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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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sprachlos.
    Vor allem seine Großzügigkeit. Denn ich, ich sah mich nicht hinter seiner Theke. Ich sah mich nirgends.
    Ich wartete ab. Kommt Zeit, kommt Rat, wie man so sagt.
    Was sofort kam, war Honorine. Meine Nachbarin. Mit ihrem Korb unter dem Arm schritt sie munter aus. Die Energie der guten Frau von zweiundsiebzig überraschte mich immer wieder.
    Ich las die Zeitung bei meiner zweiten Tasse Kaffee. Die Sonne wärmte mir wohlig den Rücken. Das half mir, nicht allzu sehr an der Welt zu verzweifeln. Der Krieg in Ex-Jugoslawien ging weiter. In Afrika war ein neuer ausgebrochen. An den Grenzen Kambodschas brodelte es. Und ohne Zweifel würde es in Kuba jeden Moment losgehen. Oder irgendwo da unten in Mittelamerika.
    Bei uns in der Nähe war es kein bisschen erfreulicher.
    »Blutiger Einbruch im Panier-Viertel«, machte der Provençal die Lokalseite auf. Ein knapper Bericht kurz vor Redaktionsschluss. Zwei Personen waren ermordet worden. Die Eigentümer hatten erst gestern Abend bei ihrer Rückkehr aus dem Wochenende in Sanary die Leichen von Freunden gefunden, die bei ihnen wohnten. Alles, was sich verscherbeln ließ, war ausgeräumt: Fernseher, Videore - corder, Stereoanlage, CD ... Nach den Angaben der Polizei waren die Opfer in der Nacht von Freitag auf Samstag gegen drei Uhr morgens ermordet worden.
    Honorine kam direkt auf mich zu. »Ich hab mir gedacht, dass ich Sie hier finde«, sagte sie und stellte ihren Korb auf die Erde.
    Fonfon erschien prompt, ein Lächeln auf den Lippen. Sie mochten sich gern, die beiden. »Hallo, Honorine.«
    »Machen Sie mir ein Tässchen Kaffee, Fonfon. Aber nicht zu stark, hören Sie, ich hab schon zu viel getrunken.« Sie setzte sich und zog ihren Stuhl zu mir heran. »Sie haben Besuch.« Sie sah mich an, gespannt auf meine Reaktion.
    »Wo denn das? Bei mir?«
    »Aber ja, bei Ihnen. Nicht bei mir. Wer sollte mich schon besuchen?« Sie wartete auf meine Frage, aber der Klatsch brannte ihr auf der Zunge. »Sie raten nicht, wer es ist!«
    »Nein, sicher nicht.« Ich konnte mir nicht vorstellen, wer mich be - suchen sollte. Einfach so, an einem Montagmorgen um halb zehn. Die Frau meines Lebens war bei ihrer Familie zwischen Sevilla , Córdoba und Cadiz, und ich wusste nicht, wann sie wiederkam. Ich wusste nicht einmal, ob Lole überhaupt jemals wiederkommen würde.
    »Na, das wird eine Überraschung sein.« Sie sah mich schelmisch an. Sie konnte nicht mehr an sich halten. »Es ist Ihre Cousine. Ihre Cousine Angele.«
    Gélou. Meine schöne Cousine. Die Überraschung war gelungen. Ich hatte Gélou seit zehn Jahren nicht mehr gesehen. Seit der Beer - digung ihres Mannes. Gino wurde eines Nachts umgelegt, als er sein Restaurant in Bandol schloss. Da er kein Ganove war, dachten alle an eine böse Erpressergeschichte. Die Ermittlungen verliefen im Sand, wie so viele andere. Gélou verkaufte das Restaurant, klemmte ihre drei Kinder unter den Arm und fing woanders ein neues Leben an. Ich hatte nie wieder etwas von ihr gehört.
    Honorine neigte sich zu mir und sagte in vertraulichem Ton: »Die Arme, ach, sie scheint mir nicht gut auf dem Posten zu sein. Ich könnte schwören, dass sie Ärger hat.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Nicht, dass sie nicht freundlich gewesen wäre, nein. Sie hat mich zur Begrüßung geküsst und gelächelt. Wir haben beim Kaffee unsere Neuigkeiten ausgetauscht. Aber ich hab wohl gemerkt, dass sie unter der Fassade ganz verrückt vor Sorgen ist.«
    »Vielleicht ist sie einfach müde.«
    »Ich denke, sie hat Ärger. Und deshalb ist sie zu Ihnen gekommen.«
    Fonfon kam mit drei Kaffees wieder. Er setzte sich uns gegenüber. »Du nimmst sicher auch noch einen, dachte ich mir. Alles klar?«, fragte er und sah uns an.
    »Es ist Gélou«, sagte Honorine. »Erinnern Sie sich?« Er nickte. »Sie ist gerade angekommen.«
    »Na und?«
    »Sie hat Ärger, sag ich.«
    Honorines Einschätzungen waren unfehlbar. Ich sah auf das Meer und sagte mir, dass es mit der Ruhe zweifellos vorbei war. Ich hatte in einem Jahr zwei Kilo zugenommen. Der Müßiggang begann auf mir zu lasten. Also, Ärger oder nicht, Gélou war willkommen. Ich leerte meine Tasse und stand auf.
    »Ich gehe.«
    »Wie wärs mit Fougasse, mit gefülltem Fladenbrot, zum Mittag?«, meinte Honorine. »Sie wird doch zum Essen bleiben, oder?«

Zweites Kapitel
    In dem man immer zu viel sagt,
wenn man redet

    Gélou drehte sich um, und meine ganze Jugend sprang mir entgegen. Sie war die Schönste aus dem Viertel. Sie

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