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Mars

Mars

Titel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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»Die Erde ist wärmer, auf der Erde gibt es überall flüssiges Wasser, wohin man auch schaut, es ist leicht für das Leben, auf der Erde zu wachsen und sich auszubreiten. Der Mars ist nicht so reich. Dort hätte es das Leben schwerer.«
    Ilona schüttelte ebenfalls den Kopf. »Nein, ich glaube nicht, daß der Mars aus diesem Grund so trostlos aussieht. Der Planet ist wirklich unfruchtbar. Es gibt dort kein Leben, und es hat wahrscheinlich auch nie welches gegeben. Ich habe die letzten drei Jahre meines Lebens vergeudet. Es war ein Fehler, Biowissenschaftler mitzuschicken.«
    Sie stand dort, eingerahmt von dem rechteckigen Fenster, mit den langsam kreisenden Sternen hinter ihr. Ilona sah nicht mehr hochm ü tig oder k ö niglich aus. Sie wirkte niedergeschlagen und entmutigt.
    Jamie zuckte die Achseln und sagte leise: » Ich finde, man kann nicht schon aufgeben, bevor man ü berhaupt angefangen hat. Ganz gleich, was du glaubst, du kannst doch nichts Definitives sagen, bevor du nicht dort gewesen bist und selbst nachgesehen hast. Wahrscheinlich hat der Mars ein paar Ü berraschungen f ü r dich auf Lager. F ü r uns alle. «
    » Vielleicht. « Ilona seufzte erneut. Dann schlang sie die Arme um den K ö rper und erschauerte. » Es ist immer so kalt hier drin! Ich h ä tte meine Thermo-Unterw ä sche anziehen sollen. «
    » Tut mir leid, ich habe keinen Pullover und auch keine Jacke dabei …«
    » Es ist meine eigene Schuld « , sagte sie. » Ich bin aus einer spontanen Eingebung heraus in diesem Overall hergekommen. «
    Jamie grinste sie an. » Das ist gegen die Vorschriften. Wie oft hat Wosnesenski uns eingebleut: Denkt zehnmal nach, bevor ihr irgendwas tut. «
    » Wosnesenski. « Sie knurrte den Namen wie eine fauchende L ö win.
    » Was hast du gegen Mikhail? « fragte Jamie. » Ich finde ihn gar nicht so ü bel. «
    » Er ist Russe. «
    » Ja und? «
    » Die H ä lfte meiner Familie ist neunzehnhundertsechsundf ü nfzig von Russen ermordet worden. Meine Gro ß mutter hat es gerade noch geschafft, aufs Land zu fliehen. Mein Gro ß vater wurde geh ä ngt. Die Russen haben ihn aufgeh ä ngt, als ob er ein ü bler Verbrecher gewesen w ä re. «
    » Da kann Wosnesenski doch nichts daf ü r. Ru ß land hat sich seit damals erheblich ver ä ndert. Genauso wie Ungarn. Das ist doch alles ein halbes Jahrhundert her. «
    » Es ist leicht f ü r euch Amerikaner, zu vergeben und zu vergessen. F ü r mich und meine Angeh ö rigen ist das nicht so einfach. «
    Jamie wu ß te nicht, was er sagen sollte. Es gibt nichts, was ich sagen kann, erkannte er. Etliche Augenblicke standen sie einander gegen ü ber, w ä hrend die Sterne um sie herum ihre Kreisbahnen zogen und die elektrischen Ger ä te im Hintergrund leise vor sich hinsummten wie ein ferner Chor tibetischer Lamas, die ein Mantra intonierten.
    Ilona fr ö stelte. » Es ist kalt hier oben. « Sie trat n ä her an Jamie heran, schmiegte sich an ihn.
    » Wir k ö nnten zur ü ckgehen « , sagte Jamie. Aber er legte ihr einen Arm um die Taille. Irgendwie kam ihm das richtig vor.
    » Nein, noch nicht. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht « , sagte Ilona. Ihre Stimme war leise und sinnlich. Ihr Gesicht war so nah an dem von Jamie, da ß er den schwachen Duft ihrer honigblonden Haare riechen konnte.
    » Sorgen? Um mich? «
    » Du wirkst so … zur ü ckgezogen. Einsam. «
    Er zuckte die Achseln. » Wir sind weit weg von zu Hause. «
    » Du meidest uns. «
    » Ich meide euch? « Jamie kam sich t ö richt vor, weil er ihre Worte wiederholte, aber sie hatte ihn kalt erwischt.
    » Joanna und mich. Katrin. Du meidest uns. Ist dir das nicht aufgefallen? «
    » Wir sollen uns nicht emotional miteinander einlassen. «
    » Noch so eine Vorschrift, ich wei ß . Aber hei ß t das, da ß du beim Essen nicht bei uns sitzen darfst? Ich habe dich sehr aufmerksam beobachtet. Du h ä ltst dich absichtlich so weit wie m ö glich von uns fern. «
    Hundert Gedanken rasten durch Jamies Kopf. » F ü hre uns nicht in Versuchung « , murmelte er.
    » Bist du in Joanna verliebt? «
    » Nein! Nat ü rlich nicht. «
    » Nat ü rlich nicht « , ahmte Ilona ihn nach und l ä chelte ihn an. » Die Vorschriften verbieten, da ß wir uns verlieben, hab ich recht? «
    » Nicht nur die Vorschriften « , erwiderte Jamie.
    » Du willst dich nicht emotional auf etwas einlassen, ist es das? «
    Er nickte, dachte an Edith daheim in Houston und fragte sich auf einmal, wo sie war, mit wem sie jetzt zusammen war.
    Ilona

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