetwegen zur Kuppel zur ü ckbeordert. «
Sie waren im Labormodul des Rovers. Ilona sa ß an der kleinen S ä ge mit den Diamantz ä hnen, mit der sie Steine zu Untersuchungszwecken in d ü nne Scheiben schnitten. Jamie stand neben ihr in dem schmalen Gang zwischen den Borden mit Ausr ü stungsgegenst ä nden und den Arbeitsplatten. Joanna sa ß etwa einen Meter entfernt am Mikroskop und beobachtete sie aufmerksam.
» Vielleicht solltest du dich doch lieber ausruhen « , sagte Jamie.
Ilona sch ü ttelte st ö rrisch den Kopf. » Nein. Das n ü tzt nichts. Und wir haben einen Haufen Arbeit zu erledigen. «
Jamie hatte selber Kopfschmerzen. Er war der Meinung, da ß Ilona sich hinlegen sollte, da ß er Tony Reed anrufen und melden sollte, da ß sie krank war. Aber er wu ß te, da ß sie sich dagegen wehren w ü rde, und er hatte nicht die Kraft, eine Auseinandersetzung vom Zaun zu brechen.
» Morgen fr ü h ist bestimmt alles wieder in Ordnung « , sagte Ilona mit einem gequ ä lten L ä cheln. » Ich mu ß mich mal richtig ausschlafen, das ist alles. «
» Das m ü ssen wir alle « , sagte Joanna. » Ich habe mich nicht mehr so schlecht gef ü hlt, seit wir diese Erk ä ltung gehabt haben, als wir an Bord der Marsschiffe gegangen sind. «
» Du auch? « fragte Jamie.
» Vielleicht ist irgendwas mit den Luftfiltern hier drin nicht in Ordnung? « Joanna lie ß die Vermutung wie eine Frage klingen. » Vielleicht filtern sie nicht genug Kohlendioxid aus der Luft? «
Jamie nickte, wodurch seine Kopfschmerzen noch schlimmer wurden. » Ich werd ’ s ü berpr ü fen. « Er machte sich auf den Weg zur Luke, dann drehte er sich noch einmal zu Ilona um. » La ß es ruhig angehen. Ü beranstrenge dich nicht. «
» Tja, irgendwas stimmt nicht, soviel steht fest « , sagte Connors, als Jamie wieder ins Cockpit kam. » Ich f ü hle mich, als h ä tte mir jemand w ä hrend der letzten sechs Stunden die Schei ß e aus den Knochen gepr ü gelt. «
» Ich rufe lieber Tony an « , sagte Jamie. » Die Sache wird allm ä hlich ernst. «
Aber als Jamie nach dem Funkschalter an der Kontrolltafel griff, packte Connors ihn am Handgelenk. » Warten Sie bis morgen fr ü h « , sagte der Astronaut.
Jamie warf ihm einen fragenden Blick zu.
» Gehen Sie nie zum Arzt, wenn es nicht unbedingt sein mu ß« , erkl ä rte Connors. » Diese Pillendreher erz ä hlen einem doch blo ß , da ß man wiederkommen soll, damit sie einen mit Nadeln pieksen k ö nnen. «
» Aber irgendwas stimmt nicht, das haben Sie doch selbst gesagt. «
»Wir beide werden das CO 2 -System checken. Das könnte es sein. Dann nehmen wir ein ordentliches warmes Abendessen zu uns und schlafen uns richtig aus. Wenn wir uns morgen früh immer noch beschissen fühlen, können wir den Krankenwagen rufen.«
Jamie erklärte sich widerstrebend einverstanden.
Seiji Toshima hielt sich für das einzige von allen Mitgliedern des Forschungsteams, der sich wirklich mit dem gesamten Planeten Mars beschäftigte.
Schon möglich, daß Waterman und die anderen im Rover hellauf begeistert über ihre Exkursion zum Canyon waren. Patel und Naguib waren mit Leib und Seele bei der Erforschung der riesigen Vulkane. Die Astronauten und Kosmonauten warteten die Geräte in der Kuppel, während der englische Arzt sich um ihre Gesundheit kümmerte und die kleine Monique den Garten pflegte und Steine untersuchte.
Aber nur ich betrachte hier diese Welt in ihrer Gesamtheit.
Er drehte sich langsam auf seinem knarrenden Plastikstuhl und lie ß den Blick ü ber die Reihe seiner Monitore wandern. Auf ihnen war der gesamte Planet zu sehen. Drei Monitore zeigten den Mars im Ganzen, von Pol zu Pol, aus der Perspektive der drei Beobachtungssatelliten im synchronen Orbit. Die anderen zeigten Daten, die von den Satelliten, den frei herumfliegenden Ballons und den ü berall in den trostlosen, sandigen Gebieten des
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