Mars
und denk nach.
These eins: Sowohl das Team im Rover als auch die Mannschaft hier in der Kuppel haben es bekommen, was auch immer es ist. Deshalb kann es keine Infektion durch die Lebensformen sein, die das Roverteam gefunden hat.
Ja, korrekt. Aber kann es ein infekti ö ser Organismus in der Luft sein? Theoretisch ist es eigentlich unm ö glich, da ß marsianische Parasiten Besucher von einem anderen Planeten befallen, aber vielleicht gibt ein hoch anpassungsf ä higes Virus in der Luft? Wir wissen jetzt, da ß es auf dem Mars Leben gibt. Was, wenn irgendwelche Organismen in der Luft schweben?
Reed sch ü ttelte den Kopf und versuchte, den Gedanken zu verwerfen. Wir haben Proben von der Luft genommen. Monique hat sie mit jedem Ger ä t getestet, ü ber das sie verf ü gt. Wosnesenski hat die Luftreiniger ü berpr ü ft. Sie haben nichts gefunden. Und wir haben hier drin normale erd ä hnliche Luft, keine marsianische. Jeder marsianische Organismus w ü rde von dem hohen Sauerstoffanteil get ö tet werden.
Und dennoch – wir haben kein Elektronenmikroskop. Es wäre durchaus möglich, daß ein Virus bei Moniques Tests durchgerutscht ist, besonders weil wir nicht genau wissen, wonach wir suchen. Vielleicht mögen sie Sauerstoff. Und wir sind nicht konsequent; wir achten sehr genau darauf, daß wir die Luft- und Bodenproben vom Mars nicht mit unseren Bakterien infizieren, nicht wahr? Wenn die hohen Tiere ihrer eigenen Theorie wirklich vertrauen würden, warum sollten sie sich dann Sorgen machen, daß wir den Mars möglicherweise infizieren könnten?
Es ergibt einfach keinen Sinn, sagte sich Reed. Wenn uns ein einheimischer marsianischer Organismus infiziert hat, warum bin ich dann nicht betroffen? Warum bin ich gesund, während alle anderen sterben?
Zum ersten Mal, solange er sich erinnern konnte, f ü hlte Tony Reed sich schuldig. Und er kam sich unzul ä nglich vor.
Au ß erdem hatte er schreckliche Angst. Aber das war ein Gef ü hl, das er schon sein Leben lang kannte.
Dr. Yang Meilin schlief, aber nicht gut. Sie hatte einen Traum, der ihr zu schaffen machte. Einen Alptraum. Sie war wieder Medizinalassistentin in ihrer Heimatstadt Wuxi. Die große Hungersnot hatte die ganze Provinz erfaßt. In den Straßen lagen so viele Leichen, daß die Menschen parfümierte Gazemasken trugen, um sich vor dem Gestank verwesenden Fleisches zu schützen.
Dr. Yang war im Krankenhaus, auf einer Station voller schreiender Babies. Ausgemergelte Gliedmaßen und aufgequollene Bäuche. Die Babies wurden mit den vom Internationalen Roten Kreuz geschickten Nahrungsmitteln gefüttert, aber sie starben trotzdem.
Sie schlief mit dem gutaussehenden Arzt aus Beijing, aber sie konnte sich ihm nicht total hingeben, weil sie das qualvolle Schreien der Babies durch die d ü nnen Vorh ä nge h ö rte, die sie um das Bett gezogen hatten. Der Arzt w ü rde am n ä chsten Morgen nach Beijing zur ü ckkehren, ohne ihr auch nur auf Wiedersehen zu sagen. Und die Babies h ö rten nicht auf, zu wimmern und zu schreien. Und zu sterben.
Dr. Yang wu ß te, da ß sie nicht an Unterern ä hrung starben. Und noch w ä hrend sie sich das sagte, ver ä nderte sich ihr Traum, verwandelte sich und mutierte: Die Babies waren Astronauten, die Krankenstation war die Kuppel auf der roten Oberfl ä che des Mars.
Sie fühlte sich total hilflos. Warum sterben sie? Es ist meine Aufgabe, sie zu retten, ihnen zu helfen, sie am Leben zu erhalten und wieder gesund zu machen. Es ist meine Aufgabe, mich zu erinnern. Erinnere dich.
Sie war sofort wach und setzte sich auf ihrer Liege kerzengerade auf.
Aber sie konnte sich nicht erinnern, was der Traum ihr zu sagen versucht hatte.
ERDE
WASHINGTON: Edith schaute aus dem Fenster ihres Hotelzimmers und hielt den Telefonhörer fest ans Ohr gepreßt.
»Sie sind gefeuert, Edie«, sagte Howard Francis’ zornige, schnarrende Stimme.
Das erste, was ihr durch den Kopf ging, war: Da geht mein Spesenkonto dahin.
» Aber warum ich? « fragte Edith. » Ich habe versucht, Sie anzurufen …«
» Sie hatten die verdammte Story anderthalb Stunden vor allen anderen, und sie sind einfach drauf sitzengeblieben! « kreischte Francis ’ Stimme. » Wir h ä tten vor allen anderen Networks damit rauskommen k ö nnen, sogar vor CNN, wenn Sie Ihren Job ordentlich gemacht h ä tten! «
» Ich habe mich bem ü ht, jemanden an den Apparat zu kriegen. Ich habe versucht, zum Chef vom Dienst durchzukommen, aber irgend so ein beschissenes
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