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Mars

Mars

Titel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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sitzende Position aufzurichten.
    Er schaffte es nicht.
    Jamie lag auf der Seite, halb von dem unf ö rmigen Tornister und dem Geschirr gest ü tzt, und schaute zu den kalten, erhabenen Sternen hinauf, die in der Dunkelheit funkelten. Er glaubte, Coyote dort oben zu sehen, gleich neben Orion, dem J ä ger. Coyote lachte.
    » Tut mir leid « , keuchte Jamie. » Ich kann nicht … weiter. Ich bin am Ende …«
    »Jamie!« kreischte Joanna. »Du mußt weitergehen! Du mußt! Für mich! Für uns alle! Bitte!«
    »Hab’s versucht…« Der Schmerz ließ nach. Sein ganzer Körper wurde taub, schwebte im einem Nichts, das ihn an das buddhistische Nirwana erinnerte.
    Er h ö rte Joannas Schluchzen und das Gemurmel von Stimmen in seinem Kopfh ö rer.
    » H ö rt zu …« sagte er. Seine Stimme klang selbst in seinen eigenen Ohren schwach und entr ü ckt. » Sagt ihnen … es macht nichts. Macht nichts … da ß ich gestorben bin. Da ß wir alle sterben. Jeder mu ß sterben. Nicht wichtig. Wir haben soviel gelernt … und es gibt noch soviel … herauszufinden. «
    » Du darfst nicht sterben, Jamie! Du darfst nicht! «
    Er hatte keine Schmerzen. Er akzeptierte alles, was mit ihm geschah, bis in sein innerstes Wesen hinein, als h ä tte er immer an diesem Ort sein sollen. Er erinnerte sich daran, da ß ihm sein Gro ß vater von H ä uptling Seattle erz ä hlt hatte, der vor langer Zeit gesagt hatte, nicht die Erde geh ö re dem Menschen, sondern der Mensch der Erde. Wir geh ö ren auch dem Mars, erkannte Jamie. Jetzt jedenfalls. Jetzt geh ö ren wir auch ihm. Und der Sonne und all den Welten, all den Sternen. Deshalb wollen wir alles sehen, alles erforschen. Das ist unser Erbe. Unser Geburtsrecht. Daf ü r lohnt es sich zu sterben.
    Ich verstehe, sagte er stumm, und staunte ü ber die Klarheit seiner Vision. Endlich wei ß ich, wer ich bin.
    Das gesamte gestirnte Universum starrte auf die kleine, zerbrechliche Gestalt eines Menschen herab, der hilflos und allein auf dem eisigen, windgepeitschten Hang einer alten Ger ö llawine auf dem Mars lag.
    Aus weiter, weiter Ferne h ö rte er Stimmen, aber sie bedeuteten ihm nichts. Sie verklangen und wichen dem Schweigen der Ewigkeit.
    Er verstand jetzt, da ß der Menschenmacher und der Lebensnehmer ein und derselbe waren, nur zwei verschiedene Aspekte des einen und einzigen Sch ö pfers. Ich bin bereit, sagte Jamie stumm. Ich habe mein Bestes getan. Jetzt bin ich bereit f ü r dich. Er h ö rte Coyote in der eisigen Dunkelheit der Nacht lachen.

SOL 40
    MITTERNACHT
     
    Ein schwaches Brummen drang an seine Ohren. Es war völlig dunkel, er konnte nichts sehen. Sein Körper fühlte sich taub an, in Eis gehüllt. Aber da war dieses leise, summende Geräusch von irgendwoher.
    Seine Augen waren verklebt. Zu müde, um auch nur den Versuch zu unternehmen, den Kopf zu heben oder die Arme zu bewegen, setzte Jamie jedes Atom seiner Willenskraft daran, die Augen zu öffnen. Ein verschleiertes Durcheinander von Grautönen schwamm vor ihm. Er zwinkerte mehrmals. Es war die gekrümmte Decke des Rovers. Das Summen war das stetige Hintergrundgeräusch der Elektrik. Er lag auf einer der Liegen auf dem Rücken. Einer unteren Liege, wie er sah, während er weiterhin zwinkerte und blinzelte und das Bild scharfzustellen versuchte. Die obere Liege war eingeklappt und verriegelt.
    Wosnesenski tauchte ü ber ihm auf. Sein fleischiges Gesicht war merkw ü rdig sanft und weich. Sein zerknitterter gr ü ner Overall sah zu gro ß f ü r ihn aus, als ob er abgenommen h ä tte.
    Jamie versuchte, etwas zu sagen, aber seine Kehle war zu trocken. Es kam nur ein rauhes Ä chzen heraus.
    » Ruhen Sie sich aus, mein Freund « , sagte Wosnesenski leise. » Strengen Sie sich nicht an. Hier …«
    Der Russe hob Jamies Kopf und f ü hrte einen dampfenden Becher an seine Lippen. » Ganz langsam … nur einen kleinen Schluck. «
    Die Fl ü ssigkeit auf Jamies Zunge f ü hlte sich kochend hei ß an. Und gut. Hei ß er Tee mit einem ordentlichen Schu ß Zitronenkonzentrat. Er trank mehrere Schlucke. Die W ä rme str ö mte ihm durch den ganzen K ö rper.
    Wosnesenski lie ß Jamies Kopf sanft wieder auf die Liege zur ü cksinken und sah ihn dann wortlos mit dunklen, ernsten Augen an. Jamie stellte fest, da ß der Russe nicht stand, sondern auf der Liege nebenan sa ß . Vorn im Cockpit h ö rte er Iwschenko etwas auf Englisch sagen: Er erstattete der Kuppel oder vielleicht direkt Dr. Li Bericht.
    » Sie sind rausgegangen « , kr ä

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