Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea
La Paternelle. Dort ist Boudjema Ressaf zu ihnen gestoßen. Wir hatten ein paar von unseren Jungs in seiner Nähe postiert. Die Übergabe hat geklappt. Zwischen ihnen. Und zwischen uns auch. Es war nicht gerade der Jackpot. Aber der Gebetssaal war ein wahres Arsenal. Sie waren gerade dabei, den Ramsch zu verladen. Wir glauben, dass Ressaf dafür verantwortlich war. Die Artillerie nach Alg erien zu schicken.«
»Morgen«, fuhr Vernet fort, »findet eine Großrazzia statt . Ganz früh, wie du weißt. Sie werden an allen Ecken auffliegen. Dein kleines Heft ist Gold wert, sagt Loubet.«
Alles fügte sich zusammen. Wie immer. Und die Verliefe r zahlten den Preis. Die anderen, all die anderen, glückliche n Leute schliefen in ihren Betten. Was auch kommen mochte. Was auch geschah. Hier. Woanders. Auf der Erde.
Ich stand auf.
Mit Müh und Not. Weil ich einen fürchterlichen Durchhän ger hatte. Sie fingen mich gerade noch auf, als ich umkippte.
Epilog
Die Nacht ist die gleiche, doch
der Schatten im Wasser ist der Schatten
eines verbrauchten Mannes
Wir hatten doch noch einen getrunken, Ribero, Vernet und ich. Ribero hatte den Saab bis zur Davidsstatue am Verkehrskreisel beim Strand gefahren. Jetzt, mit dem wärmenden Whisky im Bauch, fühlte ich mich besser. Es war nur ein Gläschen Glenmorangie, aber trotzdem nicht schlecht. Sie bevorzugten Pfefferminztee.
Vernet trank aus, stand auf und zeigte nach links. »Siehst du, da lang gehts zu dir nach Hause. Kommst du klar, oder brauchst du noch Schutzengel?«
»Geht schon«, sagte ich.
»Wir sind nämlich noch nicht fertig. Da ist noch einiges zu tun.«
Ich schüttelte ihnen die Hand.
»Ach, übrigens, Loubet empfiehlt dir wärmstens, fischen zu gehen. Er sagt, es ist das Beste für dein Leiden.« Und sie lachten wieder.
Kaum hatte ich vor meinem Haus geparkt, als ich Honorine aus ihrer Tür kommen sah. Im Morgenrock. Ich hatte sie noch nie im Morgenrock gesehen. Oder nur als ganz kleiner Junge. »Kommen Sie, kommen Sie«, sagte sie leise.
Ich folgte ihr nach drinnen.
Dort saß Fonfon. Mit den Ellenbogen auf dem Küchentisch. Vor den Karten. Die beiden spielten Rommé. Um zwei Uhr morgens. Kaum kehrte ich den Rücken, tanzten die Mäuse auf den Tischen.
»Wie gehts?«, sagte er und umarmte mich.
»Sagen Sie, haben Sie schon gegessen?«, fragte Honorine.
»Wenn Sie einen Schmorbraten haben, sage ich nicht nein.«
»Oh! Er nun wieder«, stöhnte Fonfon. »Schmorbraten! Als ob wir nichts anderes zu tun hätten.«
So liebte ich sie.
»Wenn Sie wollen, mache ich Ihnen schnell etwas Knoblauchbrot.«
»Lassen Sie, Honorine. Mir ist viel mehr nach einem Gläschen. Ich hole meine Flasche.«
»Nein, nein«, sagte sie. »Sie werden sie noch alle aufwecken. Deshalb haben wir nach Ihnen Ausschau gehalten, Fonfon und ich.«
»Wen alle?«
»Nun ... In Ihrem Bett liegen Gélou, Naïma und... Oh! Jetzt habe ich ihren Namen vergessen. Die Dame aus Vietnam.«
»Cue.«
»Genau. Auf der Couch liegt Mathias. Und auf einer Matratze, die ich in die Ecke gelegt habe, Naïma s Bruder. Mourad, richtig?«
»Richtig. Und was haben sie da zu suchen?«
»Was weiß ich. Wahrscheinlich dachten sie, dort seien sie besser aufgehoben als anderswo, oder? Was meinen Sie, Fonfon?«
»Na, ich denke, sie haben richtig gehandelt. Willst du bei mir schlafen?«
»Danke. Das ist lieb von dir. Aber ich glaube, ich bin gar nicht mehr müde. Ich werde eine Runde aufs Meer hinausfahren. Es sieht nach einer schönen Nacht aus.«
Ich umarmte sie.
Ich schlich zu mir hinein wie ein Dieb. Aus der Küche holte ich eine volle Flasche Lagavulin, eine Jacke und eine warme Decke aus dem Schrank. Ich stülpte meine alte Fischermütze auf und stieg zu meinem Boot hinunter.
Mein treuer Freund.
Ich sah meinen Schatten im Wasser. Den Schatten eines verbrauch - ten Mannes.
Ich ruderte hinaus, um keinen Lärm zu machen.
Auf der Terrasse glaubte ich, Honorine und Fonfon Arm in Arm zu erkennen.
Da fing ich an zu heulen.
Teufel, tat das gut.
Solea
F ü r Thomas,
wenn er einmal gro ß ist.
Aber etwas sagte mir,
dass es normal war,
dass wir in bestimmten
Momenten unseres Lebens
Leichen küssen müssen.
Patricia Melo
Prolog
Fern den Augen, nah dem Herzen,
Marseille, immer
Ihr Leben war dort, in Marseille. Dort drüben hinter den Bergen, die heute Abend im glühenden Rot der untergehenden Sonne leuch - teten. Morgen wird Wind aufkommen, dachte Babette.
Seit sie vor vierzehn Tagen nach Le
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