Mars
Jamie. Ich wollte damit nur sagen…«
»Da ist dieses in den Stein gehauene Gesicht in der Acidalia-Region.«
» O James! Du glaubst das doch nicht etwa! «
Er zuckte die Achseln. » Wir wissen jetzt, da ß es auf dem Mars Leben gibt. Wer wei ß schon, was er da glauben soll? «
» Da ß es einmal intelligente Marsianer gegeben hat? « Sie griff nach einer neuen Spritze.
Jamie wandte den Blick von der funkelnden Nadel ab. » Der Planet hatte Milliarden Jahre Zeit. Durchaus m ö glich, da ß sich in dieser Zeitspanne intelligentes Leben entwickelt hat – und dann bei einem Klimawechsel ausgel ö scht worden ist. «
Kopfsch ü ttelnd band Joanna Jamies Arm oberhalb des Ellbogens mit dem Gummischlauch ab. » Aber es gibt keine Anhaltspunkte daf ü r, keine Ü berreste einer Zivilisation, keine Ruinen. «
»Alles von den Staubstürmen zugedeckt.« Er pumpte seinen Arm auf. »Bis auf mein Dorf oben in der Felswand. Vielleicht gibt es noch weitere… autsch 1 .«
»Tut mir leid.« Sie hatte seine Vene verfehlt. Sie brauchte drei Versuche, bis sie ihm Blut abzapfen konnte.
Jamie sagte: » Das ä ndert alles f ü r dich, nicht wahr? «
» Was meinst du? «
» Da ß du Leben gefunden hast. Du bist jetzt eine ber ü hmte Frau. Du wirst noch ber ü hmter werden als dein Vater. «
Sie zwinkerte mehrmals. » Dar ü ber habe ich noch nicht nachgedacht. Wenn wir erst einmal wieder auf der Erde sind …«
»… werden wir kein normales Leben mehr f ü hren k ö nnen. Zumindest du nicht. «
» Und du auch nicht « , sagte Joanna. » Ohne dich w ä ren wir gar nicht hierhergekommen. «
» Du hast die gr öß ten Hoffnungen deines Vaters erf ü llt « , sagte Jamie so sanft, wie er nur konnte. » Du brauchst keine Angst mehr vor ihm zu haben. «
» Ich habe keine Angst vor meinem Vater! «
» Ich meine, er wird dich jetzt loslassen m ü ssen. «
Sie sah ihm einen langen Augenblick ins Gesicht, bek ü mmert und unsicher. » Dann werde ich ihn auch loslassen m ü ssen. «
» Ja. « Jamie nickte, obwohl er davon Kopfschmerzen bekam.
Ilona und Connors begaben sich ebenfalls zusammen ins Labormodul, während Joanna in den Waschraum ging und sich fürs Bett fertigmachte. Jamie, der zu unruhig war, um auch nur an Schlaf zu denken, lenkte seine Schritte nach vorn ins Cockpit. Draußen kreischte unaufhörlich der Sturm und sorgte für die schwärzeste Nacht, die er bisher auf dem Mars erlebt hatte. Er spähte durch den Thermovorhang, stellte fest, daß es nichts zu sehen gab, und ließ ihn wieder zurückschnellen.
Er verspürte keine Angst vor dem wallenden Staub, der draußen vorbeijagte. Für Jamie ähnelte er eher weichen Wattewolken, die sie einhüllten; nichts vermittelte ihm den Eindruck, daß er aus scharfen, spitzen Sandpartikeln bestand, die imstande waren, Metall zu zerkratzen und abzuschleifen. Ich könnte dort hinausgehen, wenn es sein müßte, selbst mitten in diesem Sturm, sagte er sich. Vielleicht würde es sogar Spaß machen.
Er fragte sich, wann der Sturm aufh ö ren w ü rde. Vielleicht sollte ich Toshima anrufen und ihn um eine Vorhersage bitten. Aber wozu, dachte er dann. Er h ö rt auf, wenn er aufh ö rt, ganz gleich, was der Meteorologe sagt. Jamie betastete den beruhigenden, glatten Stein des B ä renfetischs in seiner Tasche und sagte sich, da ß es t ö richt war, die Dinge beschleunigen zu wollen. Besonders, wenn man keine Macht ü ber sie hatte. Warte das Ende des Sturms ab. Warte das Ende aller St ü rme ab.
Er war m ü de, todm ü de, aber zu aufgekratzt, um in seine Koje zu steigen. Wie ein kleiner Junge an Heiligabend. So ungeheuer m ü de, da ß er kaum die Augen offenhalten kann, aber zu aufgeregt, um schlafen zu gehen.
Connors und Ilona brauchen aber lange im Labor. F ä ngt sie wieder mit ihren alten M ä tzchen an? Na ja, wenn Pete sich so schlecht f ü hlt, wie er aussieht, und trotzdem einen hochkriegt, dann spricht das um so mehr f ü r ihn. Und Ilona – er h ä tte beinahe gelacht – , sie ist wie die gute alte Post: weder Regen noch Sturm noch die dunkle Nacht k ö nnen sie aufhalten.
Er rieb sich das stoppelige Kinn. Vielleicht sollte ich mich rasieren. Wenn es uns gelingt, die Antenne zu reparieren, und wir morgen im Fernsehen sind, sollte ich mich zumindest um ein anst ä ndiges Ä u ß eres bem ü hen. Andererseits sehe ich rasiert vielleicht schlimmer aus als mit einem Viertagebart. Vielleicht. Es w ä re Li sicher nicht recht, wenn die Medien herausf ä nden, da ß
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