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Mars

Mars

Titel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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ist alles, was das Leben braucht.
    Aber dann begann die K ä lte, ihr t ö dliches Werk zu verrichten. Das gro ß e, den halben Planeten umspannende Meer gefror und verschwand unter einer Decke aus Schutt und Staub. Die Vulkane versanken in Ruhe und Unt ä tigkeit. Auf der roten Welt begann ein langer, langer Winter, der bis zum heutigen Tag andauert.

SOL 37
    MORGEN
     
    Jamie stand nackt unter der heißen Sonne des Mars. Schweiß lief ihm die Rippen und Beine hinunter, als die Götter sich um ihn versammelten. In seinen Lenden tobte der süße Schmerz der Sehnsucht. Voller Verlangen streckte er die leeren Hände aus.
    Das Land war rot wie Blut, der Himmel von einem so strahlenden Blau, daß ihm die Augen wehtaten, wenn er nach oben schaute. Jenseits der sandigen Wüste kamen die Götter in ihren feurigen Wagen herab, einer nach dem anderen. Überall, wo sie aufsetzten, verwandelte sich das Marsgestein sofort in leuchtende Blüten. Bald war die ganze Wüste von einem bunten Teppich bedeckt, und sogar die zerklüfteten Klippen in der Ferne veränderten sich und gerannen zu Städten aus Adobe und Holz. Jamie sah Rauchfahnen aus ihren Schornsteinen aufsteigen.
    Die G ö tter trugen Federn und glitzernde Perlen. Ihre Gesichter waren die von Totems: Fuchs, Adler, Hund, Schlange. Sie hatten prachtvolle K ö rper, aufrecht und hochgewachsen wie stolze Kiefern, mit herrlichen Muskeln; sie gl ä nzten wie poliertes Kupfer.
    Sie versammelten sich feierlich und schweigend um Jamie, bildeten einen Kreis um ihn, bis er sich in ihrer hehren Gegenwart wie ein kleines Kind f ü hlte. Jamie betastete das Totem, das sein Gro ß vater ihm gegeben hatte; der B ä r war sein Besch ü tzer und sein F ü hrer.
    » Ich bin zu euch zur ü ckgekehrt « , sagte Jamie zu den G ö ttern. » Ich bin in euer Reich zur ü ckgekommen. «
    Die G ö tter schwiegen. Sie starrten wortlos auf Jamie herab, w ä hrend die sanften Winde des Mars ihr Morgenlied sangen.
    » Ich komme aus weiter Ferne « , erkl ä rte Jamie und zeigte auf einen einzelnen Stern, der sogar am Tageshimmel leuchtete. » Von der Erde. «
    Die G ö tter r ü ckten n ä her, ragten drohend ü ber Jamie auf, so da ß er sich klein und schwach vorkam. Er hatte Angst. Seine Knie zitterten. Er schwitzte stark.
    » Du hast alle Krankheiten des wei ß en Mannes mitgebracht « , sagte die Stimme der G ö tter. » Du hast den Tod zu unserem Wohnsitz gebracht. «
    » Nein! « protestierte Jamie. » Ich bringe euch Leben! «
    » Du bringst den Tod. «
    Sie erhoben die H ä nde gegen Jamie. Jeder hatte einen m ä chtigen Gegenstand in der Hand. Bei manchen war es eine Rassel, die aus einem riesigen Flaschenk ü rbis gefertigt und in fr ö hlichen Farben bemalt war. Bei anderen war es ein schwarz gestrichener, ä u ß erst bedrohlich wirkender Kn ü ppel. Sie schwangen die Kn ü ppel, rasselten mit den K ü rbissen. Und verschwanden.
    Die G ö tter verschwanden, verbla ß ten, und aus der Welt um sie herum entwich alles Leben. Die Blumen, die Bl ü ten, die sch ö nen Adobest ä dte schmolzen dahin, l ö sten sich auf und lie ß en nur die leere Trostlosigkeit des Mars zur ü ck, so weit das Auge reichte.
    Das summende Rasseln der Flaschenk ü rbisse ert ö nte jedoch weiterhin – bedrohlich, beharrlich, unentrinnbar.
    Jamie erkannte, da ß es das Summen der Kommunikationskonsole war. Er schlug die Augen auf und wechselte so widerstrebend vom Traum zur Realit ä t wie ein Mann, der ein warmes Feuer verl äß t, um einem Wintersturm zu trotzen.
    Er befand sich im Rover. Einen halben Meter ü ber ihm dehnte sich die graue Unterseite von Joannas Liege. Noch n ä her, zu seiner Linken, lag Connors ausgestreckt und in seine Decke verheddert. Das Gesicht des Astronauten war von einem Schwei ß film bedeckt. Sein schlafendes Gesicht war verzerrt; er sah aus, als h ä tte er Schmerzen.
    Die verdammte Kommunikationsanlage im Cockpit summte wie ein Hornissenschwarm. Au ß er ihm schien es niemand zu h ö ren. Jamie kroch vorsichtig aus seiner Koje und tappte auf seinen Socken ins Cockpit. Er fr ö stelte. Sein Overall war von kaltem Schwei ß durchtr ä nkt. Sein Kopf dr ö hnte, als ob er einen f ü rchterlichen Kater h ä tte.
    Er lie ß sich auf den rechten Sitz fallen und legte einen Finger auf die Taste, die den Kommunikator aktivierte. Mit der anderen Hand begann er das kleine Rad zu drehen, mit dem der Thermovorhang von der Kanzel gezogen wurde. Drau ß en auf dem Boden des Canyons war es noch

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